Nur ein blaues Auge |
08.03.2011 16:45 Uhr |
Von Daniel Rücker / Die Krankenkassen sind im vergangenen Jahr ins Minus gerutscht. Die zum Jahresbeginn 2010 von Experten prognostizierten Horrorszenarien sind jedoch ausgeblieben.
Auf rund 4 Milliarden Euro hatte der Schätzerkreis Ende 2009 das Defizit der Krankenkassen für 2010 veranschlagt. Eine besser als erwartete Konjunktur hat nun dafür gesorgt, dass die Kassen mit einem blauen Auge aus dem vergangenen Jahr herausgekommen sind. Mit 445 Millionen Euro hält sich das Defizit nach Angaben der Bundesregierung in Grenzen. Die Reserven aus dem Vorjahr müssten bei den meisten Kassen ausreichen, dieses Loch zu stopfen. Im Jahr 2009 hatten die Kassen 1,4 Milliarden Euro Überschuss erwirtschaftet.
Höhere Einnahmen
Wesentlicher Grund für das halbwegs zufriedenstellende Ergebnis waren die konjunkturbedingt deutlich höheren Einnahmen. Statt den prognostizierten 171,1 Milliarden Euro, konnten die Kassen 175,3 Milliarden Euro verbuchen. Rund 660 Millionen Euro davon stammen aus Zusatzbeiträgen der Versicherten. Die Ausgaben lagen mit 175,6 Milliarden Euro rund 1 Milliarde über der Prognose. Noch besser schnitt der Gesundheitsfonds ab. Bei Einnahmen von 174,6 Millionen und Ausgaben von 170,3 Milliarden Euro erzielte er einen Überschuss von 4,2 Milliarden Euro.
Die Krankenkassen haben im Jahr 2010 weniger Geld verloren als prognostiziert.
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Die Entwicklung auf dem Arzneimittelmarkt hat deutlich zu dem nicht unerfreulichen Ergebnis beigetragen. Während die Ausgaben im Vergleich zum Vorjahr insgesamt um 3,1 Prozent gestiegen sind, legten Arzneimittel nur um 1,3 Prozent zu. Im ersten Halbjahr war noch eine Steigerung um 4,8 Prozent zu verzeichnen gewesen. Die erste Tranche des Arzneimittelsparpakets führte dann zur Trendwende. Deutlich stärker stiegen allerdings die Ausgaben der Krankenkassen für andere Leistungen. Die Ärzte erhielten im vergangenen Jahr 2,6 Prozent mehr Honorar, die Behandlungen im Krankenhaus kosteten 4,7 Prozent mehr und die Krankenkassen benötigten sogar 6,2 Prozent mehr, um ihre Verwaltungsausgaben zu bezahlen.
Für 2011 erwartet die Bundesregierung kein Defizit. Die Zuweisungen aus dem Gesundheitsfonds müssten ausreichen, die Kosten der Krankenkassen zu begleichen. Zusatzbeiträge seien deshalb nur in einzelnen Fällen zu erwarten, schreibt das Bundesgesundheitsministerium.
So ganz mochten sich die Krankenkassen dieser Einschätzung nicht anschließen. Sie rechnen zwar auch nicht damit, dass nun flächendeckend Zusatzbeiträge drohen, gänzlich auszuschließen seien sie aber auch nicht, sagte der Sprecher des GKV-Spitzenverbandes, Florian Lanz. So habe die AOK im Jahr 2010 ein Minus von 515 Millionen Euro eingefahren. Die größte deutsche Einzelkasse Barmer GEK verzeichnete ein Minus von 298 Milllionen Euro, die DAK von 79 Millionen Euro. Deutlich besser schnitten 2010 die zuvor ziemlich gebeutelten Ersatz- und Betriebskrankenkassen. Die Ersatzkassen erzielten ein Plus von 212 Millionen Euro, die Betriebskrankenkassen ein Minus von 103 Millionen, die Innungskassen kamen auf minus 68 Millionen. /