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12.07.2011 15:05 Uhr |
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Schmerzmittel erhöhen Risiko für Herzrhythmus-Störungen
PZ / Nicht steroidale Antirheumatika (NSAR) erhöhen das Risiko für bestimmte Herzrhythmus-Störungen – vor allem zu Therapiebeginn. Zu diesem Ergebnis kommen dänische Forscher in einer aktuell im »British Medical Journal« publizierten Studie (doi: 10.1136/bmj.d3450). Die Wissenschaftler der Universität Aarhus werteten die Daten von mehr als 32 000 Patienten aus, die zwischen 1999 und 2008 zum ersten Mal die Diagnose »Vorhofflimmern« oder »-flattern« erhalten hatten. Als Vergleich dienten etwa zehnmal so viele Personen ohne Herzrhythmus-Störungen. Besonders die erstmalige Einnahme von nicht selektiven NSAR oder selektiven Hemmstoffen der Cyclooxygenase 2 (COX-2-Hemmer, Coxibe) erhöhte das Risiko für Vorhofflimmern oder -flattern. Patienten, die zum ersten Mal ein Rezept über ein anderes NSAR als Acetylsalicylsäure eingelöst hatten, erkrankten um mehr als 40 Prozent häufiger an einer dieser Herzrhythmus-Störungen als die Vergleichspersonen. Der Start einer Therapie mit Coxiben erhöhte die Anzahl der Neuerkrankungen (Inzidenz) sogar um etwa 70 Prozent. Das höchste Erkrankungsrisiko hatten ältere Menschen sowie Patienten mit chronischen Nierenleiden oder rheumatoider Arthritis. Ärzte sollten daher Patienten mit Vorhofflimmern oder -flattern NSAR oder COX-2-Hemmer nicht leichtfertig verordnen, folgern die Autoren.
Ketoprofen-haltige Salben werden verschreibungspflichtig
PZ / Der Sachverständigenausschuss für Verschreibungspflicht will Ketoprofen-haltige Schmerzsalben und -gele unter die Rezeptpflicht stellen. Das teilte die Arzneimittelkommission der Deutschen Apotheker (AMK) mit. Hintergrund ist eine Empfehlung der Europäischen Arzneimittelagentur EMA. Topisch appliziertes Ketoprofen führt in seltenen Fällen zu einer Photosensibilität (lesen Sie dazu auch Ketoprofen: Sonnenschutz, aber richtig, PZ 14/2011). Die Entscheidung darüber, ob Paracetamol verschreibungspflichtig werden soll, hat der Ausschuss auf die nächste Sitzung verschoben. Ebenfalls vertagt wurde die Beratung über die Unterstellung des Hustenblockers Dextromethorphan unter die Verschreibungspflicht. Abschlägig beurteilten die Sachverständigen in ihrer Sitzung am 5. Juli die Anträge, wonach Rizatriptan und Sumatriptan unter bestimmten Bedingungen und Bakterien-Autolysate zur oralen Anwendung generell aus der Verschreibungspflicht entlassen werden sollten. Nicotin-Präparate sollen nach dem Votum des Ausschusses künftig bis zu einer Einzeldosis von 15 Milligramm freiverkäuflich sein. Der Gesetzgeber muss den Empfehlungen des Sachverständigenausschusses noch zustimmen, bevor diese – voraussichtlich zum 1. Januar 2012 – in Kraft treten können.
Antiraucherpille in der Kritik
PZ / Das Raucherentwöhnungsmittel Vareniclin (Champix®) erhöht einer neuen Metaanalyse zufolge das Risiko für schwerwiegende Herz-Kreislauf-Ereignisse wie Schlaganfall oder Herzinfarkt, und zwar nicht nur bei Patienten mit vorbestehenden Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Zu diesem Schluss kommt ein Forscherteam im »Canadian Medical Association Journal« nach Auswertung von 14 placebokontrollierten Doppelblindstudien, an denen insgesamt mehr als 8200 Raucher teilgenommen hatten (doi: 10.1503/cmaj.110218). Demnach erlitten unter Vareniclin signifikant mehr Studienteilnehmer ein kardiovaskuläres Ereignis als unter Placebo (1,06 versus 0,82 Prozent). Aussagen zur Mortalität waren anhand der vorliegenden Daten nicht möglich. Bereits vor einem Monat hatte die US-Arzneimittelbehörde FDA vor einem »geringfügig erhöhten Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Angina Pectoris oder nicht tödliche Herzinfarkte bei Patienten mit bereits bestehenden kardiovaskulären Krankheiten« unter Vareniclin-Einnahme gewarnt. Dr. Curt Furberg, Professor für Public Health an der US-amerikanischen Wake Forest Universität und Seniorautor der aktuellen Studie, geht diese Warnung nicht weit genug. Er verweist auf weitere mögliche Nebenwirkungen des partiellen Nicotin-Agonisten wie Bewusstseinsverlust, Sehstörungen, Depressionen und Suizid. Furberg forderte die FDA in einer Pressemitteilung auf, das Präparat vom Markt zu nehmen. Champix-Hersteller Pfizer wies in einer Pressemitteilung die Kritik an Vareniclin zurück. Man bewerte das Nutzen-Risiko-Profil des Wirkstoffs nach wie vor positiv, hieß es. Die Schlussfolgerungen der Autoren seien aufgrund der geringen Fallzahlen der Studie nicht belastbar. Um das kardiovaskuläre Risiko unter Vareniclin besser einschätzen zu können, plane man in Absprache mit der FDA eine Metaanalyse der eigenen aus klinischen Studien gewonnenen Daten.