Unabhängige Beratung soll bleiben |
02.03.2010 18:01 Uhr |
Von Martina Janning, Berlin / Ende des Jahres läuft die Unabhängige Patientenberatung aus. Die Koalition muss nun entscheiden, ob es die Einrichtung weiter geben soll. Der Patientenbeauftragte der Regierung, Wolfgang Zöller, will sich dafür starkmachen. Auch die Kassen wollen an dem Angebot unter gewissen Bedingungen festhalten.
Die Kassen waren skeptisch, als vor zehn Jahren das Modellprojekt zur unabhängigen Patientenberatung (UPD) in Deutschland startete. Das gibt Klaus-Dieter Voß vom Vorstand des Spitzenverbandes der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) heute offen zu. Inzwischen seien die Vorbehalte aber weitgehend abgebaut, sagte er in Berlin. Dort ging es um die Zukunft der UPD. Denn Ende des Jahres läuft das Projekt und mit ihm die finanzielle Förderung aus, zu der der Gesetzgeber die Krankenkassen verdonnert hatte. Es stellt sich also die Frage, ob und wie die Patientenberatung erhalten bleibt.
Ausgleich von der PKV
Nach dem Willen der Kassen soll es mit der UPD weitergehen – notfalls auch zu ihren Lasten. »Bevor nichts passiert, würden wir weiter eine GKV-Finanzierung befürworten«, sagte Voß. Allerdings erwartet der GKV-Spitzenverband dann einen finanziellen Ausgleich für die von der UPD beratenen Privatversicherten. Voß forderte für diesen Fall eine Kostenbeteiligung der privaten Krankenversicherung. Eine andere Möglichkeit wäre, eine Steuerfinanzierung der UPD.
»Wir wollen eine unabhängige, neutrale Patientenberatung«, bekräftigte Voß. Allerdings müsse sichergestellt sein, dass die Beratung auf Basis einheitlicher, hoher Qualitätsstandards erfolgt. Die UPD solle als neutraler und verlässlicher Lotse fungieren. Deshalb sei klar zu definieren, »zu welchen Themen wie intensiv beraten wird«. Die unabhängige Patientenberatung müsse sich in die bestehende Informations- und Beratungslandschaft einfügen. »Nur so lassen sich unnötige Doppelstrukturen vermeiden«, sagte Voß.
Der Patientenbeauftragte der Bundesregierung, Wolfgang Zöller, kündigte an, die Koalition wolle die unabhängige Beratung der Patienten weiter ausbauen.
Foto: PZ/Müller
Der Patientenbeauftragte der Bundesregierung, Wolfgang Zöller, verwies darauf, dass die Regierungskoalition die unabhängige Beratung von Patienten ausbauen will. Er kündigte an, zusammen mit dem Bundesgesundheitsminister dem Parlament zügig Vorschläge zu machen, wie aus dem Modellprojekt UPD eine Regelleistung werden kann. »An der Finanzierungsart darf die Umsetzung nicht scheitern«, sagte er und versprach eine Entscheidung in den nächsten zwei bis drei Monaten. Einer Finanzierung aus Steuermitteln erteilte Zöller jedoch aus Haushaltsgründen eine Absage.
Die positive Bilanz der UPD fußt auf einem aktuellen Zwischenbericht, den der GKV-Spitzenverband in Berlin vorstellte. Darin kommt das Unternehmen Prognos, das das Modellvorhaben wissenschaftlich begleitete, zu dem Schluss, die UPD habe überwiegend tragfähige Strukturen und Prozesse entwickelt. Der Bericht zeige, »dass die jetzt erprobten Strukturen einen wesentlichen Teil der Nachfrage nach unabhängiger Beratung abdecken«, sagte Voß. Eine flächendeckende Ausweitung der regionalen Angebote lehne der GKV-Spitzenverband daher aus inhaltlichen und finanziellen Gründen ab.
Starke Dachstruktur
Für die Zukunft wünschte Zöller sich die unabhängige Patientenberatung auch als Seismografen, der eine Rückmeldefunktion in das Gesundheitssystem entwickelt. Professor Dr. Robert Francke vom wissenschaftlichen Beirat des Modellvorhabens mahnte dagegen eine starke zentrale Dachstruktur mit einem eindeutigen Weisungsrecht gegenüber den Beratungsstellen an. Nur so ließe sich im gesamten Verbund eine standardisierte Beratung auf hohem Niveau sicherstellen, sagte er. /
Die Unabhängige Patientenberatung Deutschland (UPD) wird vom Sozialverband VdK Deutschland, dem Bundesverband der Verbraucherzentralen und dem Verbund unabhängiger Patientenberatung getragen. Diese unterhalten 22 regionale Beratungsstellen, in jedem Bundesland mindestens ein Angebot. Die Gesetzliche Krankenversicherung finanzieren die UPD bisher allein – jährlich mit rund 5,1 Millionen Euro. Die meisten Ratsuchenden sind gesetzlich Versicherte, etwa acht Prozent sind privat versichert. Im Jahr 2009 wandten sich im Schnitt 6570 Menschen pro Monat an die UPD. Die meisten Fragen beziehen sich auf Leistungen von Kostenträgern sowie auf medizinische und rechtliche Aspekte. Es geht um Behandlungsfehler, Ärger mit Ärzten, Kliniken oder Krankenkassen, Unsicherheit bei Therapien oder das richtige medizinische Angebot. Die Beratung erfolgt persönlich, postalisch, online und telefonisch. Mehr Informationen unter www.unabhaengige-patientenberatung.de.