Helle Flecken und dunkle Knoten |
02.08.2010 08:17 Uhr |
Von Dietrich Abeck / Pigmentierte Veränderungen der Haut und ihrer Anhangsorgane treten häufig auf. So unterschiedlich das klinische Bild ist, so unterschiedlich sind auch die möglichen Ursachen. Längst nicht alle Pigmentstörungen lassen sich gut behandeln.
Hell depigmentierte Hautstellen, bräunliche oder graue Flecken, bläulich-schwarze Knoten in der Haut oder stark behaarte Areale: Treten solche Veränderungen an gut sichtbaren Stellen wie den Händen oder im Gesicht auf, sind sie nicht nur kosmetisch störend. Es kann den Patienten erheblich belasten, wenn Mitmenschen mit Ablehnung oder Abscheu auf die Hautzeichnung reagieren. Zwar ist inzwischen gut bekannt, dass beispielsweise die Weißfleckenkrankheit (Vitiligo) nichts mit Lepra zu tun hat, jedoch halten immer noch viele Menschen die Erkrankung für ansteckend.
Berichten Kunden in der Apotheke von Verfärbungen und Veränderungen an Haut und Nägeln, sollte der Apotheker sie an den Hautarzt verweisen. Ohne vorherige ärztliche Abklärung dürfen keine Bleich- oder Selbstbräunungscremes eingesetzt werden. Schließlich gilt es, auch schwere Erkrankungen wie Hauttumoren, Nagel-Psoriasis oder Nagelpilz auszuschließen. Bei der differenzialdiagnostischen Abgrenzung spielen neben dem klinischen Bild auch der Manifestationszeitpunkt und das Vorliegen einer Schuppung eine wichtige Rolle. Diese Übersicht stellt häufige, durch eine Veränderung der Pigmentierung charakterisierte Erkrankungen vor und nennt Therapieoptionen.
Abbildung 1a: Bei der Vitiligo zeigen sich scharf begrenzte, weiße Flecken, hier an der linken Flanke.
Fotos: Abeck
Hartnäckige Vitiligo
Vitiligo ist die häufigste erworbene Depigmentierungsstörung mit einer weltweiten Prävalenz von circa 0,5 Prozent. Es gibt keine Unterschiede hinsichtlich Geschlecht und ethnischer Zugehörigkeit. Klinisch fallen sehr scharf begrenzte weiße Flecken auf, die keine Schuppung aufweisen. Manchmal zeigt sich die Vitiligo nur in einer singulären Läsion, häufiger jedoch bestehen gleichzeitig mehrere Herde (Abbildung 1a und 1b). Häufig sieht man auch eine Depigmentierung der angrenzenden Schleimhäute. Der Patient hat keinerlei subjektive Symptome wie Schmerzen, Jucken oder Brennen.
Als Poliosis bezeichnet man das lokal begrenzte erworbene Ergrauen oder Weißwerden der Haare. Es ist häufig ein Teilsymptom oder sogar die ausschließende Manifestation einer Vitiligo (Abbildung 2).
Abbildung 1b: Im Zentrum einer weißlichen Macula sieht man punktförmige Hyperpigmentierungen als Zeichen der beginnenden Repigmentierung.
Die Ursache für den Untergang der Melanozyten in den depigmentierten Herden ist noch nicht bekannt. Initial können bei Verläufen, die durch das Auftreten mehrerer Herde gekennzeichnet sind (sogenannte nicht-segmentale Verläufe), mononukleäre Zellen im Randbereich von depigmentierten zu pigmentierten Arealen nachgewiesen werden. Immunologische Störungen, oxidativer Stress, neurogene sympathische Störungen wie auch genetische Faktoren werden derzeit als Ursachen diskutiert.
Da die Vitiligo mit einem erhöhten Risiko für eine Autoimmunerkrankung der Schilddrüse, insbesondere der Hashimoto-Thyreoiditis, assoziiert ist, veranlasst der Arzt bei der Erstvorstellung auch die Bestimmung von Antikörpern gegenüber der Schilddrüsenperoxidase.
