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DocMorris

Zwischen starker Marke und Besenwagen

16.07.2007  14:18 Uhr

DocMorris

Zwischen starker Marke und Besenwagen

Von Daniel Rücker, Sulzbach (Taunus) 

 

Ralf Däinghaus wirkte angestrengt. Bei seinem Auftritt während einer Managementforum-Veranstaltung in Sulzbach bei Frankfurt am Main war der Geschäftsführer von DocMorris routiniert, aber weitgehend emotionsarm.

 

Man merkt ihm an, dass er nicht mehr der alleinige Herrscher über das von ihm aufgebaute Imperium ist. Seitdem vor gut zwei Monaten Celesio/Gehe DocMorris übernommen hat, war es in der Öffentlichkeit still um Däinghaus geworden. Den Takt gibt nun ein anderer vor, nämlich Celsio-Chef Dr. Fritz Oesterle. Er hat jetzt die Schlagzeilen, freilich nicht nur positive.

 

Beim Management-Forum in Sulzbach durfte Däinghaus auch mal wieder ran. Zumindest ein bisschen. »Über Celesio sage ich nichts«, sagte er, um dann noch darauf hinzuweisen, dass er seine Anteile am niederländischen Versender behalten habe. Verkauft hätten die Kapitalgeber. So sei das eben, wenn man sich mit Heuschrecken einlasse.

 

Die Heuschrecken haben DocMorris an einen Apothekerschreck verkauft. Ob das Däinghaus gefällt, blieb offen. Gut vorstellen kann man es sich nicht. Ein Selbstdarsteller spielt nicht gern die zweite Geige.

 

Vielleicht auch deshalb waren seine Statements eher fade. Müde und wenig originelle Kritik an den Apothekern, die sich nicht bewegten, in verkrusteten Strukturen verharrten und generell an Wettbewerb nicht interessiert seien, wechselte sich mit Ankündigungen über das weitere Vorgehen von DocMorris ab. Obwohl Däinghaus dabei auf seine bewährte Mischung aus Halbwahrheiten und nicht nachprüfbaren Behauptungen setzte, war er nicht einmal sonderlich unterhaltsam.

 

Tapfer behauptete er, das Franchise-Konzept laufe gut. Rund 100 Apotheken sollen bis zum Jahresende den Namen Doc Morris tragen. An der Zahl von 500 in fünf Jahren will er festhalten. Unklar ist allerdings, wie er das Ziel erreichen will. Aktuell gibt es bundesweit 41 Markenpartner-Apotheken. Viele davon hätten ohne die Kooperation wohl nicht mehr lange überlebt. Däinghaus will diesen Eindruck zerstreuen. Er sei nicht »der Besenwagen des deutschen Apothekenwesens«. Hunderte von Apotheken stünden Schlange, um von der »starken Marke DocMorris« zu profitieren. Nur die Besten würden genommen.

 

Wie gewohnt, belegte Däinghaus seine Erfolgsgeschichten mit vagen Zahlen. Balken und Kurven warf er an die Wand. Steile Anstiege waren darauf zu erkennen. Der DocMorris-Gründer spricht von einer »Verdoppelung der Kundenfrequenz« in den ersten Wochen nach Umbau und Umbenennung der Markenpartner. Wenn dafür die Umbau-Wochen die Referenz sind, dann wäre Neid hier fehl am Platz.

 

Absolute Zahlen fehlen auf Däinghaus‘ Grafiken, nicht einmal die Größe der Stichprobe erwähnt er. Ernst nehmen muss man so etwas nicht. Hätte Däinghaus valide Zahlen, würde er sie einsetzen.

 

Fragwürdig werden die Erfolgsgeschichten auch vor dem Hintergrund der massiven Aktivitäten von Celesio/Gehe. Seit Wochen ziehen Mitarbeiter des Großhändlers durchs Land, um aggressiv mit einer Melange aus Drohen und Betteln Gehe-Kunden zum Übertritt in die DocMorris-Familie zu bewegen. Wer sich vor Anträgen angeblich potenter Apotheken nicht retten kann, käme ohne Drückerkolonnen aus.

 

Bizarr war Däinghaus‘ Ankündigung, mit den DocMorris-Apotheken die anderen öffentlichen Apotheken im Service zu überholen. DocMorris werde ein Leistungsspektrum anbieten, »das der Kunde versteht«, kündigte er an und war kaum bereit, doch noch ein wenig Licht in das Dunkel dieser Aussage zu bringen. Schließlich entschied er sich ausgerechnet für die Lieferfähigkeit, die angeblich in vielen Apotheken schlecht sei. Zu oft müssten Patienten weggeschickt werden, weil ihr Medikament nicht vorrätig sei und deshalb erst in zwei Stunden abgegeben werden könne. Bemerkenswert, dass ausgerechnet ein Versandhändler zwei Stunden Lieferzeit für zu lang hält.

 

Immer wieder sprach Däinghaus auch von der Pharmazeutischen Zeitung. Er kennt sie gut, auch wenn er sie »so gut wie nie liest« und sowieso nicht ernst nimmt. Dafür ärgert er sich dann aber doch recht deutlich über uns. Und auch im DocMorris-Blog, den bei der PZ eigentlich niemand liest und sowieso nicht ernst nimmt, zeigt er sich recht gut informiert über das, was die Fachzeitschriften drucken.

 

Nennenswerte Reaktionen im Auditorium gab es im Gegensatz zu früheren Vorträgen des DocMorris-Geschäftsführers nicht. Auch sein Abgang war schnell und leise. Eine Viertelstunde nach dem Ende des Vortrags war er wieder weg.

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