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Diplom

Die kleine Promotion

03.03.2015  11:10 Uhr

Von Sascha Manier / Die Approbationsordnung bietet die Möglichkeit, die Hälfte des Praktischen Jahres an der Uni zu absolvieren. An einigen Unis besteht zudem die Chance, die Ergebnisse dieses Praktikums in einer Diplomarbeit zusammenzufassen.

Das Diplom stellt für viele Studenten die erste wissenschaftliche Arbeit dar. Dabei soll der Diplomand weitgehend selbstständig ein pharmazeutisches Problem innerhalb einer bestimmten Frist bearbeiten und anschließend durch die Diplomarbeit in einen Zusammenhang stellen. Abhängig davon, an welcher Uni man das Diplom absolviert, variiert die Zeit, die zur Bearbeitung des Themas und dem Verfassen der Diplomarbeit vorgeschrieben ist, zwischen sechs und zwölf Monaten. Allgemein ist für Pharmazeuten das Bestehen des Zweiten Staatsexamens für die Zulassung zu einem Diplomverfahren eine zwingende Voraussetzung.

Bewertet wird die Arbeit von einer Prüfungskommission, die vom Diplomausschuss der jeweiligen Fakultät eingesetzt wird. Die Prüfungskommission setzt sich in der Regel aus zwei Hochschullehrern und einem promovierten wissenschaftlichem Mitarbeiter zusammen. Geleitet wird die Kommission von dem Hochschullehrer, der die Arbeit herausgegeben und betreut hat. Für die Abschlussnote des Diploms wird neben der praktischen Arbeit, der Diskussion der Ergebnisse in Form eines Kolloquiums auch eine mündliche Prüfung gefordert. Da Pharmazeuten schon mit dem Zweiten Staatsexamen eine umfassende mündliche Prüfung ablegen, wird diese für die Bewertung der mündlichen Leistung des Diploms herangezogen.

 

Das Diplom wird nur noch von wenigen Universitäten, etwa Halle-Wittenberg, Leipzig, Jena, Saarbrücken, Freiburg und Greifswald angeboten. Nach der Unterzeichnung der Bologna-Erklärung im Jahr 1999 wurde eine stufenweise Harmonisierung der Studiengänge in Europa beschlossen. Neben der Einführung der Bachelor-/Master-Studiengänge wurde dabei auch das Ende der Magister- und Diplomstudiengänge beschlossen. Obwohl das Diplom in der Pharmazie immer nur ein Zusatzabschluss war, musste auch hier das Diplom weichen. Da das Bildungswesen in Deutschland allerdings eine Sache der Ländergesetze ist, steht die Umsetzung in manchen Bundesländern noch aus, wodurch die Möglichkeit, eine Diplomarbeit anzufertigen noch gegeben ist.

 

Aufwendige Alternativen

 

Die einzige Möglichkeit, die den pharmazeutischen Hochschuleinrichtungen bleibt, einen ähnlichen wissenschaftlichen Abschluss anzubieten, ist die Akkreditierung eines zusätzlichen Masterstudienganges für Pharmazie neben dem Staatsexamen. Der Masterstudiengang wird dabei mit der Anfertigung einer Masterarbeit abgeschlossen, die im Aufbau und Umfang einem Diplom entspricht. Neben hohen Kosten für die Akkreditierung, muss die Universität allerdings auch einen Vorlesungsplan vorzeigen, der zwei Studienjahre abdecken soll. Diese Masterstudiengänge werden nur selten von Pharmaziestudierenden genutzt, da sie neben dem Zeitaufwand für die Approbation eine Verpflichtung für weitere zwei Jahre für den Masterabschluss bedeuten.

 

Einen anderen Weg geht zum Beispiel die Uni Marburg. Dort gibt es im Rahmen des Masterstudiengangs Chemie die Spezialisierung »Medizinische Chemie«. Diese wird von beiden Fachbereichen Pharmazie und Chemie gemeinsam angeboten. Pharmaziestudierende können sich Veranstaltungen, die sie zwischen dem ersten und zweiten Abschnitt der Pharmazeutischen Prüfung absolviert haben, nach dem zweiten Staatsexamen anerkennen lassen und so den zusätzlichen Zeitaufwand für den Masterabschluss verringern. Laut Professor Dr. Martin Schlitzer, Studiendekan der Pharmazie an der Universität in Marburg, ist ein solcher Doppelabschluss allerdings nur für sehr leistungsstarke Studenten von Interesse. In der Regel führt dieses Verfahren zu einer Ersparnis von ein bis zwei Semestern im Masterstudiengang.

 

Neben den üblichen Diplomarbeiten, die auf der Forschung in einem Labor basieren, gibt es auch ein Diplom in Geschichte der Pharmazie beim Institut für Geschichte der Pharmazie der Uni Marburg. Aufgrund der politischen Gegebenheiten ist dieses allerdings nur in Zusammenarbeit mit der Universität in Greifswald möglich. Die Forschungsarbeiten beruhen hier auf Literatur- und Quellenarbeit, insbesondere in der institutseigenen Bibliothek mit fast 20 000 Bänden und zahlreichen Sonderdrucken.

 

Diplom in der Industrie

 

Eine Diplomarbeit muss nicht zwangsläufig an einer Universität angefertigt werden. Neben den üblichen Arbeitskreisen, kann auch ein Diplom in der Industrie absolviert werden. Ein großer Vorteil der Industrie ist, dass die Praktikumszeit in der Regel vergütet wird. Daneben kann man erste Kontakte mit einem möglichen Arbeitgeber knüpfen. Trotzdem muss ein Diplom in der Industrie von einem Arbeitskreis an der Universität betreut werden. Das Bewertungsverfahren und die Fristen gelten somit nach der Diplomordnung der betreuenden Universität.

 

Das Diplom bringt für den angehenden Apotheker einige Vorteile mit sich, vor allem, wenn sie mit dem Gedanken spielen, in der Forschung zu arbeiten. An den Universitäten wird es auch »kleine Promotion« genannt, da sich Pharmazeuten mit ihrer Diplomarbeit einen ersten Eindruck von der selbstständigen Forschung in einem Arbeitskreis verschaffen können. Laut Professor Dr. Irmgard Merfort, Diplomprüfungsausschussvorsitzende der Universität Freiburg, kann man mit einer Diplomarbeit klären, ob eine Promotion und weitere wissenschaftliche Arbeiten überhaupt infrage kommen, ohne viel Zeit zu verschenken. Wichtig sei dabei vor allen Dingen auch die Erfahrung, wissenschaftliche Experimente durchzuführen und deren Ergebnisse in schriftlicher Form wiederzugeben. Zudem müsse ein Pharmazeut keine zusätzliche Zeit für diese wissenschaftliche Weiterbildung aufbringen, wenn er die Diplomarbeit während seinem praktischen Jahr anfertigt. Ein Diplom könne somit auch für angehende Apotheker interessant sein, die ihre Zukunft eher in der Offizin sehen. Der Universität biete das Diplom vor allem die Möglichkeit, gezielt den wissenschaftlichen Nachwuchs zu fördern. /

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