Pharmazie- trifft Medizingeschichte |
Laura Rudolph |
10.03.2022 07:00 Uhr |
Professor Dr. Tanja Pommerening (vordere Reihe, 4. von rechts) mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern / Foto: Florian Eidam-Weber
PZ: Was ändert sich am Institut für Pharmaziegeschichte der Uni Marburg?
Pommerening: Das Institut ist nun auch für medizinhistorische Forschung sowie für bestimmte Teile der präklinischen Lehre zuständig, etwa medizinische Kommunikation. Voraussichtlich ab dem Wintersemester 2022 wird es in Marburg zudem eine zweite Professur für Geschichte der Medizin und Pharmazie geben. Diese ist mit einem Schwerpunkt Arzneimittelforschung der Neuzeit ausgeschrieben. Mit dem Gründungsprozess des neuen Instituts für Geschichte der Pharmazie und Medizin gehen mehr Personal und mehr Forschungsmöglichkeiten einher. Außerdem hat unser Institut nun die Verantwortung über die medizinhistorisch-anatomische Sammlung der Universität inne. Die Sammlung ist mit mehr als 3000 Objekten sehr groß, historisch bedeutend und renommiert. Dem Institut obliegt außerdem die wissenschaftliche Betreuung des Nachlasses von Emil von Behring.
PZ: Was ändert sich dadurch für Studierende?
Pommerening: Wir möchten die Disziplinen Pharmazie- und Medizingeschichte einander annähern und gemeinsame Lehre für Pharmazie- und Medizinstudierende anbieten. Unterschiedliche Studiengangs- und Promotionsordnungen beider Fachbereiche stellen allerdings natürliche Grenzen dar. Wir wollen die Studierenden beispielsweise im Rahmen eines Wahlpflichtfachs oder in einem Kurs über Terminologie zusammenbringen. Diese bereits im Studium erprobte Zusammenarbeit kann später die Kommunikation zwischen den Berufsgruppen verbessern. Zudem bieten sich dadurch viele interessante, interdisziplinäre Forschungsmöglichkeiten an.
PZ: Gibt es Weiterbildungsmöglichkeiten in Pharmazie- und Medizingeschichte?
Pommerening: Es besteht die Möglichkeit, nach dem Studium eine Diplomarbeit in unserem Institut anzufertigen. Nach einem zweisemestrigen Qualifikationskurs und bei entsprechender Eignung kann außerdem eine Promotion begonnen werden. Zudem planen wir derzeit einen interdisziplinären Masterstudiengang in Pharmazie- und Wissenschaftsgeschichte.
Pappmaché-Modell aus der Werkstatt von Louis Thomas Jérôme Auzoux, 1847 (Anatomische Sammlung der Universität Marburg) / Foto: Rainer Brömer
PZ: Was lehrt der Qualifikationskurs?
Pommerening: In diesem Kurs führen wir die Teilnehmenden in die Grundlagen geisteswissenschaftlichen Arbeitens ein. Wir vermitteln alle wichtigen methodischen und theoretischen Grundlagen, etwa zum sachgerechten Umgang mit historischen Quellen. Es geht letztlich darum, die Brücke zwischen Natur- und Kulturwissenschaften zu schlagen.
PZ: Was ist das Besondere an Ihrem Institut?
Pommerening: Als eigenständiges Hochschulinstitut für Pharmazie- und Medizingeschichte sind wir im deutschsprachigen Raum einzigartig. Unser Forschungsspektrum ist zudem sehr vielseitig und widmet sich allen Epochen von der Antike bis zur Neuzeit. Unser Team ist mit Pharmazeuten, Medizinern, Ägyptologen, Orientalisten und weiteren Geisteswissenschaftlern sehr interdisziplinär aufgestellt. Alles in allem ergeben sich sehr breite Forschungsmöglichkeiten.