Vor Beginn jeder Therapie sollte der Arzt mit dem Patienten ausführlich über die Erfolgsaussichten sprechen. Der Patient muss wissen, dass keine Heilung möglich und auch eine vollständige Repigmentierung nicht realistisch ist. Eine 75-prozentige Wiederbesiedelung des Areals mit Melanozyten (Repigmentierung) gilt als Erfolg. Alle Behandlungen dauern viele Monate.
Hautveränderungen im Gesicht sprechen am besten auf eine Behandlung an, Veränderungen an Händen und Füßen dagegen kaum. Unabhängig vom befallenen Areal treten sehr häufig Rezidive auf. Bei etwa zwei Dritteln der Patienten zeigt sich schon innerhalb eines Jahres nach Therapieende ein Rezidiv im behandelten Areal. Vor diesem Hintergrund ist eine Nichtintervention häufig sinnvoller als eine langwierige Therapie, insbesondere bei fehlendem Leidensdruck oder im Kindesalter.
Abbildung 2: Weiße Haare im dunklen Schopf bei Poliosis
Die Behandlungsart orientiert sich am Befallsgrad und der Lokalisation. Bei einzelnen wenigen Herden im Gesicht oder am Hals werden topische Calcineurin-Inhibitoren wie Tacrolimus (Beispiel Protopic®, 0,1% Salbe) und Pimecrolimus (Beispiel: Elidel® Creme) zweimal täglich aufgetragen. Diese Wirkstoffe (off label) sind aufgrund potenzieller Nebenwirkungen der Corticosteroide im Gesicht und Halsbereich hier die Substanzen der Wahl. Tacrolimus ist effektiver als Pimecrolimus. Sind andere Areale betroffen, wird meist Momethasonfuroat einmal täglich über Nacht topisch eingesetzt (Beispiel: Ecural® Salbe).
Ob die Läsion auf die topische Therapie anspricht, lässt sich häufig erst nach acht bis zwölf Wochen beurteilen. Eine Applikation über Nacht unter Okklusion, zum Beispiel mit Hydrokolloid-Verbänden wie Varihesive® extradünn, steigert die Wirkung. Etwa die Hälfte der Patienten erreicht eine Ansprechrate mit einer Repigmentierung von über 75 Prozent.
Bei zahlreichen, über den Körper verbreiteten (disseminierten) Hautveränderungen ist die UVB-Phototherapie (UVB- 311 nm zweimal wöchentlich) die Option der Wahl. Sie ist auch der nebenwirkungsstärkeren PUVA-Therapie überlegen. Etwa 60 Prozent der Patienten erreichen nach zwölf Monaten eine Ansprechrate mit über 75 Prozent Repigmentierung.
In spezialisierten Einrichtungen kommen bei Patienten mit wenigen kleinflächigen Herden auch chirurgische Verfahren zum Einsatz, zum Beispiel die Transplantation autologer epidermaler Zellsuspensionen. Diese Verfahren eignen sich für die Behandlung der seltenen segmentalen Vitiligo, bei der sich die depigmentierten Areale auf ein Dermatom beschränken und keine Progressionstendenz aufweisen. Bei der nicht-segmentalen Vitiligo darf vor einer chirurgischen Intervention in den zu behandelnden Arealen über längere Zeit (Jahre) keine Aktivität zu verzeichnen sein. Der Patient muss wissen, dass die invasiven Verfahren mit hohen Kosten verbunden sind.
Schließlich sind auch kosmetische Hilfen in Form von Semi- oder Permanent-Tattoos möglich. Bei der Camouflage werden die hellen Herde mit einem Spezial-Make-up abgedeckt. Bei wenigen Herden mit kleiner Fläche kann der Patient auch Selbstbräuner verwenden.
Wichtig in der Apotheke ist die Beratung zum Sonnenschutz. Einige Patienten erleiden auf den weißen Hautflecken schnell Sonnenbrand und müssen die depigmentierte Haut daher durch dichte Kleidung oder Sunblocker (Lichtschutzfaktor ab 30) schützen. Eine besondere Hautpflege ist aber nicht notwendig.
Vitiligo belastet viele Patienten psychisch enorm. Unhängig vom Ausdehnungsgrad ist daher in manchen Fällen eine professionelle psychotherapeutische Unterstützung indiziert.
