Kombi-Therapien im Kommen |
18.02.2015 09:54 Uhr |
Von Maria Pues, Frankfurt am Main / Das Ziel einer Behandlung der chronisch-obstruktiven Lungenerkrankung (COPD) ist, Luftnot und Exazerbationen zu reduzieren sowie Lungenfunktion, Lebensqualität und körperliche Belastbarkeit zu verbessern. Monotherapien erreichen dies häufig nicht.
»Trotz Therapie mit einem lang wirksamen Bronchodilatator berichten viele COPD-Patienten über relevante Luftnot, und zwar unabhängig vom Schweregrad der Erkrankung«, sagte Privatdozent Dr. Kai Michael Beeh vom Institut für Atemwegsforschung in Wiesbaden. Dies bilde die Rationale für die Kombination zweier Wirkstoffe, die über unterschiedliche Mechanismen die Bronchien erweitern. Was Patienten von der seit Anfang Februar verfügbaren Aclidinium-Formoterol-Kombination Duaklir® im Pulverinhalator Genuair® erwarten dürfen und welche Empfehlungen Ärzte und Apotheker ihnen mit auf den Weg geben können, war Thema einer Pressekonferenz des Duaklir-Herstellers AstraZeneca.
Zwei Wege, ein Ziel: Das Offenhalten der Atemwege wird im Präparat Duaklir mit einem lang wirksamen Muscarin-Antagonisten und einem lang wirksamen Beta-Agonisten erreicht.
Foto: Fotolia/Antje Lindert-Rottke
Zugelassen ist die Kombination, deren Einzelsubstanzen bereits seit einiger Zeit auf dem Markt sind, zur Behandlung von Patienten mit COPD ab dem Stadium II. Der eine Kombinationspartner, der lang wirksame selektive M3-Rezeptor-Antagonist (LAMA) Aclidinium, verhindert die Wirkung des Transmitters Acetylcholin vor allem lokal in den Lungen und wirkt dort kontraktionshemmend. Aclidinium senkt die Exazerbationsrate. Die zweite Komponente, der lang wirksame selektive β2-Rezeptor-Agonist (LABA) Formoterol, bewirkt wie Adrenalin eine Erschlaffung der Bronchialmuskulatur und damit eine Erweiterung der Bronchien.
Kombi besser als die Einzelkomponenten
Angestrebt ist eine möglichst einfache Anwendbarkeit, da die Mehrzahl der Patienten bereits 70 Jahre und älter ist. Das ist laut Hersteller auch ein Grund gewesen, zwei Wirkstoffe in einem Inhalator zu vereinen. Warum dann nicht auch nur eine einmal tägliche Anwendung von zwei Hüben statt morgens und abends je ein Hub? »Auf diese Weise lässt sich einer bei vielen COPD-Patienten auftretenden nächtlichen und morgendlichen Verschlechterung der Symptome entgegenwirken«, sagte Dr. Thomas Hering, Facharzt für Lungen- und Bronchialheilkunde in Berlin. Zudem könne man so mögliche Folgen einer gelegentlich nicht erfolgreichen Inhalation reduzieren. Ob die Inhalation erfolgreich war, können die Patienten mittels Geschmacks-, Geräusch- und optischem Signal selbst kontrollieren.
Kombinationspräparate müssen beweisen, dass sie besser sind als ihre Einzelkomponenten. Für Duaklir Genuair belegen dies unter anderem die Zulassungsstudien ACLIFORM-COPD (sechs Monate) und deren Verlängerung AUGMENT-COPD (weitere sechs Monate). Darin zeigten sich eine schnelle und anhaltende Verbesserung der Lungenfunktion, gemessen als morgendlicher FEV1-Wert eine Stunde nach der Inhalation sowie als trough-FEV1-Wert am nächsten Tag eine Stunde vor der Inhalation. Atemnot und die Zahl der Exazerbationen verringerten sich, und die Teilnehmer der Verum-Gruppe benötigten weniger Notfallspray. Vermehrte Nebenwirkungen wie ein erhöhtes kardiovaskuläres Risiko wurden nicht beobachtet. Dosisanpassungen bei älteren Patienten oder Patienten mit Nieren- und/oder Leberfunktionsstörungen sind nicht erforderlich.
Raucher profitieren weniger
Allerdings profitieren nicht alle Patienten in gleichem Ausmaß. »So bringen sich rauchende COPD-Patienten selbst um den maximal möglichen Effekt«, sagte Hering. Duaklir könne bei Rauchern zwar die Symptomatik etwas verbessern, jedoch lasse sich bei ihnen – anders als bei Nichtrauchern – das Tempo, mit dem sich die Lungenfunktion verschlechtert, nicht bremsen.
Neben einem Rauchverzicht profitieren COPD-Patienten von körperlichem Training, auch wenn man »die Lunge selbst nicht trainieren kann«, erläuterte Hering weiter. Untrainierte Muskulatur gewinne ihre Energie vor allem aus der Glykolyse, einem Vorgang, der Sauerstoff benötigt – bei COPD-Patienten bekanntlich ein knappes Gut. Bei steigender Belastung Untrainierter muss das Atemminutenvolumen zunehmen; bei COPD-Patienten führt dies zu einer Belastungsdyspnoe. Trainierte Muskulatur hingegen fährt die sauerstoffverbrauchende Glykolyse zugunsten der oxidativen Phosphophorylierung in den Mitochondrien herunter. »Die Flusslimitierung durch verengte Bronchien verliert beim Trainierten an Bedeutung«, fasste der Referent den Effekt zusammen. /