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Interview

Vermutungen und Unterstellungen

08.04.2008  17:31 Uhr

Interview

<typohead type="3">Vermutungen und Unterstellungen

Von Daniel Rücker

 

Zielpreisvereinbarungen sind ein Konzept des Deutschen Apothekerverbands. Dessen Vorsitzender Hermann S. Keller kann die Aufgeregtheit der Industrie nicht nachvollziehen.

 

PZ: Verdienen sich die Apotheker mit Zielpreisen eine goldene Nase?

Keller: Die Zielpreisvereinbarung ist ein Alternativvorschlag der Apotheker, der juristisch einwandfrei umsetzbar ist. Die Vergütung der Apotheker ist in der Arzneimittelpreisverordnung geregelt. Mehrleistungen darüber hinaus müssen verhandelt werden.

 

PZ: Gibt es überhaupt seriöse Berechnungen oder Vermutungen, wie sich Zielpreisvereinbarungen auf die Honorierung der Apotheker auswirken?

Keller: Nein, es sind alles Vermutungen und falsche Unterstellungen von Nichtbeteiligten, die selbst keine konkreten Vorschläge machen. Anders als die Industrie haben die Apotheker eine staatliche Preisverordnung mit 8,10 Euro und 2,30 Euro Rabatt. Unsere Zahlen liegen jedem, der es wissen will, offen.

 

PZ: Der BAH hat in den vergangenen Monaten immer wieder seine Verbundenheit mit den Apothekern herausgestellt. Kommt der heftige Angriff der Industrie auf die Zielpreisvereinbarungen für Sie überraschend? Gab es im Vorfeld Gespräche mit der Industrie?

Keller: Der DAV führt mit allen Beteiligten Gespräche, mehr oder weniger intensiv und häufig. Zurzeit sind die Gespräche mit den Krankenkassen im Fokus. Von einer Verbundenheit mit den Apothekern im Verfahren der Rabattverträge ist keine Rede gewesen. Dort haben gerade diese Hersteller mit angeblich hohen Rabatten den Markt aufgemischt ohne die meist betroffene Apothekerschaft zu informieren. Die Auswahlaufgabe haben allein die Apotheker mit hohem Zeitaufwand und Warenlagerzuwachs zu tragen.

 

PZ: Wovor hat die Industrie Angst?

Keller: Das müssen Sie andere fragen. Die Apothekerschaft ist der Garant für eine sichere Arzneimittelversorgung der Bevölkerung. Keine andere Stelle kann dies leisten: Wir haben täglich fast vier Millionen Kundenkontakte, wir leisten Dienst an Sonn- und Feiertagen sowie in der Nacht. Insoweit sollte die Apothekerschaft im selben Boot sitzen, wenn es der Industrie auch um den Patienten geht.

 

PZ: Zurzeit verhandelt der DAV mit der AOK über Zielpreise. Wie stehen die Chancen auf einen Abschluss?

Keller: Wir haben der AOK eine Alternative zu den gescheiterten Rabattverträgen vorgestellt. Diese Alternative, die Zielpreisvereinbarung, wird jetzt geprüft und in Kürze darüber entschieden.

 

PZ: Warum sind aus Ihrer Sicht die Zielpreise anderen Sparkonzepten im Arzneimittelmarkt überlegen?

Keller: Der Patient erhält in der Laufzeit der Vereinbarung stets das gleiche Arzneimittel. Es gibt keinen Firmenwechsel, Farbenspiele und Compliancerisiken. Arzneimittelsicherheit und -wirksamkeit werden wieder gewährleistet. Arzt und Apotheker bestimmen wieder das Arzneimittel für den Patienten.

Nicht die Rabatthöhen der Hersteller sind entscheidend. Der Apotheker kann aus einer Vielzahl von Produkten und Herstellern in einem Preiskorridor auswählen und tut dies individuell für seine Patienten. Arzneimittel- und Medikationslisten helfen dabei und garantieren die richtige Anwendung der Medikamente. So wird mit dem Arzneimittel gespart und nicht am Arzneimittel.

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