Abbildung 3a: Pityriasis versicolor mit konfettiartiger Aussaat weißlicher Maculae am Rücken eines Patienten.
Pityriasis versicolor
Diese Erkrankung, im Volksmund auch Kleienflechte genannt, manifestiert sich vor allem in den Sommermonaten. Sie fällt durch hypo- oder hyperpigmentierte Areale auf, die in Abgrenzung zu Lentigines (scharf begrenzte dunkle Hautflecken) oder der Vitiligo eine feinlamellöse (pityriasiforme) Schuppung zeigen. Die ovalen Hautareale, deren Farbton weißlich, rötlich oder bräunlich sein kann, kommen vor allem am oberen Stamm, im Nacken und an den Oberarmen vor (Abbildung 3a und 3b).
Als Auslöser gilt Malassezia globosa, eine von sieben Spezies innerhalb der Gattung Malassezia. Bis heute ist nicht bekannt, welche Faktoren die Umwandlung des Erregers in die pathogene Form induzieren. Ein seborrhoischer Hauttyp, übermäßiges Schwitzen (Hyperhidrose), perorale Steroidbehandlung oder Immunsuppression anderer Ursache sind die wichtigsten endogenen Provokationsfaktoren.
Abbildung 3b: Die Detailaufnahme zeigt eine feine Schuppung innerhalb einzelner Flecken.
Die Erkrankung gehört in den Industrieländern mit einer Prävalenz von 1 bis 4 Prozent zu den häufigen dermatologischen Erkrankungen. Bedingt durch hohe Temperaturen und hohe Luftfeuchtigkeit sind in den Tropen bis zu 40 Prozent der Menschen betroffen. Subjektive Symptome fehlen in der Regel.
Die Diagnose wird meist klinisch gestellt. Ausschlaggebend ist letztlich der Pilznachweis. Mithilfe eines Tesafilm-Abrisses kann die Diagnose mikroskopisch ohne Anfärben des Präparats gesichert werden. Neben den Zellen des Stratum corneum erkennt man Hyphen und in Haufen gelegene abgerundete Zellen. Diese für die Diagnose Pityriasis versicolor beweisende Anordnung wird als »Spaghetti und Fleischklößchen« beschrieben. Im Woodlicht, einem UVA-Strahler, zeigen die befallenen Hautareale eine hellgelbe Fluoreszenz.
Die Behandlung kann topisch und systemisch erfolgen. Bei der topischen Therapie wird prinzipiell – auch bei wenigen Herden – die Behandlung des gesamten Stamms, der Arme und der Beine bis unterhalb der Knie empfohlen. Der Arzt verordnet eine Propylenglykollösung oder Antimykotika in Form von Cremes oder Shampoos, wobei Letztere während des Duschens den gesamten Körper benetzen und nach einer Einwirkzeit von etwa drei Minuten wieder abgewaschen werden (Tabelle). Bei ausgeprägtem Befall und häufigen Rezidiven ist die orale Gabe von Itraconazol oder Fluconazol die Therapie der Wahl.
Wirkstoff | Darreichung und Dosierung |
---|---|
Topische Therapie | |
Propylenglykol | Propylenglykol 50 %, Aqua ad 100,0 2 x täglich für 14 Tage |
Ketoconazol | Creme 2 x täglich für 14 Tage |
Ciclopirox | Shampoo, 14 bis 28 Tage täglich anwenden, dabei 2 bis 5 min auf der Haut belassen |
Systemische Therapie | |
Itraconazol | 200 mg für 5 bis 7 Tage |
Fluconazol | 400 mg/Tag an den Tagen 1 und 7 |
Die Rezidivrate ist sehr hoch und beträgt im ersten Jahr 60, im zweiten Jahr 80 Prozent. Daher ist eine Rezidivprophylaxe sinnvoll. Dazu kann der Patient regelmäßig zweimal pro Woche Antimykotika-haltige Shampoos anwenden.
