Drei Wünsche für die nahe Zukunft |
31.05.2010 17:36 Uhr |
Von Daniel Rücker, Meran / Mehr Diskretion wünscht sich die Präsidentin der Bundesapothekerkammer, Erika Fink, in deutschen Apotheken. Dies sei auch eine Lehre aus Testkäufen. In ihrem politischen Lagebericht zur Eröffnung des Pharmacons Meran äußerte sie weitere Erwartungen: Pick-up-Stellen müssen endlich verboten werden, und die Apotheken brauchen mehr Nachwuchs.
Insgesamt zeigte sich Fink mit dem Ergebnis der Apotheken in der Untersuchung von Stiftung Warentest nicht unzufrieden. Wenn von 27 getesteten Präsenzapotheken nur vier mit ausreichend oder mangelhaft abschnitten und die anderen befriedigend oder gut waren, dann sei das zwar steigerungsfähig, aber keinesfalls ein schlechtes Ergebnis. Im Vergleich zu früheren Tests zeige sich eine positive Tendenz, die den Erfolg der Qualitätsoffensive belege.
BAK-Präsidentin Erika Fink forderte die Apotheker auf, sich stärker um den pharmazeutischen Nachwuchs zu bemühen.
Fotos: Mike, Algund
Weniger zufrieden ist die BAK-Präsidentin dagegen mit der Möglichkeit, diskret zu beraten. Hier bescheinigte Stiftung Warentest den Apotheken deutliche Defizite. Fink: »Hier müssen wir uns selbstkritisch fragen, ob wir noch Verbesserungspotenzial haben. Müssen alle in der Offizin Anwesenden mithören können, wenn ein Patient oder eine Patientin die Beschwerden schildert?«
Ein Problem sieht Fink in der ersten Kontaktaufnahme mit dem Kunden. Diese finde grundsätzlich in der Öffentlichkeit der Offizin statt, auch wenn die Apotheke über einen separaten Beratungsraum oder zumindest eine Beratungsecke verfüge. Fink forderte die anwesenden Apothekerinnen und Apotheker auf, dafür eine Lösung zu finden. Ein Klebeband oder ein Schild reichten oft schon aus, die anderen Kunden so weit auf Abstand zu halten, dass ein vertrauliches Gespräch möglich wird.
Keine Lücken in der Versorgung
Nicht ganz zufrieden zeigte sich Fink mit dem Fortgang des von der Bundesregierung im Koalitionsvertrag formulierten Verbots von Pick-up-Stellen. Mittlerweile sei aus der dort gewählten klaren Formulierierung »Wir werden ... Pick-up-Stellen verbieten«, ein weicheres »soll unterbunden werden« geworden. Grund dafür seien juristische Schwierigkeiten beim Verbot. Insgesamt sei sie aber noch zuversichtlich, weil die Bundesregierung inhaltlich weiter zu ihrem Vorhaben stehe.
Eine Notwendigkeit für Pick-up-Stellen kann Fink ohnehin nicht erkennen. Der Staat habe den Apothekern die ordnungsgemäße Versorgung der Bevölkerung mit Arzneimitteln übertragen. Er habe ein ausreichendes Instrumentarium dafür geschaffen, dass die Apotheken diesem Auftrag rund um die Uhr nachkommen könnten. Deshalb gebe es keinerlei Notwendigkeit für Pick-up-Stellen, denn, so Fink: »Es gibt keine Lücken in der Versorgung mit Arzneimitteln. Den Bekundungen, Pick-up-Stellen abschaffen zu wollen, müssten nun auch Taten folgen.« Damit sich diese Lücken auch in Zukunft nicht auftun, forderte Fink von ihren Kolleginnen und Kollegen ein stärkeres Bemühen um den pharmazeutischen Nachwuchs. Apotheker sei ein wunderbarer Beruf, der es ermögliche, das Interesse an Naturwissenschaften mit dem Wunsch zu verbinden, anderen Menschen zu helfen.
Da dennoch die Zahl der Bewerber um Pharmaziestudienplätze in den vergangenen Jahren rückläufig sei, müssten die Apotheker Schüler stärker für die Arbeit als Apothekerin oder Apotheker begeistern. Der Schlüssel dazu sei, »die Pharmazie für Jugendliche erlebbar zu machen«. Apotheker sollten Schülern, die sich für den Beruf interessierten, Praktika in der Apotheke anbieten oder in Schulen über die Arbeit in Apotheken informieren, forderte die BAK-Präsidentin. Auch wenn die öffentliche Apotheke dabei am ehesten mit dem Apothekerberuf verbunden werde, sollten auch die anderen Tätigkeitsfelder für Apotheker vorgestellt werden.
In der Vielfältigkeit der Möglichkeiten liege eine Stärke der Pharmazie. Fink: »Wir sind weder akademische Schubladenzieher, noch führt die Pharmazie in eine Einbahnstraße. Das und unsere Freude am Beruf müssen wir vermitteln.« Außerdem gebe es in der Branche fast keine Arbeitslosigkeit. Im Gegenteil, qualifizierte Mitarbeiter würden vielerorts händeringend gesucht. Die Botschaft sei eindeutig: »Wir Apotheker werden gebraucht.« /