Apotheker sind niemals Egoisten |
17.01.2018 10:38 Uhr |
Von Daniel Rücker, Schladming / Die Apotheker stellen eine flächendeckende und gute Arzneimittelversorgung in Deutschland sicher. Daran ließ der Präsident der Bundesapothekerkammer, Andreas Kiefer, bei der Eröffnung des Pharmacon in Schladming keinen Zweifel. Die Politik müsse daher endlich eine Entscheidung mit Blick auf den ungleichen Wettbewerb im Rx-Versandhandel fällen, forderte er.
»Die hochwertige und flächendeckende Arzneimittelversorgung basiert auf der regionalen Verantwortung der Apothekerkammern und der individuellen Verantwortung der Apotheker«, sagte Kiefer. Er betonte dabei vor allem die aktuelle Struktur der flächendeckenden Arzneimittelversorgung durch die wohnortnahen Apotheken. Diese sei zuverlässig, konstatierte der BAK-Präsident: »Wer meint, dass der Arzneimittelversandhandel nötig sei, redet einen Notstand aus Eigeninteressen herbei oder plappert nach, was andere ihm eingeflüstert haben.«
BAK-Präsident Andreas Kiefer betonte in seiner Eröffnungsrede, welche Bedeutung das Gemeinwohl für die Apotheker hat.
Foto: PZ/Müller
Es gebe keinen Anlass, an der ordnungsgemäßen Versorgung durch die Apotheken vor Ort zu zweifeln. »Jeder Patient kann den persönlichen Kontakt mit einem Apotheker in seiner Nähe aufnehmen. Sollte es in der Zukunft hier und da zu Engpässen kommen, werden die Apothekerkammern regionale Lösungen finden«, so Kiefer.
Für den BAK-Präsidenten hat das Gemeinwohl wesentliche Bedeutung für die Apotheker: »Die Apotheken übernehmen viele Pflichten zum Wohle aller Bundesbürger, sagte er. Beispiele dafür seien Botendienste, die Anfertigung von Rezepturarzneimitteln und die Belieferung ärztlicher Rezepte bis hin zur ständigen Dienstbereitschaft im Notdienst. Aufgrund der zahlreichen Pflichten sei eine gewinnorientierte Rosinenpickerei der Apotheker unmöglich und vom Berufsstand auch nicht gewollt.
Individuelle Verantwortung
Gerade die vielfältigen Gemeinwohlpflichten seien die Basis der apothekerlichen Haltung zum Beruf. Dieser sei geprägt von einer großen individuellen Verantwortung. Kiefer: »Wer nur nach seinem unmittelbaren privaten oder ökonomischen Vorteil trachtet, wird sich damit schwertun. Anders formuliert: Apotheker können niemals überzeugte Egoisten und Egoisten niemals überzeugende Apotheker sein.«
Auch wenn Kiefer in seiner Eröffnungsrede vor allem auf die Rolle und Aufgaben der Apotheker einging, machte er dennoch einen Schlenker zur Bundespolitik. Im Gegensatz zu Außenminister Sigmar Gabriel (SPD), der bei der Regierungsbildung keine große Eile zu haben scheine, wünsche er sich deutlich mehr Engagement von der Bundespolitik, so Kiefer: »Ich bin nicht der Meinung, dass es auch ohne politische Führung geht«. Beim Rx-Versandverbot seien keine Entscheidungen eben auch Entscheidungen und zwar mit negativen Folgen für die Apotheker.
Zwar seien die Betriebsergebnisse der Apotheken bislang weitgehend konstant geblieben. Doch müsse dies nicht so bleiben. Kiefer: »Wir merken mehr und mehr, dass die durch das Urteil des Europäischen Gerichtshofs ausgehöhlte Gleichpreisigkeit zunehmend Folgen auf das Verhalten unserer Kunden und Patienten hat.« Sie kassierten bei der Erstbestellung im Internet Geld, cash auf ihr Konto überwiesen, als Zuzahlungsboni getarnt. Dies sei ein unhaltbarer Zustand, sagte der BAK-Präsident.
Auf diese Weise werde den inhabergeführten Apothekern Geld entzogen, das eigentlich zur Sicherung der flächendeckenden Versorgung benötigt werde. In jedem Fall könnten die Apotheker am besten die Versorgung organisieren. Es gebe aber zu viele Neider. Kiefer: »Es ist Tatsache, dass alle die, die jetzt mitreden und Vorschläge zur angeblichen Verbesserung der Arzneimittelversorgung machen, tatsächlich nur ihr Eigeninteresse im Sinn haben.« /