Eine Lobby für die Kooperationen |
08.04.2008 17:26 Uhr |
Eine Lobby für die Kooperationen
Von Uta Grossmann
Der neu gegründete Bundesverband Deutscher Apothekenkooperationen will Lobbyarbeit für die inhabergeführte Apotheke leisten und einem drohenden Systemwandel aktiv entgegenwirken. Der Verband versteht sich nicht als Opposition zur ABDA. Man verfolge dasselbe Ziel, nur auf unterschiedlichen Wegen.
Unter den zwölf Gründungsmitgliedern sind die Kooperationen A-plus, Pro Pharm AG, Vita Plus AG und die neu gegründete Pharma-Union, eine Tochter von Pharmatechnik. Weitere Mitglieder sind der Phyto-Hersteller Harras Pharma Curarina GmbH, die Großhändler Sanacorp und Hageda AG, die Apothekensoftware-Anbieter Lauer-Fischer, Pharmatechnik, der Wort-und-Bild-Verlag, in dem die Apotheken-Umschau erscheint, sowie die Wirtschaftsprüfer und Steuerberater Auren und die Werbeagentur Performance Factory. Hageda, Pharmatechnik und Sanacorp sind fördernde, alle anderen ordentliche Mitglieder des Bundesverbandes. Präsident ist Dr. Stefan Hartmann. Am 21. Februar will der am 12. Februar gegründete Bundesverband Deutscher Apothekenkooperationen (BVDAK) sich in Berlin der Öffentlichkeit vorstellen.
Hartmann, geboren 1962 in München, ist Apotheker und Bankkaufmann. Er betreibt im Münchner Raum vier Apotheken und kann auf eine Ahnenreihe von Apothekern zurückblicken, die er in der sechsten Generation fortsetzt. Am Sitz des BVDAK in Gilching bei München sitzt Hartmann für die Freien Wähler im Gemeinderat und ist außerdem Kreistagsmitglied.
Anfang 2007 gründete er die regionale Kooperation Vita Plus AG, die für die kooperierenden Apotheken Konditionen mit dem Großhandel vereinbart und Rahmenverträge mit der Industrie schließt. Derzeit sind 31 Apotheken dabei. Vita Plus ist nun auch Gründungsmitglied des BVDAK.
Für die inhabergeführte Apotheke
Der BVDAK nennt in seiner Satzung Vereinszwecke, die sich mit den Zielen von Kammern, Verbänden und der ABDA - Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände decken. Die inhabergeführte Apotheke soll gestärkt, die Apothekenpflicht von Arzneimitteln sowie der vollsortierte Großhandel erhalten und eine vertikale Konzentration im Handel verhindert werden.
Dass man trotz der ähnlichen Interessenlage einen eigenen Verband für nötig hält, wird mit dem angeblich verbreiteten Gefühl begründet, sich nicht mehr nur auf Kammern und Verbände verlassen zu können. Außerdem, heißt es auf der Hompage des Verbandes weiter, falle es großen Verbänden wie ABDA und DAV (Deutscher Apothekerverband) offensichtlich zunehmend schwerer, die Interessen ihrer Mitglieder zu bündeln.
Mit Blick auf das in über 40 Kooperationen zersplitterte Angebot an Zusammenschlüssen von Apothekern in Deutschland geht der Verband davon aus, dass keine Kooperation im nächsten Jahr eine Flächendeckung erreichen werde und es deshalb durchaus sinnvoll sei, sich untereinander zu vernetzen.
Als eine zentrale Aufgabe nennt der BVDAK die Lobbyarbeit in Berlin. Wirtschaftliche und gesundheitspolitische Interessen sollen gegenüber den Politik und den Krankenkassen vertreten werden, zunächst von Gilching aus.
Fraglich ist, ob der Bundesverband im Markt der Kooperationen als legitime Interessenvertretung anerkannt wird. Dazu bedarf es sicherlich eines höheren Anteils an Kooperationen unter den Mitgliedern - derzeit sind es gerade mal vier. BVDAK-Präsident Dr. Stefan Hartmann begründet die geringe Zahl damit, dass er sich Ende Januar spontan entschlossen habe, die Gründung des Verbandes vorzuziehen, als er von Bestrebungen einer anderen Kooperation erfahren hatte, ebenfalls einen Dachverband ins Leben zu rufen.
Dabei handelt es sich um die regionale Kooperation 1A-Gesund aus Saarbrücken. Ihr Vorstandsvorsitzender, Apotheker Andreas Kugler aus Bexbach, wurde von der Konkurrenzgründung überrascht. Er will nun mit seinen Mitstreitern, derzeit sechs regionale Kooperationen, die 350 Apotheken vertreten, die Ziele des BVDAK prüfen. Entweder werde man sich bei Übereinstimmung in der Sache anschließen, oder aber die Gründung eines eigenen Dachverband namens Cura (Collegium unabhängiger regionaler Apothekenkooperationen) weiterverfolgen, sagte Kugler.
Sprachrohr der Kooperationen
Ihm ist es wichtig, dass der Einfluss von Politik, Großhandel, Industrie und anderen Marktteilnehmern ausgeschlossen ist. Die Kooperationen brauchen nach seiner Meinung ein Sprachrohr, um die politischen Interessen der unabhängigen Apothekenkooperationen zu vertreten. Andere Unternehmen mit ins Boot zu holen, hält er nicht für klug: »Das verwässert die politische Aussage.«
Hartmanns BVDAK steht nach Aussage des Präsidenten allen Kooperationen und mittelständischen Unternehmen offen, die die inhabergeführte Apotheke unterstützen. Der Verband will sich für den Erhalt des bewährten Apothekensystems einsetzen. »Der Systemwandel kommt in Riesenschritten«, so Hartmann, dem müsse man aktiv entgegenwirken. Die großen Verbände seien seine Sache nicht, dort seien die Entscheidungswege langatmig und die Dinge würden auch mal zerredet. »Wir müssen schnell reagieren, wenn die Kapitalgesellschaften kommen.«
Hartmann stellte aber klar, dass er seinen Verband nicht als Opposition zur ABDA verstehe: »Wir haben ein gemeinsames Ziel, gehen aber unterschiedliche Wege.«