Antikörper hilft gegen Komplikationen |
30.05.2011 17:22 Uhr |
Von Annette Mende und Daniela Biermann / Eculizumab hilft laut Fallberichten gegen das hämolytisch-urämische Syndrom (HUS), eine gefürchtete Komplikation der Infektion mit enterohämorrhagischen Escherichia-coli-Bakterien (EHEC). Derzeit setzen deutsche Kliniken den monoklonalen Antikörper als experimentelle Therapie ein.
Eculizumab (Soliris®) ist ein humanisierter monoklonaler IgG-Antikörper. Er ist seit 2007 in Deutschland zugelassen, allerdings zur Behandlung paroxysmaler nächtlicher Hämoglobinurie (PNH). In einem Leserbrief an die Fachzeitschrift »New England Journal of Medicine« berichteten jetzt Wissenschaftler um den Heidelberger Kindernephrologen Professor Dr. Franz Schaefer von drei erfolgreichen Behandlungsversuchen, bei denen sie Eculizumab drei Kindern mit HUS verabreicht hatten (doi: 10.1056/NEJMc1100859). Die Fälle traten nicht in Zusammenhang mit der aktuellen Epidemie auf. Obwohl die Dreijährigen zuvor über mehrere Tage mit einem Plasmaaustausch behandelt worden waren, waren sie auf eine Dialyse angewiesen und litten unter einer fortschreitenden Beteiligung des zentralen Nervensystems. Nach Start der Eculizumab-Therapie verbesserte sich der Zustand der Patienten dramatisch innerhalb von 24 Stunden. Die Kinder erhielten mehrere Eculizumab-Infusionen mit einem Intervall von sieben Tagen und konnten nach Ende der Behandlung mit vollständig wiederhergestellter Nierenfunktion und normalem neurologischen Status entlassen werden.
Das beeindruckende Ansprechen der drei Kinder auf die Therapie mit Eculizumab legt aus Sicht der Autoren den Schluss nahe, dass das von den EHEC-Bakterien produzierte Shigatoxin das sogenannte Komplementsystem der Erythrozyten angreift. Denn Eculizumab entfaltet seine Wirkung über einen Schutz dieses Systems: Bei Patienten mit paroxysmaler nächtlicher Hämoglobinurie (PNH), zu deren Therapie der Antikörper zugelassen ist, verhindert es die Spaltung des Komplementproteins C5 in Fragmente. Dadurch wird die Zerstörung der betreffenden roten Blutkörperchen unterbunden.
Das Universitätsklinikum Schleswig-Holstein berichtete am Sonntag von ersten Therapieerfolgen mit Eculizumab bei Patienten mit schwerem HUS, aber man dürfe den Antikörper nicht als Wundermittel bezeichnen. Ob die Verbesserungen wirklich mit der Antikörpergabe zusammenhingen, sei noch unklar. Auch die Medizinische Hochschule Hannover äußerte sich zurückhaltend positiv zu den Therapieversuchen. Am Universitätsklinikum Eppendorf in Hamburg hatten Ärzte bis Montagmittag den Antikörper bei elf Patienten eingesetzt. Wie erfolgreich der »Rettungsversuch« ist, werde sich aber erst in drei bis vier Wochen zeigen. /
Mehr Informationen zu EHEC und Eculizumab finden Sie unter EHEC-Epidemie: Erreger identifiziert, Quelle unbekannt sowie in der Rubrik Zum Thema.