Apotheker als Berater und Begleiter |
Apotheker auf Station haben vielfältige Aufgaben, zum Beispiel die Optimierung der Arzneimitteltherapie durch Prüfung der Medikationspläne oder die Aufklärung der Patienten zur korrekten Einnahme ihrer oralen Arzneimittel (Tabelle 1).
Sie kontrollieren nicht nur die Chemotherapeutika, sondern auch die begleitende Therapie auf mögliche Wechselwirkungen und korrekte Dosierungen. Besonders wichtig ist die Berücksichtigung des Off-Label-Use in der Kinderklinik sowie die Einhaltung von Sicherheitsvorgaben, etwa Rote-Hand-Briefe. So ist beispielsweise Metamizol bei neutropenen Patienten seit Dezember 2024 kontraindiziert, da eine mögliche Agranulozytose aufgrund der neutropenen Symptomatik nicht zuverlässig erkannt werden kann.
Die interprofessionelle Zusammenarbeit von Ärzten, Pflegepersonal und Apothekern kann das Nebenwirkungsmanagement, die Adhärenz und Arzneimitteltherapiesicherheit (AMTS) enorm verbessern.
Prozesse | Aufgaben im Detail |
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Plausibilitätsprüfung und Herstellung | Kommunikation zwischen Station und HerstellungTeilnahme an Tumorkonferenzen: Übermittlung der Information bei Abweichung von einem Therapieprotokoll |
Beratung auf Station | Teilnahme an Stationsvisitenindividuelles NebenwirkungsmanagementBeratung und Aufklärung zu:Chemo- und Supportivtherapie inklusive unerwünschte Arzneimittelwirkungen (UAW)richtige Einnahme und Anwendung von ZytoraliaEinfluss der Ernährung auf das InfektionsgeschehenVorbereitung für die ambulante Weiterversorgung |
elektronische Verordnung des Arztes | Überprüfen und Anlegen der korrekten Verordnung in der digitalen Patientenakte: mehr AMTS, weniger Applikationsfehler |
Medikationsmanagement | Analyse der Gesamtmedikation auf Interaktionen |
Die patientenindividuelle Zubereitung von Chemotherapeutika erfolgt in der zentralen Zytostatikaherstellung der Krankenhausapotheke.
Dieser Prozess beginnt mit einer sorgfältigen Plausibilitätsprüfung der ärztlichen Verordnungen durch die Apotheke. Dabei überprüfen Apotheker unter anderem, ob das Medikament dem Therapieprotokoll entspricht, die angegebene Dosierung bezüglich Körperoberfläche oder Körpergewicht richtig ist und ob eventuell eine Dosisanpassung nötig ist. Eine Anpassung kann beispielsweise bei eingeschränkter Nierenfunktion oder bei Säuglingen unter einem Jahr beziehungsweise mit einem Körpergewicht unter 10 kg erforderlich sein.
Chemotherapeutika werden patientenindividuell in der zentralen Zytostatikaherstellung der Krankenhausapotheke angefertigt und überprüft. / © Adobe Stock/carmakoma
An der Universitätsmedizin Frankfurt erfolgt die Abstimmung bei abweichenden Therapien durch den Stationsapotheker, der gleichzeitig auch in der Zytostatikaabteilung tätig ist. Abweichende Verordnungen kann er bei der morgendlichen Stationsvisite frühzeitig mit den Ärzten klären. Neben der Teilnahme an der wöchentlichen Tumorkonferenz begleitet der Stationsapotheker auch das wöchentlich stattfindende interprofessionelle Teammeeting auf Station, bei dem der aktuelle Behandlungsstand aller Patienten besprochen wird. Das strukturierte Vorgehen minimiert wiederholte Nachfragen; arzneimittelbezogene Probleme können direkt im Team geklärt werden.
Die enge Zusammenarbeit und der optimierte Ablauf von der Verordnung bis zur Herstellung der Zytostatika erhöhen nicht nur die individuelle Patientensicherheit, sondern sparen Ressourcen für Ärzte und Pflegepersonal.
Da es keine direkte Schnittstelle zwischen der Software zur Zytostatikaherstellung und den Computerized-Physician-Order-Entry-(CPOE-)Systemen der Kliniken gibt, arbeitet der Stationsapotheker an dieser sensiblen Stelle im Vier-Augen-Prinzip gemeinsam mit dem verordnenden Arzt. Zur Vermeidung von Transkriptionsfehlern überprüft er vor der Herstellung des Arzneimittels sorgfältig die Übertragung der ärztlichen Verordnung in die elektronische Patientenakte und bereitet diese für die ärztliche Prüfung und Freigabe vor. Hier werden auch die korrekten Dosierungen in standardisierten Infusionsvolumina angegeben. Dies erleichtert dem Pflegepersonal die Anwendung und vermindert das Risiko von Applikationsfehlern beim Anhängen der Chemotherapie-Infusion.