Pityriasis alba
Eine wichtige Differenzialdiagnose zur Vitiligo ist die Pityriasis alba. Es zeigen sich unscharf begrenzte depigmentierte Flecken (Maculae), vorzugsweise im Wangenbereich, mit einer pityriasiformen Schilferung (Abbildung 4). Die Hautveränderungen manifestieren sich bei sebostatischem Hauttyp, insbesondere im Kindesalter. Histopathologisch ist die Erkrankung durch eine Verringerung von epidermalem Pigment ohne Verringerung der Melanozytenzahl im Vergleich zur gesunden Haut gekennzeichnet (7).
Abbildung 4: Pityriasis alba mit unscharf begrenztem, weißlichem Areal an der rechten Wange
Anders als der Name vermuten lässt, ist Pityriasis alba keine Pilzerkrankung. Die Weißverfärbung resultiert aus einer vorherigen leichten Entzündungsreaktion mit nachfolgender postinflammatorischer Hypopigmentierung. Nach Aufklärung über die Ursache der Hautveränderungen sind außer einer regelmäßigen Basispflege mit lipidreichen Produkten meist keine weiteren Maßnahmen notwendig. Eine spontane Repigmentierung stellt sich im Lauf der Zeit wieder ein.
Hat der Patient einen deutlichen Leidensdruck, eignen sich Pimecrolimus (4) und Tacrolimus als Alternative zu Corticoiden (11). Diese Zubereitungen führen innerhalb von sechs bis zwölf Wochen zu signifikanten Erfolgen, insbesondere im Hinblick auf die erwünschte Repigmentierung.
Abbildung 5: Blauer Nävus an der linken Wange
Blaue und behaarte Nävi
Unter der Vielzahl der dermatologisch voneinander abzugrenzenden Nävi – das sind Haut- oder Schleimhautfehlbildungen – fallen einige aufgrund ihrer charakteristischen Pigmentierung auf. Dies sind insbesondere der blaue Nävus, der Nävus spilus und der Becker-Nävus.
Der blaue Nävus manifestiert sich meist im Kindes- oder Jugendalter. Seine Prävalenz wird mit 1 Prozent angegeben. Klinisch zeigt sich die Hautveränderung als polsterförmig erhabener, homogen glatter, derber bläulich-schwärzlicher Knoten, der dermatoskopisch durch eine homogene Blauverfärbung gekennzeichnet ist (Abbildung 5). Die Läsion setzt sich aus dermalen dendritischen Melanozyten zusammen; die blaue Farbe entsteht durch die Lichtbrechung der in tiefen Gewebsschichten stattfindenden Melaninproduktion (Tyndall-Effekt). Während der blaue Nävus eine benigne Hautveränderung darstellt, sollten rasch wachsende Läsionen exzidiert werden, um ein malignes Melanom sicher auszuschließen (1).
Abbildung 6: Mehrere spritzerartige, dunkel pigmentierte Läsionen stehen beim Nävus spilus auf hellbräunlichen Untergrund.
Der Nävus spilus ist häufig schon bei Geburt vorhanden und imponiert als Cafe-au-lait-Fleck mit dunkleren eingestreuten Anteilen (Abbildung 6). Dermatologen sehen Ähnlichkeit mit einem Kiebitzei. Die pigmentierten Einsprengungen stellen Spindelzellnävi dar, die sich auch knotig verändern können. Wie beim blauen Nävus wurde vereinzelt über das Auftreten eines malignen Melanoms in einem Nävus spilus berichtet, sodass es bei entsprechenden Veränderungen sinnvoll ist, den Hautfleck chirurgisch zu entfernen (2).
Am häufigsten im Bereich der Schulter, jedoch auch an anderen Körperstellen, und bevorzugt beim männlichen Geschlecht (4 bis 6 : 1) zeigt sich ein Becker-Nävus (Abbildung 7). Dies ist ein relativ scharf begrenzter, durch flächige Hyperpigmentierung imponierender epidermaler Nävus, in dem sich im weiteren Verlauf eine starke Behaarung (Hypertrichose) ausbildet.
Abbildung 7: Becker-Nävus im Schulter-Oberarm-Bereich mit massiver Aussaat schwarzer Haare
Der Becker-Nävus besteht nicht bei Geburt, sondern bildet sich um das 10. Lebensjahr herum aus. Die Melanose ist androgen-abhängig und weist eine erhöhte Androgenrezeptordichte auf (6). Therapeutisch kommen Laserverfahren zur Anwendung, die über die selektive dauerhafte Zerstörung des Haarfollikels die gewünschte Haarfreiheit erzielen.
