Antibiotika gegen Problemkeime |
09.06.2015 15:08 Uhr |
Weltweit nehmen Infektionen mit multiresistenten Bakterien zu, und ihre Therapie stellt Ärzte vor große Herausforderungen. Zwar lassen sich Infektionen mit Methicillin-resistenten Staphylococcus aureus (MRSA)-Stämmen häufig gut therapieren, Sorgen bereitet hingegen die Ausbreitung Vancomycin-resistenter Enterokokken.
»Ein großes Problem bei der Behandlung von Infektionen ist, dass Antibiotika-Resistenzen zunehmen, gleichzeitig aber immer weniger neue Antibiotika entwickelt werden«, sagte Professor Dr. Marianne Abele-Horn vom Universitätsklinikum Würzburg. Zu den bedeutendsten pathogenen Keimen zählen laut der Medizinerin und Pharmazeutin hierzulande MRSA-Stämme, Ampicillin-resistente Enterococcus faecium-Stämme und Vancomycin-resistente Enterokokken, außerdem Extended-Spektrum β-Lactamase (ESBL)-produzierende und Carbapenem-resistente Enterobakterien sowie multiresistente Stämme von Acinetobacter baumannii und Pseudomonas aeruginosa.
MRSA-Quote schwankt
Der Schimmelpilz Penicillium notatum unter dem Mikroskop. Seit aus ihm erstmals das Penicillin gewonnen wurde, ist das Problem der Antibiotika- Resistenzen stetig gestiegen.
Foto: picture alliance/BSIP
Zwar gehe die Zahl an MRSA-Infektionen in Deutschland langsam zurück, dennoch bleibe MRSA ein bedrohlicher Erreger, der schwere Haut- und Weichgewebeinfektionen, Bakteriämien und Pneumonien auslösen kann, berichtete Abele-Horn. Mittlerweile gebe es in Deutschland eine Resistenzrate von durchschnittlich 17 Prozent, in einzelnen Kliniken seien aber durchaus noch Resistenzraten von 50 Prozent oder mehr möglich.
»Infektionen mit MRSA lassen sich häufig gut mit Vancomycin behandeln«, so die Medizinerin. Hierbei versuche man inzwischen, individuell nach dem Körpergewicht des Patienten zu therapieren. »Die Regel ›One size fits all‹ gilt hier nicht mehr«, betonte Abele-Horn. Wichtig sei eine Bestimmung des Vancomycin-Blutspiegels, denn bei niedrigen Blutspiegeln habe die Therapie wenig Aussicht auf Erfolg. Eine Kombinationstherapie mit einem weiteren Antibiotikum sei eher kritisch zu sehen. In klinischen Studien habe eine Kombination von Vancomycin mit Gentamycin oder Rifampicin keine Vorteile gegenüber der Monotherapie gezeigt.
Die Therapie mit Vancomycin hat jedoch auch einige Nachteile. So hänge der Therapieerfolg unter anderem von der minimalen Hemmkonzentration (MHK) des jeweiligen Bakterienstamms ab. »Je höher die Vancomycin-MHK, desto höher ist auch die Letalität«, sagte die Ärztin. Weitere Nachteile von Vancomycin seien die nur mäßig gute Gewebegängigkeit, seine langsame Bakterizidie sowie seine hohe Plasmaproteinbindung. Es gibt auch Alternativen: Zur Therapie von invasiven MRSA-Infektionen stehen außerdem Linezolid, Daptomycin, Tigecyclin, Ceftarolin sowie die neuen Antibiotika Telavancin und Oritavancin zur Verfügung
Sorgen bereitet vor allem die Ausbreitung Vancomycin-resistenter Enterokokken (VRE), denn Infektionen mit diesen Keimen sind im Vergleich zu MRSA schwieriger zu behandeln. »Je höher die Infektionsrate, desto größer ist auch die Gefahr von Resistenzübertragungen«, sagte Abele-Horn. Der Grund für die immer stärkere Verbreitung seien vor allem Hygienemängel, aber auch über die Nahrung könnten VRE übertragen werden.
Wenige Mittel gegen VRE
VRE können nosokomiale Infektionen verursachen, zum Beispiel Harnwegsinfektionen, eine Peritonitis oder Bakteriämie. Zur Therapie stehen derzeit nur die Antibiotika Linezolid, Tigecyclin und Daptomycin zur Verfügung, wobei Letzteres sehr hoch dosiert werden muss. Die Therapieerfolge seien unterschiedlich, so Abele-Horn. Bei einer unkomplizierten Zystitis könnten außerdem Fosfomycin und Nitrofurantoin gegeben werden. Als Reserve-Antibiotikum stehe Chloramphenicol zur Verfügung.