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An einem Strang

13.08.2014  09:42 Uhr

Das Tauziehen ist eine alte Teamsportart, und sie ist recht schnell erklärt. Zwei Mannschaften ziehen jeweils am Ende eines langen Seils. Wer es schafft, den Gegner über die Mittellinie zu ziehen, geht als Sieger aus dem Wettkampf hervor. Krankenkassen und Apotheker sind in dieser Disziplin wahrlich erprobt. Über Jahre stritten sie auf diese Weise um den Apothekenabschlag – in übertragenem Sinne versteht sich.

 

Schließlich hatten beide Seiten genug von dem Gezerre. Im vergangenen Sommer beschlossen sie daher, in Sachen Abschlag künftig stärker an einem Strang zu ziehen. Das haben Apotheker und Kassen jetzt mit einem gemeinsamen Schreiben an Gesundheitspolitiker getan. Darin schlagen sie vor, den Rabatt ab 2015 dauerhaft auf einer Höhe von 1,77 Euro festzuschreiben (lesen Sie dazu Apothekenabschlag: Dauerhaft 1,77 Euro).

 

Für die Apotheker wäre das kein schlechtes Ergebnis. Gewiss würde manch einer den Abschlag gern niedriger sehen. Doch auch die Kassen mussten von ihren Forderungen deutlich abrücken. 1,77 Euro sind somit schlichtweg ein Kompromiss. Hinzu kommt: Ein im Gesetz fixierter Rabatt bedeutet zunächst Planungssicherheit. Statt mit den Kassen jährlich aufs Neue um Centbeträge zu ringen, könnten sich die Apotheker verstärkt auf ihre pharmazeutische Arbeit konzentrieren.

 

Natürlich bringt der Vorschlag aber auch Risiken mit sich. Wird der Abschlag per Gesetz geregelt, kann die Politik theoretisch über dessen Höhe bestimmen. Schon bald dürften die Krankenkassen finanziell schlechter dastehen als bislang. Für die Parteien wäre es dann ein Leichtes, an der Rabattschraube zu drehen – und das Ganze als Sonderopfer zu titulieren.

 

Aufpassen müssen die Apotheker zudem an anderer Stelle. Übernehmen sie künftig mehr Aufgaben oder fallen höhere Kosten an, soll das laut Vorschlag allein über die Arzneimittelpreisverordnung berücksichtigt werden. Diese sieht jedoch keine regelmäßige Anpassung der Vergütung vor, anders als es bislang beim Abschlag der Fall ist. Genau darauf müssen die Apotheker nun mit allen Mitteln drängen, wenn sie am Ende nicht den Kürzeren ziehen wollen.

 

Stephanie Schersch 

Ressortleitung Politik und Wirtschaft 

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