Naldemedin|Rizmoic®|60|2020 |
Shionogi B.V.
200 µg Filmtabletten
Rizmoic ist zugelassen zur Behandlung der Opioid-induzierten Obstipation (OIC, opioid-induced constipation) bei Erwachsenen, die früher bereits mit einem Abführmittel behandelt wurden. Dabei handelt es sich um eine besondere Form der Verstopfung, die durch die Aktivierung von µ-Opioid-Rezeptoren im Darm verursacht wird.
Naldemedin ist ein peripher wirksamer μ-Antagonist (PAMORA). Es antagonisiert die Bindung von Opioiden an μ-, δ- und κ-Opioid-Rezeptoren. Es wirkt in Geweben wie dem Gastrointestinaltrakt und vermindert dadurch die obstipierenden Wirkungen von Opioiden, ohne die ZNS-vermittelten Opioid-Effekte aufzuheben.
Chemisch betrachtet ist Naldemedin ein Naltrexon-Derivat, dem eine Seitenkette hinzugefügt wurde. Dadurch werden das Molekulargewicht erhöht und die polare Oberfläche vergrößert, was zu einer vernachlässigbaren ZNS-Penetration führt. Zudem ist es ein Substrat des PGP-Effluxtransporters, was möglicherweise ebenfalls dazu beiträgt, seine ZNS-Gängigkeit herabzusetzen.
Die empfohlene Dosis beträgt 200 μg Naldemedin täglich. Sie kann zu jeder beliebigen Tageszeit eingenommen werden, doch wird empfohlen, das Arzneimittel immer zur gleichen Zeit anzuwenden. Rizmoic muss abgesetzt werden, wenn die Behandlung mit dem Opioid-Analgetikum beendet wird. Parallel zur Anwendung von Naldemedin können Abführmittel eingenommen werden.
Vorsicht ist geboten bei Patienten mit Erkrankungen, die zu einer strukturellen Schädigung der Wand des Gastrointestinaltraktes führen könnten. Dazu zählen zum Beispiel die peptische Ulkuskrankheit, maligne Erkrankungen des Gastrointestinaltraktes und Morbus Crohn. Zudem müssen die Patienten bezüglich der Entwicklung von schwerem, persistierendem oder sich verschlimmerndem Abdominalschmerz überwacht werden. Bei Verdacht auf eine Obstruktion oder Perforation muss Naldemedin abgesetzt werden.
Nicht empfohlen wird die Anwendung bei Patienten mit schwerer Beeinträchtigung der Leberfunktion.
Naldemedin wird unter Beteiligung des Enzyms UGT1A3 in erster Linie durch CYP3A verstoffwechselt und ist Substrat von PGP. Die gleichzeitige Anwendung mit starken CYP3A-Inhibitoren sollte vermieden werden. Bei der gleichzeitigen Gabe mit moderaten CYP3A-Inhibitoren muss der Patient bezüglich des Auftretens von Nebenwirkungen überwacht werden. Die gleichzeitige Anwendung mit leichten CYP3A-Inhibitoren ist mit keinem Wechselwirkungsrisiko verbunden.
Die gleichzeitige Anwendung mit starken CYP3A-Induktoren wird nicht empfohlen. Da dieses Setting mit moderaten Induktoren nicht untersucht wurde, müssen die Patienten überwacht werden. Gleiches gilt für die gleichzeitige Gabe mit starken PGP-Inhibitoren.
Als häufigste Nebenwirkungen in Studien zu Naldemedin traten Abdominalschmerz, Diarrhö, Übelkeit und Erbrechen auf. Die Patienten sollen angewiesen werden, schwere, persistierende oder schlimmer werdende abdominale Symptome ihrem Arzt zu melden.
Im Rahmen der klinischen Studien mit Naldemedin gab es außerdem Fälle von möglichem Opioid-Entzugssyndrom. Charakteristisch ist das gleichzeitige Auftreten von drei oder vier Symptomen wie Übelkeit oder Erbrechen, Diarrhö, Muskelschmerzen, Tränensekretion oder Rhinorrhö, Pupillenerweiterung, Schwitzen, Gähnen, Fieber oder Schlaflosigkeit. Die Patienten sind anzuweisen, die Behandlung mit Naldemedin abzusetzen und sich an ihren Arzt zu wenden, wenn es zum Opioid-Entzug kommt.
Nicht angewendet werden darf Rizmoic bei Patienten mit bekannter oder vermuteter gastrointestinaler Obstruktion oder Perforation sowie bei solchen mit erhöhtem Risiko für eine wiederkehrende Obstruktion wegen der Gefahr einer gastrointestinalen Perforation.
Bei Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der sonstigen Inhaltsstoffe ist das Arzneimittel kontraindiziert.
Die Zulassung von Rizmoic basiert auf sieben Phase-III-Studien des Programms COMPOSE an OIC-Patienten mit chronischen, nicht krebsbedingten Schmerzen sowie an Krebspatienten. Bei COMPOSE-I und COMPOSE-II handelt es sich um randomisierte Doppelblindstudien mit knapp 1100 OIC-Patienten ohne Krebserkrankung, in denen Naldemedin mit Placebo verglichen wurde. In beiden Studien erhielten die Patienten randomisiert über zwölf Wochen einmal täglich entweder 200 µg Naldemedin oder Placebo. Primärer Endpunkt war die Ansprechrate definiert als positives Ansprechen über mindestens neun Wochen der zwölfwöchigen Behandlungsdauer und über drei Wochen der letzten vier Wochen des Behandlungsintervalls. Den primären Endpunkt erreichten mit etwa 50 Prozent signifikant mehr Patienten in der Naldemedin-Gruppe als in der Placebogruppe mit circa 34 Prozent.
In den COMPOSE-4- und -5-Studien mit 307 Patienten, die Opioid-Analgetika aufgrund von Tumorschmerzen einnahmen, wurde zwei Wochen lang mit 200 μg Naldemedin oder Placebo behandelt. Der primäre Endpunkt war der Anteil von Respondern mit spontanen Stuhlgängen während des zweiwöchigen Behandlungszeitraums. Diesen erreichten signifikant mehr Patienten unter Rizmoic (74 versus 36 Prozent).
Rizmoic Tabletten sollten in der Originalverpackung aufbewahrt werden, um sie vor Licht von Feuchtigkeit zu schützen.
Rizmoic ist verschreibungspflichtig.
Naldemedin
Die dreidimensionale Strukturformel können Sie mit einem kostenlosen Zusatzprogramm aus dem Internet, zum Beispiel Cortona von Parallelgraphics, ansehen (externer Link).
Europäischer öffentlicher Beurteilungsbericht (EPAR):
https://www.ema.europa.eu/en/documents/overview/rizmoic-epar-medicine-overview_de.pdf
Zusammenfassung der Merkmale des Arzneimittels:
https://www.ema.europa.eu/en/documents/product-information/rizmoic-epar-product-information_de.pdf
Naldemedin darf während der Schwangerschaft nicht angewendet werden, es sei denn, dass eine Behandlung aufgrund des klinischen Zustands der Frau erforderlich ist. Während der Stillzeit sollte Naldemedin nicht angewendet werden.
Analogpräparat
Letzte Aktualisierung: 29.05.2020