Stammzellentransplantation beschleunigt Alterung |
08.06.2016 09:26 Uhr |
Von Henriette Müller / Nach einer hämatopoetischen Stammzelltransplantation altern Empfänger im Vergleich zu ihren Geschwistern signifikant schneller. Das ist das Ergebnis einer US-amerikanischen Kohortenstudie, die Wissenschaftler um Dr. Smita Bhatia von der University of Alabama in Birmingham nun im Fachjournal »JAMA Oncology« veröffentlichten.
Das Team hatte insgesamt 998 Empfänger einer Stammzelltransplantation im Alter zwischen 18 und 64 Jahren mit ihren Geschwistern in ähnlichem Alter verglichen. Rund 7,9 Jahre nach der Behandlung zeigten viele Empfänger eine erhöhte Gebrechlichkeit: Diese wurde in der Studie anhand verschiedener Faktoren beurteilt, darunter Untergewicht mit einem Body-Mass-Index unter 18,5, rasche Erschöpfung, körperliche Inaktivität, langsame Gehgeschwindigkeit sowie Muskelschwäche.
Die Autoren berichten, dass 8,4 Prozent der Stammzellempfänger mindestens drei der fünf Kriterien einer erhöhten Gebrechlichkeit erfüllten – im Vergleich zu 0,7 Prozent der Geschwistergruppe. Zudem ging die Gebrechlichkeit mit einem 2,7-fach erhöhten Sterberisiko einher. Die Ergebnisse der Stammzellempfänger, durchschnittlich 42,5 Jahre alt, lagen damit in einem ähnlichen Bereich wie in der Altersgruppe über 65 Jahre, in der rund 10 Prozent der Menschen Anzeichen von Gebrechlichkeit aufweisen.
Ein besonders hohes Risiko von Gebrechlichkeit hatten in der Untersuchung vor allem Patienten, die eine allogene Stammzelltransplantation, bei der Spender und Empfänger verschiedene Personen sind, erhalten hatten und die unter einer anhaltenden Graft-versus-Host-Reaktion (GvHD) litten. Die Immunzellen des Spenders erkennen dabei die Körperzellen des Empfängers als fremd und greifen diese an. Diese Patienten waren 15-mal häufiger gebrechlich als Stammzellempfänger ohne GvHD.
Die Daten zeigten, dass es notwendig sei, Maßnahmen zur Vorbeugung und Behandlung dieser Gebrechlichkeit zu entwickeln, schreiben die Autoren (DOI: 10.1001/jamaoncol.2016.0855). Sie räumen allerdings auch einige Limitationen ein: So hatten die Stammzelltransplantationen zwischen 1974 und 1998 stattgefunden. Die Therapiestrategien haben sich seither deutlich verändert, sodass zum Beispiel GvHD deutlich seltener auftreten. /