Hormone |
08.02.2011 11:53 Uhr |
Es ist Fortbildungszeit in Davos. Trotz des »Schocks«, der vielen Kolleginnen und Kollegen seit des Inkrafttretens des Arzneimittelmarkt-Neuordnungsgesetzes (AMNOG) noch immer in den Gliedern steckt, nehmen fast 1000 Apothekerinnen und Apotheker an der traditionellen und mit hochkarätigen Referenten besetzten Fortbildungswoche in Davos teil.
Hormone stehen in diesem Jahr im Mittelpunkt. Ein spannendes Thema, denn Hormone sind es, die Emotionen auslösen, die Leben entstehen lassen, dem Ungeborenen die Chance zum Leben geben, die Wallungen auslösen, den Zuckerspiegel kontrollieren und für einen stabilen Knochenbau sorgen.
Hormone sind professionelle Kommunikatoren in unserem Körper, und man könnte versucht sein, sie als Metapher für den Beruf zu instrumentalisieren, der derzeit durch die Politik so sehr gebeutelt wird. Denn in der öffentlichen Wahrnehmung scheint von Apothekern in erster Linie Kommunikationsgeschick verlangt zu werden. Das legt zumindest die Zielsetzung der von interessierten Kreisen inszenierten Testkäufe nahe, mit denen man den Berufstand in regelmäßigen Abständen vorzuführen versucht. Dass hinter dieser leicht wahrzunehmenden Kommunikation ein riesiges Fachwissen steht, interessiert die Öffentlichkeit scheinbar nicht.
Neben der Physiologie gibt es aber leider auch immer eine Pathophysiologie. So lebenswichtig hormonelle Kommunikationsstränge sind, so gefährlich sind Situationen, bei denen diese aus dem Tritt geraten. Schwere Krankheiten sind die Folge, denen die Pharmazie Gott sei Dank ein signifikantes Interventionsarsenal entgegenzusetzen weiß.
Leider ist in den letzten Jahren auch das Kommunikationssystem der Apotheker aus dem Tritt gekommen. Sender und Empfänger sind zwar gleich geblieben, doch die zu übermittelnden Botschaften haben sich geändert. Heute müssen Apotheker ihren Patienten in erster Linie erklären, warum sie ein bestimmtes Arzneimittel nicht mehr bekommen. Erst danach geht es um Einnahme, Wirkung und mögliche Interaktionen. Gegen diese schädliche, politisch motivierte Interaktion ist leider derzeit keine Interventionsoption in Sicht. Schade eigentlich, denn so gerät der genuine Auftrag an uns als Arzeimittelexperten zur kaum beachteten Nebensache. Natürlich muss das alle Apotheker nerven. Dass dennoch so viele nach Davos gekommen sind, ist deshalb umso bemerkenswerter. Sie setzen so ein klares Zeichen: In den Apotheken muss die Pharmazie im Mittelpunkt stehen. Auch wenn die Politik sich damit schwertut. Die Patienten haben es verdient.
Professor Dr. Theo Dingermann
Mitglied der Chefredaktion