Melasma vor Sonne schützen
Unter Melasma, auch Melanose genannt, versteht man eine Dunkelfärbung der Haut oder Schleimhaut durch Ablagerung von Melanin. Betroffen sind vor allem Frauen. Die Erkrankung ist durch unterschiedlich große, oft bizarr begrenzte, bräunlich oder gräulich pigmentierte Maculae ohne epidermale Beteiligung gekennzeichnet (Abbildung 8). Sie befällt vorzugsweise die Stirn, Schläfen und Wangen und manifestiert sich häufig während der Schwangerschaft oder bei Einnahme oraler Kontrazeptiva. Das Erscheinungsbild hängt deutlich von der UV-Intensität ab: Im Winter blassen die Hautveränderungen ab und treten im Sommer stärker hervor.
Abbildung 8: Melasma an der Stirn
Die Behandlung dauert lang und ist häufig unbefriedigend. In Deutschland steht ein verschreibungspflichtiges topisches Präparat zur Verfügung, das eine Kombination aus Hydrochinon, Tretinoin und Hydrocortison enthält (Beispiel: Pigmanorm® Creme). In den USA wird dagegen eine stärkere Kombination aus 4 Prozent Hydrochinon, 0,05 Prozent Tretinoin und 0,01 Prozent Fluocinolonacetonid (Beispiel: Tri-Luma®) präferiert. Diese erzielt nach sechsmonatiger Anwendung Abheilungsraten bei 78 bis 84 Prozent und nach zwölf Monaten bei 81 bis 94 Prozent der Patienten (15). Unbedingt erforderlich ist ein täglicher konsequenter UV-Schutz, wobei optimal hautverträgliche Blocker verwendet werden sollen.
Täuschende Pomadenkruste
Hautverfärbungen können auch exogen verursacht sein. Beispielsweise können Auflagerungen von Salbenresten verschiedene Krankheitsbilder wie ein Cornu cutaneum (5) oder eine Dyskeratosis follicularis imitieren (17).
Abbildung 9: Pomadenkruste im Nacken; die bräunlichen hyperkeratotischen Zapfen lösen sich durch Reiben mit in Öl getränkten Leinenläppchen vollständig ab.
Dazu ein Fallbericht aus eigener Praxis: Ein zwölfjähriges Mädchen mit einer kosmetisch störenden Hyperpigmentierung im Nacken fragte nach Therapiemöglichkeiten. Ein anderer Arzt hatte die Diagnose eines epidermalen Nävus gestellt und eine flächige Exzision empfohlen. Klinisch zeigte sich ein flächiges, dunkel pigmentiertes hyperkeratotisches Areal im Nackenbereich (Abbildung 9). Die Hautveränderungen bestanden seit dem siebten Lebensjahr, was für einen epidermalen Nävus ungewöhnlich ist.
Die weitere Befragung ergab, dass vorher ein Ekzem im Nacken bestanden hatte, das mehrere Monate lang mit topischen Steroiden und Vaseline behandelt wurde. Daraus ergab sich die klinische Verdachtsdiagnose Pomadenkruste, die durch Ablösen der Krusten mit einem ölgetränkten Leinenläppchen bestätigt wurde.
Exogene Pigmentierung: Tattoos
Tätowierungen und Tattoos sind seit den 1990er-Jahren äußerst beliebt, insbesondere bei Jugendlichen. Bei der Tätowierung wird die Haut punktiert und dabei gleichzeitig ein Farbstoff in die Haut eingebracht. Damit ist eine Entfernung extrem problematisch. Dagegen versteht man unter »Tattoo« das Aufbringen von Bildern oder Texten auf die Haut in Form von Klebebildern; diese lassen sich wieder leicht abwaschen. Fast jeder 10. Deutsche trägt Schätzungen zufolge inzwischen ein Tattoo.
