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Zukunftskongress

Neue Wege der Vergütung

05.02.2013  17:57 Uhr

Von Maria Pues, Bonn / Das Gesundheitswesen benötigt den Apotheker als Heilberufler, bezahlt aber nur den Kaufmann. Auf einer Veranstaltung in Bonn haben Politiker und Apotheker daher über neue Formen der Honorierung diskutiert.

Dass die Zukunft der Apotheke in der Heilberuflichkeit zu finden ist, darin waren sich Redner und Diskutanten auf dem 5. Zukunftskongress öffentliche Apotheke einig, der am vergangenen Samstag im ehemaligen Bundestag in Bonn stattfand. Wie man die Honorierung der Apotheker kurz-, mittel- oder langfristig gestalten könnte, darüber gibt es bekanntermaßen unterschiedliche Vorstellungen.

Neue Konzepte für ein zukunftsfestes Finanzierungssystem mahnte Nordrhein-Westfalens Gesundheitsministerin Barbara Steffens (Grüne) an. Die Vergütung könne aus einem Sockelbetrag bestehen, der durch weitere Komponenten ergänzt werde, sodass die Apothekenhonorierung nicht mehr ausschließlich von der Zahl der verkauften Packungen abhängig wäre, sagte sie. Es könne nicht sein, dass eine Apotheke in die Existenznot gerate, weil sie ihren Patienten vom privaten Zukauf von Arzneimitteln abrate, sagte die Ministerin. Dies ist jedoch wichtiger Bestandteil in der Betreuung nicht zuletzt von älteren Patienten mit Polymedikation.

 

Streit um Centbeträge

 

Steffens befürchtet, dass man ohne neue Konzepte immer wieder dieselben Debatten um Centbeträge führen werde und zugleich die Apothekendichte vor allem im ländlichen Raum abnimmt. »Bringeservice und Versandhandel sind kein Ersatz für die Apotheke vor Ort«, betonte sie. »Der Apotheker als Ansprechpartner muss vorhanden sein.« Angesichts der anstehenden Bundestagswahl in diesem Herbst riet sie zu baldigen parteiübergreifenden Gesprächen.

 

Viele Patienten wollten und benötigten Unterstützung bei einer für sie immer komplexer und undurchschaubarer werdenden Therapie. Ärzte hätten jedoch kaum noch Zeit für »sprechende Medizin«, sagte die Ministerin. Viele Patienten wollten auch über die ärztliche Therapie hinaus etwas für ihre Gesundheit tun. Auf die Kompetenz der Apotheker könne man dabei nicht verzichten. Ausdrücklich kritisierte Steffens Sonderangebote unter anderem für Schmerzmittel. Auch wenn hier nicht unbedingt Vertrauen verloren gehe, stünde bei derartigen Aktionen nicht der Heilberufler im Vordergrund, sagte sie.

 

In der nahen Zukunft wird es jedoch wohl erst einmal weniger um neue Vergütungskonzepte gehen. Auf der Tagesordnung steht zunächst eine Entscheidung über den Kassenabschlag 2013. Ausgangspunkt der Berechnungen müssten 1,75 Euro sein, nicht die zuletzt abgeführten 2,05 Euro, stellte Thomas Preis, Vorsitzender des Apothekerverbandes Nordrhein, klar. Auch Jens Spahn (CDU), gesundheitspolitischer Sprecher der Unionsfraktion, sagte im Rahmen der Podiumsdiskussion, dass es sich bei dem höheren Betrag um ein auf die Jahre 2011 und 2012 befristetes Sonderopfer der Apotheken im Rahmen des Arzneimittelmarkt-Neuordnungsgesetzes handele. Der Kassenabschlag solle so verhandelt werden, als hätte es diese Erhöhung nicht gegeben, betonte Spahn. Neben den Bundestagsabgeordneten Gabriele Molitor (FDP) und Maria Klein-Schmeink (Grüne) teilen auch zahlreiche Apothekenkunden in Nordrhein diese Ansicht. Insgesamt 110 000 Patienten haben sich dort mit ihrer Unterschrift für eine gerechte Vergütung der Apotheken ausgesprochen.

 

Keine Lösung für Pauschale

 

Auch die versprochene Notdienstpauschale wurde bislang nicht eingeführt. Gesundheitsministerin Steffens hat den Apothekern ihre Unterstützung zugesagt und sprach sich außerdem ausdrücklich für eine rückwirkende Zahlung der Pauschale ab Januar aus. Von der Pauschale profitieren vor allem Apotheken im ländlichen Raum, die meist häufiger Notdienst haben als Stadtapotheken und dabei oft deutlich weniger Patienten.

 

Entlastung im Notdienst könne möglicherweise auch ein begrenztes Dispensierrecht für Ärzte bewirken, meinte Klein-Schmeink. Spahn äußerte sich zur Notdienstpauschale zurückhaltend. Er wolle einen Entwurf, der auch Aussicht auf Erfolg habe, sagte er mit Verweis auf die nach der Landtagswahl in Niedersachsen veränderten Mehrheitsverhältnisse im Bundesrat. /

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