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Influenza

Die Epidemie kommt ins Rollen

18.01.2011  16:34 Uhr

Von Daniela Biermann / Die Grippewelle baut sich langsam auf – nichts Neues für diese Jahreszeit. Ungewöhnlich ist jedoch die hohe Komplikationsrate bei jungen Menschen. Pädiater raten daher zur Impfung von allen Kindern und Jugendlichen.

Wie zu dieser Jahreszeit üblich, ist die Zahl der Grippefälle in Deutschland angestiegen. Das Robert-Koch-Institut (RKI) spricht in seinem aktuellen »Epidemiologischen Bulletin« von einem deutlichen Anstieg für den Westen und moderat erhöhten Fallzahlen in den übrigen Teilen Deutschlands. Dominierender Virenstamm ist der Schweinegrippe-Erreger H1N1 mit 80 Prozent aller Fälle. Zudem kommen Influenza-A-H3N2 (2 Prozent) und Influenza-B-Viren (20 Prozent) vor. Die einzige Besonderheit der beginnenden Grippewelle sei, dass wie bei der zurückliegenden Pandemie verstärkt schwere Verläufe und Todesfälle bei Kindern und Jugendlichen zu verzeichnen seien, sagte eine RKI-Sprecherin gegenüber dpa. In der Regel verlaufe die Krankheit jedoch milde.

Während die Ständige Impfkommission die Impfung nur für chronisch kranke Kinder und Jugendliche empfiehlt, rät der Bundesverband der Kinder- und Jugendärzte, alle jun­gen Menschen zu immunisieren, die vergangenes Jahr nicht erkrankt waren oder geimpft wurden. Dagegen spreche nichts, so die Reaktion des RKI. Im aktuellen saisonalen Grippeimpfstoff sind Antigene gegen den Schweinegrippe-Erreger enthalten. Die Vakzinen sind für Kinder ab dem sechsten Lebensmonat zugelassen.

 

Um sich vor der herannahenden Welle zu schützen, kann man sich jetzt noch gegen Grippe impfen lassen. Viel Zeit bleibt aber nicht mehr, weil es nach der Impfung 10 bis 14 Tage dauert, bis der Organismus einen wirksamen Impf­schutz aufgebaut hat. »Die Zahl der Grippefälle in Deutschland wird sich in den nächsten Wochen voraussichtlich deutlich erhöhen«, warnt Professor Dr. Bernhard Ruf, Leiter der Klinik für Infektiologie und Tropenmedizin am Klinikum St. Georg in Leipzig und Vorstandsmitglied der Deutschen Gesellschaft für Infektiologie (DGI). Den Höhepunkt der Epidemie erwartet die DGI im Februar.

 

Der Pandemieimpfstoff der vergangenen Winters war wirksam: Er verhinderte die Schweinegrippe laut einer europäischen Studie mit einer Effektivität von etwa 70 Prozent. Dies berichten Forscher im Fachjournal »PLoS Medicine« (doi: 10.1371/journal.pmed.1000388). Wer den Impfstoff erhalten hat oder an der Schweinegrippe erkrankt war, kann nach Einschätzung des RKI davon ausgehen, dass noch ein gewisser Schutz gegen die zurzeit kursierende H1N1-Variante vorhanden ist. Ob dieser für eine Verhinderung der Krankheit ausreicht, ist jedoch nicht bekannt. Weil derzeit aber noch andere Virustypen zirkulieren, rät das RKI dennoch zu einer Impfung mit dem aktuellen saisonalen Impfstoff. /

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