Art der Grundlage mitentscheidend |
09.06.2008 14:32 Uhr |
Art der Grundlage mitentscheidend
»Wirksamkeit, Verträglichkeit und die anwendungstechnischen Eigenschaften von Dermatika werden von der verwendeten Grundlage beeinflusst«, betonte Professor Dr. Rolf Daniels, Pharmazeutischer Technologe an der Universität Tübingen.
Eine optimale stadiengerechte Behandlung sei nur zu erreichen, wenn die Galenik stimmt. Das wiederum setze gute Kenntnisse der galenischen Eigenschaften der Produkte voraus.
Sinnvoll ist eine systematische Einteilung der Externagrundlagen. Pharmazeuten nehmen (wie das europäische Arzneibuch) eine Einteilung nach drei Ordnungskriterien vor: rheologische Eigenschaften, Anzahl der Phasen und Polarität. Diese Einteilung unterscheidet sich aber von jener der Dermatologen. Hautärzte ordnen Vehikel nämlich meistens nach dem Phasendreieck der Externagrundlagen ein. Damit orientieren sie sich an der Vehikelwirkung an der Haut. »Passen Sie im Gespräch mit dem Arzt auf, ob Sie tatsächlich über dasselbe sprechen«, riet Daniels. Auch die Bezeichnung von Fertigarzneimitteln folgt häufig der ärztlichen Systematik. Allerdings, so der Referent, gehen inzwischen einige Firmen glücklicherweise dazu über, unmissverständliche Aussagen zum Vehikeltyp zu machen.
Am Beispiel harnstoffhaltiger Zubereitungen veranschaulichte Daniels Möglichkeiten der Einflussnahme durch die Auswahl der Grundlage. Im NRF sind unterschiedliche Urea-Rezepturen enthalten, die sich in ihrem Wasser-, Lipid- und Emulgatorgehalt unterscheiden. »Ein hoher Wassergehalt muss nicht mit einer hohen Polarität der Formulierung einhergehen«, informierte Daniels. Ein klassisches Beispiel dafür sei die lipophile Harnstoff-Creme, eine Wasser-in-Öl-Creme. Bei wirkstoffhaltigen Zubereitungen müssen die Eigenschaften des Gesamtsystems, also Wirkstoff plus Vehikel, bedacht werden. Als Beispiel führte der Referent die hydrophobe Polidocanolcreme mit Harnstoff an.
Im weiteren Verlauf seines Vortrags zeigte Daniels wie die verschiedenen Grundlagen harnstoffhaltiger Zubereitungen die Abgabe des Wirkstoffs an die Haut beeinflussen. So sinkt die Geschwindigkeit der Harnstoffpenetration mit abnehmender Polarität der Grundlage. Die Persistenz der Harnstoffpenetration nimmt mit der Lipophilie der Grundlage zu.
Last but not least erinnerte der Referent daran, auch die kosmetische Akzeptanz einer Formulierung zu bedenken. Diese sei bei Öl-in-Wasser-Systemen meist größer als bei Wasser-in-Öl-Formulierungen. »Gehen Sie auf die individuellen Bedürfnisse des Patienten ein«, empfahl Daniels.
Dermatologe | Apotheker |
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Lotio/Schüttelmixtur | Suspension |
(fettfreie) Salbe | hydrophile Salbe |
Lotion | Emulsion |
Creme | hydrophile Creme |
Cresa | hydrophile Creme |
Salbe | lipophile Creme, wasseraufnehmende Salbe |
Fettsalbe | wasseraufnehmende Salbe, hydrophobe Salbe |