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Verblisterung

Kohl bekommt Konkurrenz

08.04.2008  17:26 Uhr

Verblisterung

Kohl bekommt Konkurrenz

Von Daniel Rücker

 

Bei der Leitung vieler Pflegeheime kommen Wochenblister gut an. Bei Apothekern dagegen weniger, denn sie müssen in der Regel die Personalkosten tragen. Ein Pharmagroßhändler bietet nun den Apothekern eine kostengünstige Lösung an.

 

Die Kohl-Tochter 7X4-Pharma hat noch nicht mit dem Verblistern angefangen, da hat sie schon Konkurrenz. Die Deutsche Blistergesellschaft aus Baden-Baden bietet Apotheken an, für deren Kunden patientenindividuelle Blister zu erstellen. Die Kosten dafür sollen deutlich unter denen liegen, die Apotheke hätten, wenn sie selbst verblistern würde. Firmenchef Hans-Werner Holdermann: »Die Apotheker sparen rund 50 Prozent.« Dem Unternehmer gehört auch der Großhandel Ebert + Jacobi Holdermann, der in Baden-Baden unter derselben Adresse firmiert und zu der Kooperation privater Pharmagroßhandlungen Pharma-Privat gehört.

 

Holdermann weiß, dass er sich mit dem Verblistern auf politisch vermintes Gebiet begibt. Er macht aber auch die Unterschiede gegenüber dem von Apothekern mit Argwohn beobachteten saarländischen Unternehmen 7x4-Pharma deutlich: »Wir verändern die Distributionskette nicht, wir erbringen nur eine zusätzliche Dienstleistung.« Die Deutsche Blistergesellschaft bediene sich aus dem Lager des vollsortierten Großhandels Holdermann. Es werden nur deutsche Originalpackungen verwendet, die der Apotheker bei Holdermann bestellt. Nicht aufgebrauchte Packungen eines Patienten werden bis zur nächsten Bestellung gelagert. Das Angebot steht jeder Apotheke offen. Holdermann: »Die einzige Voraussetzung ist, dass man willens sein muss, mit uns eine Geschäftsbeziehung einzugehen«. Über das Internet können die Apotheker mit Hilfe einer speziellen Software die Medikation ihrer Patienten in Baden-Baden verblistern lassen. Die Auslieferung erfolgt über Holdermann, in Regionen, die die private Großhandlung nicht bedient übernimmt ein Kooperationspartner aus dem Zusammenschluss Pharma Privat diese Aufgabe. Die Abrechnung erfolgt über die normale Großhandelsrechnung.

 

Nur großhandelsübliche Mengen

 

Einen limitierenden Faktor dürfte es für einige Interessenten dennoch geben. Holdermann und die anderen privaten Großhandlungen liefern nur in großhandelsüblichen Mengen. Wer nur einen oder zwei Patienten mit Blistern versorgen will und ansonsten keine Ware von Holdermann bezieht, scheidet damit aus. Allerdings dürfte dies selten sein, denn in der Regel werden ganze Heime mit den Blistern versorgt. Firmen-Chef Holdermann sieht den Vorteil für die Apotheker vor allem in der Kostenersparnis. Der Wochenblister kostet rund 2,50 Euro, hinzu kommen monatliche Kosten von 35 Euro für das System. Das bedeute in der Summe eine Halbierung gegenüber dem Verblistern in der Apotheke. »So können Apotheker leichter den Wünschen eines Heimes nachkommen.« Die erwarten diese Dienstleistung zum Nulltarif. In der Regel finden sie auch Apotheker, die diesem Wunsch nachkommen.

 

Holdermann sieht sein Modell gegenüber dem der saarländischen Konkurrenz deutlich im Vorteil. So sei die Haftung eindeutig geklärt. Als Herstellungsbetrieb habe die Deutsche Blister eine Herstellungserlaubnis. Die Blister würden durch eine sachkundige Person im Sinne des Arzneimittelgesetzes freigegeben. Der Herstellungsprozess werde lückenlos dokumentiert. Zudem werde die klassische Vertriebskette nicht verändert. Die Apotheken kaufen wie bisher die Arzneimittel, ergänzt durch die Dienstleistung Verblisterung. Ausgeliefert wird nur an Apotheken.

 

Die Rabattverträge der Krankenkassen können dem Konzept nach Holdermanns Überzeugung nicht anhaben. Als vollsortierter Großhandel würden alle in Deutschland lieferbaren Packungen in fester oraler Darreichungsform verblistert. »Mit 300 bis 500 verschiedenen Arzneimitteln können Sie niemals alle Rabattverträge bedienen.« Deshalb hätten die Krankenkassen auch Probleme mit dem 7x4-Konzept. Beim Angebot der Deutschen Blistergesellschaft seien die Krankenkassen dagegen überhaupt nicht tangiert.

 

Holdermann, der mit »handelsüblichen Blisterautomaten in Baxter-Größe« arbeitet, startet sein Geschäftsmodell erstmal in kleinerem Maßstab. Über Kundenzahlen möchte er nichts sagen. Aber immerhin hat er bereits angefangen.

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