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AMK warnt

Anwendungsfehler bei Trexject-Spritzen

Der AMK liegen mehrere Berichte vor, dass Patienten Schwierigkeiten bei der Vorbereitung und Verabreichung der Methotrexat-haltigen Trexject-Fertigspritzen hatten. Die Probleme traten vor allem auf, wenn ein rabattvertragsbedingter Austausch stattfand.
Daniela Hüttemann
11.03.2020  11:10 Uhr

Der Arzneimittelkommission der Deutschen Apotheker (AMK) liegen seit April 2018 19 Meldungen zu Arzneimittelrisiken im Zusammenhang mit der Anwendung von Trexject® vor. Das Produkt der Firma Medac wird als Fertigspritze bezeichnet, obwohl das Arzneimittel nicht applikationsfertig ist, kritisiert die AMK und schlägt »vorgefüllte Spritze« als weniger irreführende Bezeichnung vor.

In zehn der 19 Meldungen berichteten Apotheker folgendes: Patienten hatten Probleme, die beiliegende Kanüle auf die vorgefüllte Spritze aufzuschrauben. Relevant war dies zum einen bei Rheumatikern mit eingeschränkter Fingerbeweglichkeit sowie bei Patienten, die vormals eine applikationsfertige Spritze benutzten, oder es gewohnt waren, die Kanülen auf die Spritze aufzustecken. Erschwerend komme hinzu, dass die Gebrauchsinformation von Trexject weder eine bebilderte noch eine schriftliche Anleitung zur Vorbereitung und Injektion der Spritze enthalte. »Aufgrund von missglückten Vorbereitungen konnten erfahrene Patienten ihr Arzneimittel nicht oder nur mit Einschränkungen anwenden; es kam zudem zu Stichverletzungen und Kontamination der Haut oder der Umgebung mit Methotrexat (MTX)«, schreibt die AMK.

Zudem weist die AMK daraufhin, dass Trexject im Vergleich zu anderen MTX-Fertigspritzen ein größeres Injektionsvolumen aufweist. »Ein Patient, der vormals ein Präparat mit einer MTX-Konzentration von 50 mg/ml angewandt hatte, musste nach dem Wechsel auf Trexject anstelle von 0,4 ml (entsprechend 20 mg MTX) nun 2 ml Lösung injizieren (Konzentration der Trexject-Injektionslösung: 10 mg/ml).« Die AMK verweist in diesem Zusammenhang auf ein wissenschaftliches Review aus dem Oktober 2019 in »Advances in Therapy«, das bei subkutaner Applikation ein maximales Injektionsvolumen von 1,5 ml einzuhalten empfiehlt.

Die meldenden Apotheker verwiesen zudem auf die Gebrauchsinformation, laut der Trexject »von einem Arzt oder Pflegepersonal oder unter deren Aufsicht verabreicht« werden solle. »Diese Formulierung verunsicherte Patienten, die vormals MTX-Spritzen angewandt hatten, deren Gebrauchsinformation eine Anwendung durch den Patienten nach einer Schulung ausdrücklich erwähnt«, schreibt die AMK. Und: »Die berichteten Probleme führten bei betroffenen Patienten zu Therapieabbrüchen, Verunsicherungen, Adhärenz-Problemen und Nebenwirkungen wie Schmerzen bei der Injektion.«

Die AMK wandte sich bezüglich der gemeldeten Probleme auch an den Hersteller. Dieser teilte der AMK mit, dass eine Änderung der Gebrauchsinformation, die bislang keine Anleitung zur Vorbereitung und Injektion der Spritze enthält, geplant sei. Eine bebilderte Kurzanleitung zur Anwendung der Spritzen ist im internen Bereich der AMK als PDF abrufbar.

Patienten bei Erstabgabe umfassend aufklären

Viele der meldenden Apotheker hatten betont, dass die Risiken erst aufgrund eines rabattvertragsgemäßen Arzneimittelaustauschs auftraten. Daher empfiehlt die AMK den Apotheken, vor der Erstabgabe von Trexject-Spritzen zu prüfen, ob Patienten die Vorbereitung und Applikation umsetzen können. Bei Hinweisen zu Anwendungsproblemen oder Nebenwirkungen aufgrund einer Rabattvertragssubstitution seien gegebenenfalls pharmazeutische Bedenken geltend zu machen. Grundsätzlich bittet die AMK, Arzneimittelrisiken bei der Anwendung von MTX-Fertigspritzen unter www.arzneimittelkommission.de zu melden.

Bereits 2018 hatte das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) um verstärkte Aufmerksamkeit bei der Verordnung und beim Austausch von MTX-haltigen Arzneimitteln gebeten. Der Pharmakovigilanz-Ausschuss der EMA empfahl im Juli 2019 einen Maßnahmenkatalog gegen Dosierfehler. Im November 2019 folgte ein Rote-Hand-Brief zu Maßnahmen, um folgenschwere Dosierfehler zu vermeiden. Im Rahmen einer antientzündlichen Therapie von rheumatoider Arthritis und anderen Autoimmunerkrankungen werden MTX-Spritzen wöchentlich appliziert. Eine falsche Anwendung von MTX ist grundsätzlich mit erheblichen Risiken verbunden. 

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