Becker fordert 20 Cent pro Packung |
06.08.2014 09:40 Uhr |
Von Stephanie Schersch / Ein Jahr nach dem Start der Notdienstpauschale zieht der Deutsche Apothekerverband (DAV) eine weitgehend positive Bilanz. Mit dem Notdienstfonds ist er sehr zufrieden. Nachbessern würden die Apotheker allerdings gern bei der Finanzierung der Pauschale.
Im vergangenen Jahr hatte sich die Politik nach langem Gezerre zu einer besseren Vergütung der Apotheken-Notdienste durchgerungen. Die Zuschüsse bekommen die Apotheken jeweils für ein ganzes Quartal ausgezahlt. Drei Mal ist das bereits geschehen. Zuletzt erhielten sie für jeden zwischen Januar und März 2014 geleisteten Notdienst rund 268 Euro. Die Ausschüttung für das zweite Quartal wird zurzeit beim Nacht- und Notdienstfonds vorbereitet.
Eingespieltes System
Mit der Abwicklung ist DAV-Chef Fritz Becker insgesamt zufrieden. Der Fonds arbeite professionell und kostengünstig, sagte er. Finanziert wird die Pauschale über einen Festzuschlag von 16 Cent für jedes rezeptpflichtige Medikament, den die Apotheker an den Notdienstfonds weiterleiten müssen. Die Rechenzentren ermitteln dabei automatisch, wie viele Rx-Packungen eine Apotheke im Quartal an gesetzlich Versicherte abgegeben hat und geben die Informationen entsprechend weiter.
Die Anzahl der Medikamente für privat Versicherte und Selbstzahler müssen die Apotheken hingegen eigenständig an den Fonds melden. Das hat in den vergangenen Monaten nicht immer reibungslos geklappt. In einigen Fällen musste der Fonds die Zahl der abgegebenen Präparate daher schätzen.
Inzwischen hat sich das System bei allen Beteiligten besser eingespielt. Rundum glücklich ist der DAV mit der Notdienstpauschale allerdings nicht. Die Politik hatte den Apothekern für den Zuschuss ursprünglich 120 Millionen Euro im Jahr in Aussicht gestellt. Mit den 16 Cent Festzuschlag werde diese Summe jedoch nicht voll ausgeschöpft, kritisiert der DAV seit Monaten und hatte zuletzt gefordert, das Extrahonorar auf 18 Cent zu erhöhen.
Becker geht jetzt sogar noch einen Schritt weiter. Im vergangenen Jahr war die Pauschale erstmals für den August gezahlt worden. Sieben Monate habe es somit nichts gegeben, obwohl den Apothekern der Zuschuss für das ganze Jahr versprochen worden sei, so Becker. Er fordert daher nun, den Festzuschlag befristet auf 20 Cent pro Packung zu erhöhen. Auf diese Weise könnte die Finanzierungslücke theoretisch nachträglich gefüllt werden, sodass unterm Strich 120 Millionen Euro auch für das Jahr 2013 stehen.
Von einer konkreten Zusage über diesen Betrag will man allerdings im Bundesgesundheitsministerium nichts wissen. Es habe nie eine Festlegung auf Zahlen im Gesetz gegeben, so eine Sprecherin.
Becker betonte erneut die Bedeutung der Pauschale. Besonders für Apotheken in strukturschwachen Regionen sei diese eine besondere Stütze. »Die Zuschüsse für geleistete Notdienste stärken vor allem die Apotheken im ländlichen Raum, da sie häufiger in Dienstbereitschaft sind als Apotheken in der Stadt«, sagte er.
Rund um die Uhr
Das sieht Bayerns Gesundheitsministerin Melanie Huml (CSU) ähnlich. Das Bundesland hatte auf die Einführung der Pauschale vor einem Jahr besonders gedrängt. »Gerade in einem Flächenland wie Bayern kann auf diese Weise eine flächendeckende Versorgung der Menschen mit Arzneimitteln rund um die Uhr sichergestellt werden«, sagte Huml. Die Pauschale helfe zudem, den gefährlichen Trend der Apothekenschließungen auf dem Land zu stoppen. /