Hilfe für unbeliebte Störenfriede |
30.04.2012 12:03 Uhr |
Von Brigitte M. Gensthaler, München / Unruhig, impulsiv, störend: So verhalten sich Kinder mit Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS) oft in der Schule. Das macht sie bei Lehrern und Mitschülern nicht beliebt. Die Kinder leiden darunter und wollen vor allem eins: so sein wie alle anderen.
»Kinder und Jugendliche mit ADHS leiden nicht so sehr unter ihrer Hyperaktivität, sondern unter den Konflikten, die daraus im Alltag entstehen«, erklärte Professor Dr. Martin Holtmann von der Universitätsklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie in Hamm bei einer Veranstaltung der Aktion »ADHS und Zukunftsträume« in München. »Sie wollen ein normales Familienleben und Freunde haben, ihre Ausbildung schaffen und ihre Chancen im Berufsleben bekommen.«
Kinder mit ADHS können sich meist nur dann konzentrieren, wenn sie durch nichts abgelenkt werden.
Foto: imago/McPhoto
Die vor einem Jahr gegründete Kampagne »ADHS und Zukunftsträume« wirbt für Chancengleichheit von ADHS-Kindern. Sie steht unter der Schirmherrschaft der ehemaligen Bundesfamilienministerin Renate Schmidt (SPD) und wurde initiiert von der Firma Shire Deutschland.
»Ein ADHS-Kind hat überall Probleme, zu Hause, bei Freunden, in der Schule«, berichtete Vera Zippe, Schulleiterin an der Volksschule Behringersdorf in Schwaig bei Nürnberg. Es empfinde sich als anders, als innerlich zerrissen, und fühle seine innere Unruhe. Aber es bemerke oft nicht, dass es diese nach außen trägt. Oft sind Fein- und Grobmotorik, Aufmerksamkeit und Selbstorganisation eingeschränkt und das Kind kann nur schwer Beziehungen aufbauen.
Zippe warb für mehr Verständnis und Einsatz für Schüler mit ADHS: »Es ist ganz wichtig, dass der Lehrer eine positive Beziehung zum Kind aufbaut und sich auf dessen positive Eigenschaften konzentriert.« Gutes Verhalten zu loben und zu fördern sei ebenso wichtig wie unerwünschtes Verhalten konsequent anzusprechen und zu sanktionieren.
Da die Kinder leicht ablenkbar sind, helfen klare Strukturen. »Oft sind es Kleinigkeiten, die viel bewirken.« Zum Beispiel der richtige Sitzplatz im Klassenraum: meist ganz vorne, manchmal hinten. Manchen Kindern nütze ein Einzelplatz. Im Blickfeld des Kindes und auf dem Tisch dürfen keine ablenkenden Gegenstände sein. Aufgaben sollten untergliedert und schrittweise bearbeitet werden. Ein fester Rhythmus im Unterrichtstag und Bewegungspausen sind ebenfalls hilfreich – und kommen auch den Mitschülern ohne ADHS zugute. /