Von vorhersehbar bis bizarr |
04.06.2014 09:42 Uhr |
Die Haut ist das Organ, an dem die meisten Arzneimittelreaktionen auftreten. Etwa 2 bis 3 Prozent der Menschen, die Arzneimittel bekommen, zeigen kutane Reaktionen, berichtete Professor Dr. Burkhard Kleuser von der Universität Potsdam.
Immunsupprimierte Patienten, zum Beispiel HIV- positive Menschen, hätten ein zehnfach höheres Risiko. Sogar Ungeborene könnten kutane unerwünschte Arzneimittelwirkungen (UAW) entwickeln, wenn die Frau während der Schwangerschaft Medikamente einnimmt, zeigte Kleuser am Beispiel der Steroidakne bei Neugeborenen.
Die Verbraucherschützer setzen auch bei verschreibungspflichtigen Medikamenten auf den Versandhandel und sind gegen ein mögliches Verbot dieses Vertriebswegs.
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Kleuser unterschied vorhersehbare Nebenwirkungen, die auf den Wirkmechanismus des Arzneistoffs zurückzuführen und somit vorhersehbar sind, und »bizarre Effekte«, die unerwartet auftreten und meistens auf immunologischen Prozessen beruhen. Deutlich seltener sind die vorhersehbaren, meist dosisabhängigen Hautreaktionen, erklärte der Referent.
Ein Zeichen der Wirksamkeit sind kutane Nebenwirkungen nach Gabe von Tyrosinkinase-Inhibitoren wie Erlotinib, Gefitinib und Afatinib. Diese Wirkstoffe blockieren Rezeptoren des epidermalen Wachstumsfaktors (EGF), der auf Tumorzellen überexprimiert ist, aber auch auf Hautzellen vorkommt. Acht von zehn Krebspatienten reagieren auf EGFR-Hemmstoffe mit Akne-ähnlichen Hautreaktionen und etwa 10 bis 15 Prozent davon bekommen sogar schwere Reaktionen, berichtete Kleuser. Da das Ansprechen der Tumortherapie mit der Schwere der Hautreaktionen korreliert, müsse der Apotheker den Patienten ermutigen, die Therapie fortzusetzen, riet Kleuser. /
Den vollständigen Vortrag finden Sie hier.