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Wirksamkeit

Lost in Space?

19.04.2011  13:54 Uhr

Von Sven Siebenand / Bestimmte Medikamente können im Weltraum an Wirksamkeit verlieren. Möglicherweise benötigen sie Sonderverpackungen oder eine abgeänderte Wirkstoff­zusammensetzung, damit sie lange Weltraumfahrten überstehen. Das ist das Ergebnis einer aktuellen Untersuchung.

In der im Fachjournal »The AAPS Journal« veröffentlichten Arbeit (doi: 10.1208/s12248-011-9270-0) verglich das Team um Dr. Lakshmi Putcha am NASA Johnson Space Center in Houston die physikalischen und chemischen Veränderungen in der Zusammensetzung von 35 Wirkstoffen, die in identischen Medikamenten-Sets jeweils auf der International Space Station (ISS) beziehungsweise auf der Erde über einen längeren Zeitraum gelagert waren.

Die Untersuchung der Arzneimittel nach ihrer Rückkehr auf die Erde zeigte, dass die Medikamente aus sämtlichen Flug-Sets im All stärker an Wirksamkeit verloren hatten als die Kontrollproben auf der Erde. Dieser Effekt war umso stärker, je länger die Mittel im Weltraum unterwegs waren. Nach 28 Monaten erfüllte nur noch ein gutes Viertel von ihnen die Akzeptanzkriterien der US-amerikanischen Pharmakopoe in Sachen Wirkstoffgehalt.

 

Schon nach 14 Tagen war Levothyroxin davon betroffen. Nach knapp einem Jahr waren zum Beispiel Mängel beim Gehalt von Furosemid, Metoprolol sowie Temazepam festgestellt worden und nach 20 Monaten galt dies auch für Wirkstoffe wie Phenytoin, Risedronat und Sertralin.

 

Zudem wiesen sechs der Mittel physikalische Veränderungen auf. Dabei handelte es sich vor allem um Verfärbungen, aber auch Phasentrennung trat auf. Im Gegensatz dazu fanden die Wissenschaftler nur bei zwei Präparaten, die auf der Erde geblieben waren, physikalische Veränderungen und ein viel größerer Anteil von ihnen erfüllte die Akzeptanzkriterien zum Wirkstoffgehalt.

 

Die Wissenschaftler beobachteten keine Abweichung von Temperatur oder Luftfeuchtigkeit zwischen Weltraum und Erde. Daher kommen sie zu folgender Schlussfolgerung: »Es ist wichtig, Haltbarkeits- und toxische Grenzwerte festzusetzen, die den jeweiligen Bedingungen auf der Erde und im Weltraum unterliegen. Dabei müssen der Einfluss durch Protonen- und Ionenstrahlen sowie Erschütterungen und die ganz unterschiedlichen Bedingungen durch die Erdanziehung berücksichtigt werden.« / 

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