Apotheker als Berater und Begleiter |
Die aus klinischer Sicht schwerwiegendste unerwünschte Wirkung, die nahezu allen zytostatisch wirksamen Arzneimitteln gemeinsam ist, ist und bleibt die Knochenmarkssuppression. Diese führt zu einer Neutropenie, einer niedrigen Anzahl weißer Blutkörperchen, mit erhöhter Anfälligkeit gegenüber Infektionen, häufig durch für immunkompetente Personen harmlose Erreger.
Daher ist die Antiinfektiva-Beratung sehr wichtig – ganz im Sinne des Antibiotic Stewardship (ABS). Im Fokus stehen die Auswahl des geeigneten Antibiotikums unter Berücksichtigung der alters- und gewichtsabhängigen Dosierung und die adäquate Therapiedauer. Zur Beurteilung der Effektivität der antiinfektiven Therapie wird zudem großer Wert auf das therapeutische Drug Monitoring (TDM) gelegt. Dieses ermöglicht eine individuelle Dosisanpassung auf Basis der gemessenen Wirkstoffkonzentrationen im Blut, um sowohl die Wirksamkeit zu maximieren als auch Nebenwirkungen zu minimieren.
Eine gezielte Beratung zur Infektionsprophylaxe im ambulanten Bereich hilft den Kindern und Familien, Risikosituationen frühzeitig zu erkennen und Schutzmaßnahmen zu etablieren.
Vor diesem Hintergrund lief von April 2014 bis März 2018 an der Kinderklinik der Universitätsmedizin Frankfurt eine monozentrische prospektive Studie (13), um die Wirksamkeit einer »neutropenen Diät« zur Reduktion des Infektionsrisikos im klinischen und häuslichen Umfeld zu evaluieren. Eine neutropene Diät bezeichnet hier eine spezielle Ernährungsweise für Patienten mit Neutropenie. Ziel ist es, das Risiko von Infektionen, die durch Lebensmittel übertragen werden können, zu minimieren. Die Diät beinhaltet den Verzicht auf rohe oder ungekochte Lebensmittel wie Fleisch, Fisch, Obst und Gemüse, die potenziell gefährliche Bakterien oder Keime enthalten könnten.
Die Analyse umfasste 86 Kinder mit onkologischer Grunderkrankung. Es gab jedoch keinen signifikanten Unterschied hinsichtlich der Infektionsraten zwischen Kindern mit und ohne diätetische Einschränkungen (13).
In der Konsequenz wird in der klinischen Praxis heute zunehmend auf die aktuellen Ernährungsempfehlungen für immunsupprimierte Patienten verwiesen (14) (Tabelle 2). Diese betonen die Notwendigkeit einer hygienisch einwandfreien, ausgewogenen und vollwertigen Ernährung. Apotheker in der stationären und ambulanten Betreuung können Familien anhand der Empfehlungen fundiert beraten.
Nahrungsmittel (Beispiele) | Hohes Risiko (nicht empfohlen) | Geringes Risiko |
---|---|---|
Fleisch, Geflügel und Fisch | roh oder nicht ausreichend erhitzt (Mett, Tartar, offen verkaufter Rohschinken) | ausreichend erhitzt (Fleisch im Kern weiß oder braun gebraten, Saft klar), eingeschweißter Schinken und ähnliche Produkte |
Eier und Eierprodukte | roh oder nicht ausreichend erhitzt (auch Tiramisu) | Eier: Eiweiß und Eigelb festgekocht (eventuell pasteurisierte Eiprodukte wie Flüssigei verwenden) |
Milchprodukte wie Quark, Käse | Produkte aus nicht pasteurisierter Milch (Rohmilchprodukte) | mindestens pasteurisierte Produkte |
Salat | Salatbar, rohe Sprossen | Salat, der sorgfältig gewaschen und zubereitet wurde (kein Biosalat) |
Früchte und Gemüse | nicht geputzt oder gewaschen | gut geputzt und gewaschen (gekocht kein Problem) |