Erste Kopie von teurem Biopharmazeutikum verfügbar |
18.02.2015 09:54 Uhr |
Von Ev Tebroke / Seit Montag ist mit Infliximab die erste Nachahmung eines hochkomplexen Biopharmazeutikums auf dem deutschen Markt verfügbar.
Das Medikament mit dem Namen Inflectra™ des US-Herstellers Hospira ist eine Kopie des Originals Remicade® von MSD, dessen Patentschutz zum 15. Februar ausgelaufen ist. Infliximab wird zur Behandlung von entzündlichen Erkrankungen wie rheumatoider Arthritis, chronischen Darmerkrankungen oder Schuppenflechte eingesetzt.
»Die Einführung von Infliximab-Biosimilars ist ein Meilenstein für die Versorgung«, so der Geschäftsführer des Branchenverbands Pro Generika, Bork Bretthauer. Noch immer hätten viele Patienten in Deutschland nur in begrenztem Umfang Zugang zu modernen biopharmazeutischen Arzneimitteltherapien. Weil diese Medikamente extrem teuer sind, setzten Ärzte sie oft erst im zweiten Therapieversuch ein, wenn der erste nicht angeschlagen hat.
Da die Entwicklungskosten von Biosimilars im Vergleich zur Herstellung von klassischen Generika sehr hoch sind, fällt zwar die Preisdifferenz zum Referenzprodukt nicht so groß aus wie sonst. So wird Inflectra rund 15 Prozent günstiger sein als das Original. Aufgrund des hohen Preisniveaus der Biopharmazeutika führen jedoch bereits geringe Preisnachlässe zu signifikanten Einsparungen.
Die Bereitstellung des Nachahmers eines monoklonalen Antikörpers läutet nach Angaben von Pro Generika in Deutschland einen Paradigmenwechsel in der Arzneimittelversorgung mit modernen biopharmazeutischen Medikamenten ein. Denn in diesem Jahr laufen erstmals mehr Patente von Biopharmazeutika aus, als Patente klassisch chemisch-synthetisch hergestellter Medikamente. Der Umsatz dieser Biotech-Produkte beläuft sich einer Studie des Informationsdienstleisters Insight Health zufolge auf mehr als 1,3 Milliarden Euro. Bei den klassisch hergestellten Medikamenten liegt er bei 490 Millionen Euro. /