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Herzinfarktrisiko

Einmal ASS, immer ASS

02.08.2011  14:20 Uhr

Von Annette Mende / Patienten, die nach einem Herzinfarkt oder Schlaganfall niedrig dosierte Acetylsalicylsäure (ASS) zur Sekundärprophylaxe einnehmen, sollten das Medikament nicht eigenmächtig absetzen. Denn das erhöht ihr Risiko für ein erneutes kardiovaskuläres Ereignis.

Das Risiko für nicht tödliche Herzinfarkte und Tod aufgrund koronarer Herzkrankheit steigt kurz nach dem Absetzen von ASS um 43 Prozent. Das schreiben spanische und schwedische Wissenschaftler jetzt im »British Medical Journal« (doi: 10.1136/bmj.d4094). Ihren Berechnungen zugrunde liegen Zahlen einer britischen Datenbank, in der mehr als drei Millionen Patienten von allgemeinmedizinischen Praxen registriert sind. Als Geldgeber war an der Studie unter anderem die Firma AstraZeneca beteiligt.

In der Datenbank fanden die Autoren knapp 40 000 Patienten, die nach einem kardiovaskulären Ereignis eine Therapie mit 75 bis 300 Milligramm ASS täglich begonnen hatten. Diese beobachteten sie im Durchschnitt für etwas mehr als drei Jahre. Sie stellten fest, dass das Ausmaß, in dem das Risiko für einen Herzinfarkt mit nicht tödlichem Ausgang kurz nach dem Absetzen von ASS ansteigt, in etwa demjenigen entspricht, um das die kontinuierliche Einnahme des Thrombozyten-Aggregations-Hemmers das kardiovaskuläre Risiko senkt. Lag der Therapieabbruch jedoch bereits längere Zeit zurück, hatten die Patienten im Vergleich zu denjenigen mit kontinuierlicher ASS-Einnahme kein erhöhtes Herz-Kreislauf-Risiko. Der Risikoanstieg war demnach auf die Zeit kurz nach dem Absetzen von ASS beschränkt. Wie lange die Patienten das Medikament zuvor eingenommen hatten, war dabei unerheblich.

 

Die Autoren sehen weiteren Forschungsbedarf zur Klärung der Frage, warum Patienten ohne ersichtlichen Grund ASS nach jahrelanger Einnahme einfach absetzen. Sie zitieren Untersuchungen, denen zufolge etwa die Hälfte der Patienten eine langfristige Therapie mit ASS eigenmächtig beendet. Mögliche Gründe sind aus ihrer Sicht, dass die Patienten die Einnahme schlicht vergessen, dass sie keinen therapeutischen Nutzen sehen oder dass sie unter Nebenwirkungen leiden, von denen sie ihrem Arzt nicht berichten. Betroffenen Patienten immer wieder den Sinn ihrer Therapie in Erinnerung zu rufen, stellt somit eine wichtige Aufgabe des pharmazeutischen Personals dar. / 

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