Abbildung 10: Ekzemreaktion infolge von p-Phenylendiamin in einem Tattoo
Bei Tätowierungen oder beim Permanent-Make-up können infolge von Verunreinigung der Farbpigmente allergische Reaktionen auftreten, die teilweise sehr schwer verlaufen (9). Dagegen liegt die Gefahr bei Selbstklebe-Tattoos in der Auslösung einer kontaktallergischen Reaktion auf Inhaltsstoffe wie Parabene, insbesondere Methylparabene, oder Cetylstearylalkohol.
Im Ausland erworbene Tattoos können schwere allergische Reaktionen hervorrufen, die durch p-Phenylendiamin ausgelöst werden (8) (Abbildung 10). Diese Substanz darf in Deutschland in Kosmetika nicht mehr eingesetzt werden. Die Behandlung erfolgt mit stark wirksamen topischen Steroiden über einen Zeitraum von einer bis zwei Wochen.
Abbildung 11: Longitudinale Melanoonychie
Gestreifte und grüne Nägel
Nicht nur die Haut, auch die Hautanhangsgebilde können Pigmentveränderungen aufweisen. Ein bräunlich-schwärzlicher, die Nagelplatte längs (von proximal nach distal) durchziehender Streifen kennzeichnet die longitudinale Melanoonychie (Abbildung 11). Die Erkrankung ist bei Europäern selten. Jedoch ist sie bei 10 bis 20 Prozent der Japaner vor allem am Daumen, Zeige- und Mittelfinger zu beobachten. Fast alle Afro-Amerikaner über 50 Jahren sind betroffen. Die Nagelverfärbung verursacht keine subjektiven Beschwerden.
Die wichtigste Differenzialdiagnose zur longitudinalen Melanoonchyie ist das subunguale maligne Melanom (13). Es gibt einige klinische Hinweise, die an ein Melanom denken lassen sollen:
Auftreten an einem einzelnen Finger bei Menschen zwischen dem 40. und 60. Lebensjahr,
plötzliches Auftreten in zuvor unauffälliger Nagelplatte,
verdächtig vor allem bei Manifestation am Daumen, Zeigefinger oder Großzehe,
Auftreten nach Traumata,
zusätzliche Zeichen einer Nageldystrophie,
positives Hutchinson’sches Zeichen, das heißt die Verfärbungen sind nicht auf die Nagelplatte begrenzt, sondern greifen auf den Nagelwall über.
Abbildung 12: Green-Nail-Syndrom
Das »Green Nail Syndrome« bezeichnet eine symptomlose Verfärbung unter dem Nagel, die sich infolge einer Ablösung der Nagelplatte (Onycholyse) ausbildet (Abbildung 12). Überwiegend, aber nicht ausschließlich ist diese Verfärbung auf eine Infektion mit dem gramnegativen Bakterium Pseudomonas aeruginosa zurückzuführen (12). Gelegentlich können auch andere Pseudomonas-Arten, Candida-Spezies oder Schimmelpilze isoliert werden. Die Erkrankung wird begünstigt durch häufiges Arbeiten im feuchten Milieu, Mikrotraumen, Onychotillomanie (Nägelbeißen) und Nagelerkrankungen wie die Psoriasis. Die Entfernung befallener Nagelanteile in Kombination mit Bürsten des Nagelbetts in einer 2-prozentigen Natriumhypochloridlösung sowie das Baden in einer Weinessig-Wasser-Mischung führen zur Abheilung. /
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Dietrich Abeck studierte Humanmedizin an der Ludwig-Maximilians-Universität München und wurde 1986 promoviert. 1994 habilitierte er sich und erhielt 1998 die C3-Professur für Klinische Dermatologie an der Technischen Universität München. Nach mehr als 15-jähriger Tätigkeit an dermatologischen Universitätskliniken ist er seit 2003 als niedergelassener Dermatologe und Allergologe tätig. Er ist Mitglied in mehreren Fachgesellschaften und betreut Phase-III- und -IV-Studien. Ehrenamtlich engagiert sich Abeck im Kuratorium Kinderkrebsvorsorge e. V.
Professor Dr. med. Dietrich Abeck
Gemeinschaftspraxis für Dermatologie – Allergologie
Konsiliararzt
Renatastraße 72
80639 München