Pharmazeutische Zeitung online
Fallbericht

Hepatitis unter Umckaloabo

02.08.2011  14:20 Uhr

Von Daniela Biermann / Bei Einnahme des Erkältungsmittels Umckaloabo® kann es anscheinend zu Leberentzündungen kommen. Darauf deutet der Fall eines 40-jährigen Mannes hin, über den jetzt die Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft (AkdÄ) berichtet.

Der Betroffene hatte weder Vorerkrankungen noch nahm er eine Dauermedikation ein. Für einen kurzen Zeitraum wendete der Mann den Extrakt aus der Kapland-Pelargonie an. Etwa zwei Wochen später traten Oberbauchschmerzen und Gelbsucht auf. Die Leberwerte waren deutlich erhöht. Eine virale oder Autoimmunhepatitis schlossen die Ärzte aus. »Die Leberhistologie wurde als medikamentös-toxische Hepatitis mit kanalikulärer Cholestase ohne Nekrosen bewertet«, schreibt die AkdÄ. Da die Einnahme anderer Medikamente sowie Alkohol- und Drogenmissbrauch ausgeschlossen wurden, geht die AkdÄ von einem »wahrscheinlichen Kausalzusammenhang« mit Umckaloabo aus.

Laut AkdÄ sind im deutschen Spontanmeldesystem bis Juni 2011 insgesamt 145 Verdachtsberichte unerwünschter Arzneimittelwirkungen von Umckaloabo gelistet. In 19 Fällen geht es um unerwünschte Wirkungen an der Leber. Der Großteil der Berichte bezieht sich auf Hautausschlag, Juckreiz und Überempfindlichkeit. Der Beipackzettel nennt bereits als gelegentlich auftretende Nebenwirkung eine Erhöhung der Transaminase-Werte (bei 1 bis 10 von 1000 Behandelten).

 

In einer Stellungnahme weist Hersteller Spitzner darauf hin, dass nicht genügend Daten vorliegen würden, um einen Kausalzusammenhang sicher zu belegen. So fehlen laut Spitzner umfassende Laborparameter und Ultraschalluntersuchungen. Der Ausschluss einiger viraler sowie seltener und endokriner Erkrankungen sei nicht erfolgt. Zudem gebe es kein einheitliches Bewertungssystem für Spontanmeldungen. »Obwohl wir auf Basis der oben genannten Punkte nach wie vor den Kausalzusammenhang für nicht abschließend bewertbar halten, können wir diese Möglichkeit andererseits auch nicht vollkommen ausschließen«, resümiert Spitzner. Man nehme seine Pflicht als pharmazeutischer Unternehmer sehr ernst und behandle jeden eingehenden Fall unabhängig von der Quelle sehr sorgfältig. Die Patienten- und Fachinformationen sollen entsprechend überarbeitet werden.

 

Die AkdÄ empfiehlt den Apothekern, die Patienten beim Kauf von Umckaloabo auf potenzielle Nebenwirkungen wie Überempfindlichkeits- und Leberreaktionen hinzuweisen und nach Kontraindikationen zu fragen. Dazu gehören eine erhöhte Blutungsneigung, die Einnahme gerinnungshemmender Substanzen wie Phenprocoumon sowie schwere Leber- und Nierenerkrankungen. Jeden Verdacht auf eine Nebenwirkung sollten Apotheker an die Arzneimittelkommissionen von Apothekern und Ärzten melden. /

Mehr von Avoxa