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Generika made in India

08.04.2008  17:22 Uhr

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Generika made in India

Von Brigitte M. Gensthaler

 

Das Augsburger Generika-Unternehmen Betapharm Arzneimittel GmbH verlagert einen Teil seiner Produktion nach Indien. Die umsatzstärksten Arzneimittel werden künftig bei der Konzernmutter Dr. Reddy's Laboratories in Hyderabad produziert.

 

Veränderte Marktbedingungen, Preisverfall bei Generika und vor allem Lieferausfälle zwangen zu diesem Schritt, berichtete Geschäftsführer Dr. Wolfgang Niedermaier vor Journalisten in München. Nachdem der bisherige Hauptlohnhersteller die Produktion der Betapharm-Generika abrupt eingestellt hatte, stand das Unternehmen Anfang 2007 vor gewaltigen Problemen. Ebenso rasant wie die Lieferfähigkeit schwand das Vertrauen beim Marktpartner Apotheke.

 

Für 143 Wirkstoffe in 850 Handelsformen musste daher schnellstmöglich ein neuer Hersteller gefunden werden. Dabei sind etwa 300 vor allem europäische Zulassungen involviert. 60 Prozent der Präparate, gemessen am Umsatz, werden künftig in Indien bei Dr. Reddy's hergestellt, der das Augsburger Unternehmen im März 2006 gekauft hat. Für den Rest wurden neue Lohnhersteller, vorwiegend in Deutschland, gefunden. Bis Ende März sollen 90 Produkte zu neuen Herstellern transferiert sein, erläuterte Niedermaier den aktuellen Stand.

 

Verlässliche Lieferketten aufbauen

 

Das indische Unternehmen in Hyderabad ist kein Unbekannter im Pharmamarkt. 1984 von Dr. Anji Reddy gegründet, zählt es heute zu den zehn größten Generika-Herstellern und den fünf größten Wirkstofflieferanten der Welt. In Europa ist es in Großbritannien, Deutschland, Italien, Spanien und vom 1. April an auch in Rumänien präsent, erläuterte Europa-Chef und Betapharm-Geschäftsführer VS Vasudevan.

 

Das Unternehmen liefere seit vielen Jahren zahlreiche Wirkstoffe wie Ramipril, Sertralin, Sumatriptan und Omeprazol an verschiedene Arzneimittelhersteller in Europa. Das erste Betapharm-Produkt aus Indien ist denn auch ein Omeprazol-Fertigarzneimittel.

 

Die Produktionsanlagen erfüllen die europäischen Standards hinsichtlich Good Manufacturing Practice (GMP) und sind von der europäischen Zulassungsbehörde European Medicines Agency (EMEA) und von der amerikanischen Food and Drug Administration (FDA) zertifiziert, so Vasudevan.

 

Die indische Firma wird nicht nur die etablierten Produkte herstellen, sondern auch neue entwickeln, sagte Niedermaier und nannte als Beispiel ein Olanzapin-Präparat, das seit Dezember 2007 in Deutschland im Handel ist. Sein Ziel ist eindeutig: Der Aufbau neuer verlässlicher Lieferketten soll möglichst bald abgeschlossen werden. Betapharm wolle alles tun, um das Vertrauen der Apotheker als zuverlässiges Unternehmen wiederzugewinnen.

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