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Mensch-Kuh-Mischembryo geklont

08.04.2008  17:38 Uhr

Mensch-Kuh-Mischembryo geklont

Von Christina Hohmann

 

Britische Forscher haben nach eigenen Angaben erstmals einen Embryo aus Mensch und Kuh mithilfe der Nukleartransfermethode erzeugt. Auf diese Weise wollen sie Stammzellen für die Grundlagenforschung gewinnen.

 

Die Forscher selbst feiern es als Erfolg, Kritiker empfinden es als Horrorvorstellung: Ein Embryo mit genetischem Material von Mensch und Tier. Erst im Januar hatte der Stammzellforscher Lyle Armstrong von der Universität Newcastle upon Tyne die Genehmigung für seine Hybrid-Experimente von der britischen Human Fertilisation and Embryology Authority (HFEA) erhalten. Ende März stellte er bereits erste Ergebnisse vor. Dies teilt die Universität Newcastle in einer Pressemitteilung mit. Die Ergebnisse seien vorläufiger Art, sie wurden bislang weder bestätigt, noch publiziert.

 

Armstrongs Team sei es gelungen, Hybrid-Embryonen zu erzeugen. Hierfür entfernten sie den Kern von Kuheizellen und fügten in diese den Nucleus einer menschlichen embryonalen Stammzelle der Zelllinie Ncl-1 ein, heißt es in der Pressemitteilung. Die so behandelten Eizellen wurden mit einem elektrischen Impuls zur Teilung gebracht. Nach drei Tagen zerstörten die Forscher die Embryonen. Sie sollen nur der Grundlagenforschung dienen und nicht in Frauen implantiert werden, um eine Schwangerschaft zu erzeugen. Die Kuheizellen werden zwar entkernt, doch sie enthalten noch Organellen, wie Mitochondrien, die ebenfalls DNA besitzen. Somit ist in den Embryonen menschliches und tierisches Erbgut vorhanden. Sie seien zu 99,9 Prozent menschlich und zu 0,1 Prozent tierisch, geben die Forscher an.

 

Das Team um Armstrong will auf diese Weise humane embryonale Stammzellen gewinnen und daraus Zelllinien etablieren, die der Erforschung von Krankheiten dienen sollen. Um eine Stammzelllinie zu erzeugen, seien viele Eizellen nötig. Es bestünde aber ein Mangel an menschlichen Oozyten, während die von Tieren in großer Zahl verfügbar wären.

 

Die Veröffentlichung der Ergebnisse heizte die Diskussion über ein von der Regierung in London geplantes neues Gesetz zur Stammzellenforschung an. Mit dem Gesetz soll auch die Erzeugung von Chimären-Embryonen zu Forschungszwecken generell erlaubt und geregelt werden. Vertreter der katholischen Kirche in Schottland sprachen von einer »monströsen Attacke auf die Menschenrechte, auf die menschliche Würde und auf das menschliche Leben«. Auch in Deutschland wurde Kritik laut. So sprach der CDU-Bioethikexperte Hubert Hüppe von einem »Frankenstein-Experiment«, das »ethisch inakzeptabel und wissenschaftlich fragwürdig sei«.

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