Gut vernetzt ist halb gewonnen |
22.02.2017 10:27 Uhr |
Von Brigitte M. Gensthaler, München / Der Bundesverband Deutscher Apothekenkooperationen fordert wie die ABDA ein Verbot des Rx-Versandhandels. Das machte der Verband vergangene Woche beim Kooperationsgipfel in München deutlich. Daneben ging es um die Chancen der Vernetzung und moderne Kommunikationswege.
Wie von der ABDA kommt auch vom Bundesverband Deutscher Apothekenkooperationen (BVDAK) ein klares Ja zum geplanten Versandhandelsverbot für Rx-Arzneimittel. »Das ist der richtige Weg«, sagte der Verbandsvorsitzende Stefan Hartmann beim Kooperationsgipfel in München.
Zusammen stärker: Apotheken, die in Kooperationen organisiert sind, seien vor negativen Marktveränderungen besser geschützt, betonen Experten.
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Katastrophales Ergebnis
Einen Preiswettbewerb mit dem Versandhandel könne die Apotheke vor Ort nicht gewinnen, erklärte Hartmann. Nach einer eigenen Modellrechnung würde selbst ein Rabatt von 2 Euro auf Rx-Medikamente zu einem katastrophalen betriebswirtschaftlichen Ergebnis führen. Eine Höchstpreis-Verordnung, wie sie die SPD kürzlich vorgeschlagen hatte, lehnt er deshalb strikt ab. Gewinne seien nun mal entscheidend dafür, dass Apotheker in Fortbildung und Weiterentwicklung investieren könnten.
Hartmann lobte den TV-Spot »Danke Apotheke« des Wort & Bild-Verlags. Er habe dem Berufsstand große Wertschätzung eingebracht und komme weit besser an als Unterschriftensammlungen. Die Apotheker liefen Gefahr, an Glaubwürdigkeit zu verlieren, sagte er in Richtung ABDA. Viele Politiker seien bereit, stationäre Apotheken zu stärken, forderten dafür aber auch zukunftsgerichtete Konzepte.
Hartmann riet den Kollegen zu mehr Vernetzung, apotheken- und kooperationsübergreifend. Derzeit gebe es beim Bindungsgrad der Kooperationsapotheken noch Nachholbedarf. Jedes Jahr müssten in Deutschland rund 200 Apotheken schließen. Betroffen seien meist Apotheken, die keinen Kooperationen angehören, berichtete der Volkswirt Klaus Hölzel, der den Kooperationsgipfel gemeinsam mit Hartmann moderierte. Insgesamt seien drei Viertel aller Apotheker in Kooperationen organisiert.
Hartmann sprach auch das Thema Filialen an. Derzeit befänden sich 38 Prozent der Apotheken im Filialverbund – der »kleinsten Form der Kooperation«. Er wünsche sich einen Bundesverband der Filialapotheker, sagte Hartmann.
Hölzel berichtete von einer eigenen Befragung unter Kooperationsapothekern. Diese habe ergeben, dass die Apotheker Großhandel, OTC-Industrie und Kooperationszentralen als ihre verlässlichsten Partner sehen, nicht jedoch die Gesundheitspolitik und die eigene Standesvertretung. Von einer Kooperation erwarten die Mitglieder laut Befragung gute Konditionen, Zeitersparnis und möglichst wenig Bürokratie, außerdem politische Weitsicht und Lösungsvorschläge nach dem EuGH-Urteil.
Ende der Einzelapotheken
Auch ein mögliches Ende des Fremdbesitzverbots kam beim Kooperationsgipfel zur Sprache. Würde der Fremdbesitz von Apotheken in Deutschland erlaubt, gäbe es am Ende kaum noch Einzelapotheken, prognostizierte Professor Ralf Ziegenbein vom Institut für Technische Betriebswirtschaft der Fachhochschule Münster. Dann würden wenige Ketten, starke Kooperationen sowie Filialverbünde und Clanapotheken den Markt bestimmen. Einzelapotheken bezeichnete Ziegenbein im Hinblick auf dieses Szenario als Auslaufmodell.
Apothekenkooperationen könnten Apotheken jetzt schon dabei helfen, ihr Potenzial zu nutzen, so Ziegenbein. Fremdbesitz sei im Grunde nur »eine weitere Form der Kooperation«. Ketten könnten Märkte ganz anders aufschließen, ist er überzeugt. Der Trend sei eindeutig: »It´s smarter to travel in group.« /