Apotheker helfen beim Ausbau der Teststrategie |
Tatjana Zambo, Vize-Präsidentin des LAV-Baden-Württemberg, versichert: Das flächendeckende System der Apotheken steht bereit, um mehr Schnelltests anzubieten. / Foto: LAV BaWü
Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Bündnis 90/Die Grünen) hatte am gestrigen Mittwochvormittag zu einem virtuellen Spitzentreffen eingeladen, bei dem es um eine Erweiterung der Teststrategie ging. Laut Tagesordnung, die der PZ vorliegt, sollten alle nötigen Verfahren und Rahmenbedingungen abgesteckt werden, damit so bald als möglich mehr Antigen-Schnelltests im Land durchgeführt werden können. Neben Mitgliedern aus der Landesregierung tauschten sich dazu auch Vertreter der Kommunalen Landesverbände sowie Experten aus Wissenschaft und Praxis aus. Mit am Tisch saß auch die Vize-Präsidentin des Landesapothekerverbands Baden-Württemberg Tatjana Zambo, die ab Mai 2021 die Geschicke des LAV leiten wird.
Zambo erklärte gegenüber der PZ, dass sie in der Video-Sitzung erneut verdeutlicht habe, dass die Apotheker jetzt schon eine tragende Rolle in der Teststrategie des Landes spielen und für Erweiterungen jederzeit als Ansprechpartner zur Verfügung stehen: »Wir haben der Landesregierung verdeutlicht, dass unser flächendeckendes System bereitsteht für eine erweiterte Teststrategie. Innerhalb weniger Wochen haben 10 Prozent der Apotheker im Land Teststellen eingerichtet, die Zahl der testenden Apotheken wächst konstant. In der ersten Lockdown-Phase haben wir das Gesundheitssystem mit der systematischen Herstellung von Desinfektionsmitteln unterstützt, im Herbst und im Winter zeigen wir bei den Themen Masken und Antigentests, dass wir eine sehr wichtige Stütze sind.«
In der Tat war die baden-württembergische Landesregierung beim Thema Antigentests Vorreiter. Anfang Februar wurde bekannt, dass die Pharmazeuten im Auftrag des Landes bestimmte Personengruppen regelmäßig testen sollen, dazu gehören beispielsweise Lehrer, Erzieher oder Gesundheitspersonal. Inzwischen ist laut Zambo klar, dass die Apotheker dafür 30 Euro abrechnen können (inklusive Materialkosten). Die Rechenzentren seien bereits im Boot, die Abrechnungen könnten in Kürze starten, so Zambo. Die Vergütung sei aus ihrer Sicht »angemessen«. Denn: »Die Preise der Tests sinken derzeit zwar leicht, die meisten Kollegen haben sich aber schon für weitaus höhere Preise vor Wochen eingedeckt. Mit Blick auf Sach- und Personalkosten muss ich feststellen, dass ich unter dieser Vergütung meine Kollegen wohl nur schwer motivieren könnte, sich an den Testungen zu beteiligen.«
Aber auch bei einer erweiterten Teststrategie, die sich an noch größere Bevölkerungsgruppen richtet, wollen sich die Apotheker laut der LAV-Vizepräsidentin beteiligen. Zambo sagte dazu: »Was die Erweiterung der Teststrategie hier auf Landesebene betrifft, ist noch nicht ganz klar, was die Landesregierung plant.« Es sei aber deutlich geworden, dass insbesondere vulnerable Gruppen und bestimmte Berufsgruppen – wie etwa Gesundheitspersonal, Lehrer oder Erzieher – noch regelmäßiger getestet werden sollen. Zambo kommentiert: »Uns Apothekern ist nur wichtig, dass unsere Hilfeleistung mit der Durchführung von Antigentests nicht nur eine Übergangslösung ist, bis dann die Laientests da sind. Denn wir haben in den Einkauf der Antigentests bereits viel investiert, ebenso in die Ausstattung der Teststellen und natürlich auch ins Personal. Außerdem hätte ich mir gewünscht, dass in der neuen Teststrategie des Landes auch über neue, digitale Dokumentationsmöglichkeiten gesprochen wird. Wir Apotheker hätten beispielsweise gerne dabei geholfen, eine Plattform zur Speicherung von Testergebnissen zu konzipieren.«
Gute Erfahrungen mit Antigen-Schnelltests auf Kosten des Staates sammelt Baden-Württemberg gerade bei einem Pilotprojekt im Landkreis Böblingen. Das Angebot hat mehr Menschen in die Testzentren gelockt. Wie der Landrat des Kreises, Roland Bernhard, kürzlich berichtete, sind im Rahmen des Projekts bereits 125 Coronavirus-Infektion entdeckt worden, obwohl die Personen vorab keinerlei Symptome hatten. Für ihn liegt es auf der Hand, dass es nicht nur in Baden-Württemberg, sondern in ganz Deutschland mehr Schnelltests geben sollte.