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Antibiotika-Gabe auf Station

Besser und enger zusammenarbeiten

09.06.2015  15:08 Uhr

Der Schlüssel für eine erfolgreiche Antibiotika-Therapie im Krankenhaus liegt nicht in neuen Wirkstoffen, sondern in der interdisziplinären Zusammenarbeit zwischen Apothekern, Ärzten, Hygienikern und Mikrobiologen. Davon ist Edith Bennack, Leiterin der Apotheke des St. Elisabeth-Krankenhauses in Köln Hohenlind, überzeugt.

»Es geht nur gemeinsam«, sagte Bennack. Denn zum einen müsse das Wissen um die Eigenschaften und Wirkspektren der Antibiotika sowie ihre korrekte Dosierung eingebracht werden. Zum anderen muss Kenntnis über den Erreger und seine Resistenzmechanismen erlangt werden. Und nicht zuletzt muss die bestmögliche Therapie der Erkrankung des Patienten, die zur Hospitalisierung geführt hat, gefunden werden.

 

Doch der klinische Alltag sehe anders aus, sagte Bennack. Selten würden Blutkulturen oder Proben genommen, um den Erreger zu bestimmen. In der Folge wird die Therapie zu selten nach 48 Stunden bei Ergebniserhalt deeskaliert oder umgestellt.

 

Breitband-Antibiotika, um sicherzugehen

 

Auch der Faktor Angst spielt in der Praxis Rolle. Um auf der sicheren Seite zu sein, wählten Ärzte häufig ein möglichst breit wirksames Antibiotikum aus. Bennack führte das Fallbeispiel einer 79-jährigen Patientin an, die wegen einer Harnwegsinfektion mit Ceftriaxon behandelt wurde. »Dabei wäre eine leitliniengerechte Therapie mit Fosfomycin-Trometamol oder Nitrofuran­toin völlig ausreichend gewesen«, sagte die Apothekerin. Das Beispiel rückte noch ein weiteres Problem in den Fokus: Ceftriaxon ist ein Drittgenerations-Cephalosporin und deren häufiger Einsatz führt nachweislich zu steigenden Clostridien-Infektionszahlen. Eine Infektion zieht dann eine weitere Antibiotika-Therapie nach sich und kann schlimmstenfalls tödlich enden.

 

In der Regel wird im Krankenhaus mit einer intravenösen Therapie begonnen, die je nach Zustand des Patienten anschließend auf eine orale Applikation umgestellt wird. Auch hier kann der Teufel im Detail stecken, wie Bennack am Fall eines 81-jährigen Patienten zeigte. Der Mann war wegen einer Weichteilerkrankung korrekt mit Ampicillin/Sulbactam (Unacid®) in der üblichen Dosierung von dreimal 3 g (entspricht 2 g Ampicllin und 1 g Sulbactam) intravenös über fünf Tage behandelt worden.

 

Bei Umstellung aufgepasst

 

»Bei der Umrechnung von der par­enteralen in die orale Form liegt aber ein Paradoxon vor«, erklärte Bennack. Die gegebene tägliche Dosis (DDD) wie auch die empfohlene tägliche Dosis (RDD) von Unacid beträgt 6 g bezogen auf Ampicillin. Die orale Form Sultamicillin ist jedoch ein Diester, der in der Darmwand zu Ampicillin und Sulbactam gespalten wird. Da in der Fachinformation allerdings lediglich als DDD und RDD eine Tagesdosis von 1,5 g Sult­amicillin empfohlen wird – also 1 g Ampicillin und 500 mg Sulbactam – liegt die orale Dosierung deutlich unter der intra­venösen. »Eine diesbezügliche Anfrage beim Hersteller Pfizer blieb bislang unbeantwortet«, sagte Bennack.

 

Was kann der Apotheker tun? »Kontrollieren Sie die Dosierung und erfragen Sie die Indikation«, riet Bennack. »Erläutern Sie dem Patienten, warum er das Antibiotikum ausreichend lange einnehmen muss.« Wichtig sei, die Komedikation zu erfragen. Bennack verwies auf die häufige Einnahme von Protonenpumpenhemmern. Die stetige Anhebung des Magensaft-pH-Werts führe zu einer verminderten Abwehr und demzufolge zu einer erhöhten Infektionsgefahr, unter anderem mit Clostridien. Auch die Einnahme von Calcium- und Magnesiumpräparaten sollte abgecheckt werden. Vor allem mit Ciprofloxacin gebe es hier häufig Wechselwirkungen. Um mit dem Kunden ins Gespräch zu kommen, empfahl Bennack den Flyer der ABDA »7 Tipps für den richtigen Umgang mit Antibiotika«. Er ist unter http://tinyurl.com/qbv89gp als PDF abrufbar.

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