Neues Abnehmmittel in den USA zugelassen |
03.07.2012 17:34 Uhr |
Von Annette Mende / Das Arzneistoffangebot zur Bekämpfung von Adipositas und Übergewicht ist in den USA um einen Vertreter reicher geworden. Die US-Arzneimittelbehörde FDA hat dem Serotoninrezeptor-Agonisten Lorcaserin (Belviq®) vergangene Woche die Zulassung erteilt.
Lorcaserin darf eingesetzt werden zur Behandlung von übergewichtigen oder adipösen Patienten mit einem Body-Mass-Index von 27 oder höher, die gleichzeitig unter mindestens einer übergewichtsassoziierten Gesundheitsstörung wie Bluthochdruck, Typ-2-Diabetes oder Fettstoffwechselstörung leiden. Eine Änderung des Lebensstils mit kalorienreduzierter Diät und mehr Bewegung soll die Therapie mit Lorcaserin flankieren.
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Es ist eine Markteinführung im zweiten Anlauf: 2010 war Hersteller Arena Pharmaceuticals mit seinem Zulassungsantrag noch gescheitert, weil ein Expertenkomitee der FDA Sicherheitsbedenken angemeldet hatte. Hintergrund war die strukturelle Ähnlichkeit von Lorcaserin mit Fenfluramin (Ponderax®) und Dexfenfluramin (Isomeride®). Diese Wirkstoffe waren 1997 vom Markt genommen worden, nachdem sich gezeigt hatte, dass sie eine Veränderung der Herzklappen (Valvulopathie) auslösen können.
Lorcaserin wirkt über eine Aktivierung von 5-HT2C-Rezeptoren im Gehirn sättigend und appetitmindernd. Der Grund für die nun doch erfolgte Zulassung ist, dass Lorcaserin eine deutlich höhere Präferenz zu diesem Rezeptor-Subtyp aufweist als die Vorgängersubstanzen. In diversen In-vitro- und In-vivo-Studien konnte der Hersteller zeigen, dass Lorcaserin 8- bis 15-fach wahrscheinlicher an Serotoninrezeptoren vom Typ 2C bindet als an solche vom Typ 2A. Eine Aktivierung von 5-HT2A-Rezeptoren wirkt halluzinogen und abhängigkeitsfördernd. Bezogen auf den Rezeptor-Subtyp 2B, dessen Stimulierung für die Herzklappenschäden verantwortlich gemacht wird, war die Präferenz für 2C sogar 45- bis 90-mal höher. Ferner konnte Arena in Studien zeigen, dass mit der empfohlenen Dosierung von zweimal täglich 10 mg Lorcaserin keine Plasmakonzentrationen erreicht werden, bei denen eine Aktivierung des Serotonin-2B-Rezeptors zu erwarten wäre. Dennoch hat die FDA dem neuen Wirkstoff die Zulassung nur unter der Auflage erteilt, dass der Hersteller dessen kardiovaskuläre Sicherheit in sechs Postmarketing-Studien weiter beobachtet. Eine davon muss Langzeitdaten zum Einfluss auf das Herzinfarkt- und Schlaganfallrisiko liefern. /