Phytotherapie ist keine Alternative |
09.01.2007 11:14 Uhr |
Phytotherapie ist keine Alternative
Von Wolfgang Kämmerer
Nachdem die Hormonersatztherapie in Verruf geraten ist, wird nach anderen Optionen gesucht, um menopausale Beschwerden zu lindern. Einer aktuellen Studie zufolge sind pflanzliche Präparate den Hormonen allerdings unterlegen.
Estrogene werden inzwischen über fast 60 Jahre als Hormonersatz eingesetzt. Randomisierte kontrollierte Studien ergaben, dass sie die Häufigkeit von menopausalen Beschwerden um bis zu 75 Prozent zu reduzieren vermögen. Problematisch sind jedoch die unlängst nachgewiesenen Nebenwirkungen der Hormonersatztherapie (HRT) mit Estrogenen wie kardiovaskuläre Ereignisse und Brustkrebs, sodass ihr Nutzen zweifelhaft ist. Dies verstärkt die Bestrebungen, nach wirksamen Alternativen zur HRT zu suchen.
Pflanzliche Substanzen werden häufig gegen unangenehme vasomotorische Symptome in oder nach der Menopause eingenommen, ob und wie gut sie wirken, ist jedoch häufig unklar. In einer randomisierten Studie wurde nun die Wirkung von Traubensilberkerze, eines pflanzlichen Kombinationspräparats, einer begleitenden Soja-Therapie sowie einer Hormonersatztherapie mit Placebo verglichen (Ann Intern Med 145, 2006, 869-879).
Zwischen 2001 und 2004 erhielten 351 Frauen zwischen 45 und 55 Jahren mit mindestens zwei Episoden vasomotorischer Symptome pro Tag randomisiert und placebokontrolliert über den Zeitraum eines Jahres täglich entweder:
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160 mg Traubensilberkerzenextrakt (Cimicifuga racemosa),
ein pflanzliches Kombinationspräparat mit 200 mg Traubensilberkerzenextrakt und neun weiteren teilweise Phytoestrogen-haltigen Bestandteilen wie Angelica sinensis, Medicago sativa, Vitex agnus-castus, Chamaelirium luteum, Glycyrrhiza glabra, Avena sativa, Punica granatum, Eleutherococcus senticosus und Bor,
das pflanzliche Kombipräparat mit einer zusätzlichen Soja-haltigen Diät und entsprechender Beratung,
0,625 mg konjugiertes, equines Estrogen mit oder ohne 2,5 mg Medroxyprogesteron oder
Placebo.
52 Prozent der Frauen waren in der Menopause, 48 Prozent postmenopausal. Endpunkte der Studie waren Rate und Intensität vasomotorischer Symptome (1 = mild, 3 = schwer) sowie ein akzeptierter Score für diese Symptome (Wiklund-Vasomotor-Symptom-Subscale).
Bei allen Endpunkten zeigten sich keine signifikanten Unterschiede zwischen den drei pflanzlichen Therapien und Placebo, weder nach drei, sechs noch nach zwölf Monaten - mit einer Ausnahme: Die Symptomatik war nach zwölf Monaten Therapie mit dem pflanzlichen Kombipräparat plus Soja stärker als nach zwölf Monaten Placebo (p = 0,016). Insgesamt konnte die Symptomfrequenz durch die drei pflanzlichen Therapieformen gegenüber Placebo um weniger als 0,55 Episoden pro Tag gesenkt werden. Dagegen reduzierte sich die Symptomatik unter der HRT zu allen Zeitpunkten um durchschnittlich vier Episoden pro Tag (p < 0,001).
Fazit: Die Einnahme von Extrakten aus dem Wurzelstock der Traubensilberkerze, alleine oder in Kombination mit verschiedenen anderen pflanzlichen Bestandteilen, besitzt, nach den Ergebnissen dieser Studie, keinen wesentlichen Effekt auf Ausmaß und Ausprägung vasomotorischer Beschwerden in der Menopause.