Es wird spannend |
16.08.2017 09:35 Uhr |
Am 24. September wählt Deutschland ein neues Parlament. Auf den ersten Blick erscheint die Bundestagswahl eher langweilig. Einen echten Wahlkampf gibt es bislang nicht. Nach aktuellem Stand ist eine Neuauflage der Großen Koalition zwar ziemlich wahrscheinlich, wenn auch unbeliebt. Die Apotheker werden in diesem Jahr sehr genau überlegen, wen sie wählen. Dabei geht es vor allem darum, welche Parteien als Koalitionspartner bereit sind, den Versandhandel mit verschreibungspflichtigen Arzneimitteln zu verbieten.
Weil der Ausgang der Wahl in diesem Jahr für die Apotheker so wichtig ist, informieren wir unsere Leser besonders ausführlich über die gesundheitspolitischen Positionen der Parteien. Bis zur Bundestagswahl werden wir die Gesundheits- und Arzneimittelexperten der einzelnen Parteien befragen. Unsere kurze Serie startet in dieser Ausgabe. Wir haben uns dafür entschieden, auch die FDP zu befragen, die zwar nicht im Bundestag vertreten ist, aber über viele Jahre die Gesundheitspolitik in Deutschland mitbestimmt hat. Die AfD haben wir dagegen nicht befragt. In ihrem Wahlprogramm fehlen die Wörter »Apotheker« und »Arzneimittel« vollständig. Was sollen wir da noch fragen?
Als erste Interview-Partnerin stellt SPD-Gesundheitspolitikerin Sabine Dittmar das gesundheitspolitische Konzept der Sozialdemokraten vor. Sie ist keine Freundin des Rx-Versandverbots, daraus hat sie auch im Gespräch mit der PZ keinen Hehl gemacht (lesen Sie dazu Sabine Dittmar: Der Medikationsplan hat mich aufgeregt). Bei einem Versandverbot könnte es zu Versorgungsproblemen kommen, sagt Dittmer, obwohl sie weiß, dass sie damit bei den Apothekern keine Pluspunkte sammeln kann. Dennoch ist es gut, dass die Sozialdemokratin deutlich Position bezieht. Ein klares Statement ist immer besser als eine unwahre Behauptung. Bis zur Wahl werden wir Interviews mit Michael Hennrich (CDU), Kathrin Vogler (Linke), Marie-Agnes Strack-Zimmermann (FDP) und Kordula Schulz-Asche (Grüne) führen.
Beim Rx-Versandverbot wird es wohl erst nach der Wahl hoch hergehen. Bislang fordern dies nur die Union und Linkspartei. Kommt es nach der Wahl erneut zu einer Großen Koalition, ist offen, was mit dem Rx-Versandhandel geschieht. Dasselbe gilt für den Fall einer möglichen schwarz-gelben Regierung. Die FDP hat zwar bislang keine Gelegenheit ausgelassen, die Apotheker zu verärgern, ob sie aber eine Koalition mit dem früheren Dauerpartner Union wegen des Versandverbots platzen lassen würde, ist offen. Es bleibt also auch nach der Wahl spannend.
Daniel Rücker
Chefredakteur
Alle vier Jahre wird in Deutschland ein neuer Bundestag gewählt. Wir berichten mit Blick auf die Gesundheitspolitik und die Auswirkungen für die Apotheken.