Pharmazeutische Zeitung online
Weißfleckenkrankheit

Was bei Vitiligo helfen kann

Eine Vitiligo ist nicht ansteckend, sie schädigt weder innere Organe noch sind tödliche Verläufe beschrieben. Dennoch kann sie die Kriterien einer schweren Krankheit erfüllen. Die kürzlich erschienene aktualisierte Leitlinie informiert unter anderem über mögliche Pharmakotherapien.
Maria Pues
11.08.2021  07:00 Uhr

Ohne erkennbaren Grund zeigen sich bei einer Vitiligo (Weißfleckenkrankheit) plötzlich helle oder weiße Hautstellen, häufig zunächst im Gesicht, an den Händen oder Füßen. Grundsätzlich kann sie jedoch an allen Körperregionen auftreten. Auch Schleimhäute und behaarte Haut können betroffen sein – inklusive Haare, was sich etwa an hellen Strähnen zeigen kann.

Um eine kosmetische Störung handelt es sich dabei nicht, so die kürzlich erschienene S1-Leitlinie »Diagnostik und Therapie der Vitiligo«. Vielmehr könne eine Vitiligo die Kriterien einer schweren Krankheit erfüllen. Gründe hierfür stellten neben der starken psychosozialen Belastung eine erhöhte Rate an assoziierten Autoimmunerkrankungen dar, insbesondere von Schilddrüsenerkrankungen und Alopecia areata sowie von atopischen Erkrankungen.

Weltweit sind 0,5 bis 1 Prozent der Menschen betroffen. Die Krankheit beginnt zumeist im Alter von 10 bis 30 Jahren, kann aber in jedem Alter auftreten. Sie ist durch eine fortschreitende Zerstörung der pigmentbildenden Zellen (Melanozyten) gekennzeichnet. Viele Details sind noch unbekannt und Gegenstand der Forschung, doch scheinen verschiedene Einflussfaktoren und Pathomechanismen eine Rolle zu spielen:

  • genetische Disposition,
  • vermehrte Produktion von Wasserstoffperoxid in der Haut (unter anderem durch eine Fehlregulierung antioxidativer Enzyme) und eine vermehrte Vulnerabilität der Melanozyten,
  • neurologische Faktoren,
  • Ungleichgewicht zwischen melanozytären Mitogenen und Schutzfaktoren versus proinflammatorisch wirkenden Zytokinen,
  • verminderte Melanozytenadhäsion durch E-Cadherin-Fehlregulation (sogenannte Melanozytorrhagie),
  • Autoimmunphänomene im zellulären und humoralen Immunsystem.

Verschiedene Formen

Therapeutisch und prognostisch bedeutsam ist die Klassifizierung der Erkrankung. Am häufigsten tritt die nicht segmentale Vitiligo (NSV) auf. Diese beginnt typischerweise symmetrisch auf beiden Körperhälften und meist im Gesicht. Häufig betroffen sind außerdem Körperstellen, an denen die Haut mechanisch stark beansprucht wird, zum Beispiel an den Ellenbogen, Achseln oder im Bereich von Körperhöhlen. Die NSV kann zu einer generalisierten Vitiligo und vollständiger Depigmentierung fortschreiten.

Seltener (in 5 bis 16 Prozent der Fälle) kommt es zu einer segmentalen Vitiligo (SV). Sie beginnt zumeist in einem früheren Lebensalter und kommt häufig innerhalb eines Jahres zum Stillstand. Rezidive treten bei der SV seltener auf. Darüber hinaus unterscheidet man eine gemischte Vitiligo sowie nicht klassifizierbare Formen.

Mehr von Avoxa