Herz-Kreislauf-Risiko bei Frauen |
08.06.2016 09:26 Uhr |
Von Christina Hohmann-Jeddi / Frauen mit Migräne haben ein geringfügig höheres Risiko, kardiovaskuläre Erkrankungen wie Herzinfarkt oder Schlaganfall zu entwickeln und an diesen zu sterben, als Frauen ohne Migräne. Das ergab eine Analyse von Daten aus der Nurses’ Health Study II, die nun im »British Medical Journal« vorgestellt wurde.
Forscher um Professor Dr. Tobias Kurth von der Charité in Berlin hatten die Daten von mehr als 115 500 Teilnehmerinnen der US-amerikanischen Untersuchung ausgewertet. Zu Beginn waren die Probandinnen zwischen 25 und 42 Jahre alt und hatten keine Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Insgesamt 17 531 Probandinnen (15,2 Prozent) litten unter Migräne.
Migräne weist bei Frauen auf ein erhöhtes Risiko für Schlaganfall und Herzinfarkt hin.
Foto: Shutterstock/luminaimages
Im Untersuchungszeitraum von 1989 bis 2011 trat bei 1329 Frauen ein kardiovaskuläres Ereignis auf, 223 von ihnen starben daran. Dabei zeigte sich, dass Migräne-Patientinnen ein um 50 Prozent höheres Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse hatten als Nichtbetroffene, berichten die Forscher (DOI: 10.1136/bmj.i2610). Das Risiko für einen Herzinfarkt war bei ihnen um 39 Prozent, für Schlaganfall um 62 Prozent und für eine Angina pectoris um 73 Prozent erhöht. Die kardiovaskuläre Mortalität lag bei ihnen 37 Prozent höher als bei Frauen ohne Migräne.
Die Erkenntnisse sind nicht ganz neu, schreiben die Neurologinnen Dr. Rebecca Burch und Dr. Melissa Rayhill in einem begleitenden Kommentar (DOI: 10.1136/bmj.i2806). So ist das erhöhte Schlaganfall-Risiko bei Patientinnen, die unter Migräne mit Aura leiden, gut untersucht. Weniger gut untersucht waren bisher die Auswirkungen auf das Herz, zum Beispiel das Herzinfarktrisiko oder die kardiovaskuläre Mortalität. Die Risikoerhöhung sei für die Einzelne nur gering, weil Migräne aber häufig ist, sei sie auf Bevölkerungsebene ein wichtiger Faktor. Die Untersuchung trage dazu bei, dass Migräne als Anzeichen für ein erhöhtes kardiovaskuläres Risiko gewertet werden könne – zumindest bei Frauen.
Es bleiben aber noch Fragen offen. Zum einen ist nicht geklärt, ob das Risiko eventuell nur bei einzelnen Patientengruppen, etwa Migräne-Patientinnen mit Aura, erhöht ist und ob das Gleiche auch auf Männer mit Migräne zutrifft. Zum anderen ist nicht untersucht, wie die Kopfschmerzerkrankung die Herzgesundheit beeinflusst und ob eine Migränetherapie das kardiovaskuläre Risiko senken kann. /