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Neue Daten

Astra-Zeneca-Impfstoff senkt auch die Infektiosität

Die Infektiosität ist reduziert, aber wie stark?

Die Infektiosität ist reduziert, aber wie stark?

Diese neuen Daten werden somit nicht dazu führen, dass die Wirksamkeit des Impfstoffs zur Verhinderung von symptomatischem Covid-19 bei Einhaltung des zugelassenen Dosisregimes nennenswert nach oben korrigiert wird. Viel interessanter ist denn auch eine erste Schätzung dazu, wie stark die Impfung die Infektiosität, also die Fähigkeit andere anzustecken, senkt. Hierzu ziehen die Autoren unter anderem die Ergebnisse einer Subgruppe der britischen COV002-Studie heran, in der die Probanden zum Screening auf asymptomatische Fälle wöchentlich mit Hilfe einer PCR-Analyse getestet wurden. Die Überlegung dahinter: Nur wenn durch die Impfung auch die Zahl der asymptomatisch Infizierten sinkt und nicht nur die der schweren Fälle, ist von einer Reduktion der Infektiosität auszugehen.

Betrachtete man ausschließlich die asymptomatischen Fälle, war allerdings das SD-SD-Regime mit nur 2 Prozent Effektivität unwirksam. Wurden sämtliche PCR-positiven Infektionen aller Studien berücksichtigt, also auch die symptomatischen, ergab sich ein anderes Bild: Diese Fallzahl senkte das SD-SD-Regime um 49,5 Prozent.

Bemerkenswert ist, dass nach nur einmaliger Impfung mit einer SD die Zahl der PCR-nachgewiesenen Infektionen um 67 Prozent, also mehr als nach zweimaliger Impfung, reduziert war. Das lässt sich wahrscheinlich unter anderem damit erklären, dass die 95-Prozent-Konfidenzintervalle, die die statistische Verlässlichkeit dieser Zahlen anzeigen, in beiden Fällen sehr breit waren (37,7 bis 59,0 Prozent nach SD-SD und 49 bis 78 Prozent nach nur einer SD). Dennoch ist auf Basis dieser Daten davon auszugehen, dass die Impfung die Ansteckungsfähigkeit senkt, auch wenn das Ausmaß noch nicht präzise abgeschätzt werden kann.

Bessere Wirkung bei längerem Impfintervall

Laut EMA-Zulassung soll der Astra-Zeneca-Impfstoff zweimal intramuskulär im Abstand von vier bis zwölf Wochen gegeben werden. Diese große Spanne wirft die Frage auf, wann die zweite Dosis gegeben werden sollte, um bestmöglich wirksam zu sein. In Großbritannien verfolgt man derzeit die Strategie, möglichst viele Menschen schnell mit der ersten Dosis zu versorgen und die zweite Dosis möglichst lange hinauszuzögern. Das ist momentan der herrschenden Impfstoff-Knappheit geschuldet – könnte aber auch unter dem Gesichtspunkt der Effektivität vorteilhaft sein.

Denn die neuen Daten zeigen, dass die Wirksamkeit einer Einzeldosis (SD) zwischen Tag 22 und Tag 90 nach der Impfung 76 Prozent betrug und dass weder die Schutzwirkung noch die Antikörpertiter in diesem Zeitraum weniger wurden. Nach zweimaliger Impfung mit SD war die Schutzwirkung umso höher, je länger das Impfintervall gewesen war: 82,4 Prozent bei zwölf Wochen oder mehr verglichen mit 54,9 Prozent bei weniger als sechs Wochen. Dazu passt, dass die Antikörperantwort mehr als doppelt so stark war, wenn zwischen beiden Impfungen zwölf Wochen oder mehr Zeit verging als wenn es weniger als sechs Wochen waren.

»Diese Analyse deutet darauf hin, dass der Zeitraum zwischen den beiden Impfdosen und nicht die Höhe der Dosis die Wirksamkeit des Impfstoffs stark beeinflusst«, heißt es in einer Pressemitteilung der Universität Oxford, die die Vakzine mit entwickelt hat. Dies stehe im Einklang mit den Ergebnissen früherer Untersuchungen, die auch bei Impfungen gegen Influenza, Ebola und Malaria eine bessere Wirksamkeit bei größerem Abstand zwischen Prime- und Boostdosis gezeigt hätten.

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