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Schleswig-Holstein
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Ärzte im Norden sehen Apotheken-Dienstleistungen gelassen

Das Getöse mancher Ärzteverbände gegen das Impfen in der Apotheke und die pharmazeutischen Dienstleistungen kann Schleswig-Holsteins Ärztekammerpräsident Professor Dr. Henrik Herrmann nicht nachvollziehen. Es gebe genug Probleme, die man besser gemeinsam angehen sollte.
AutorKontaktDaniela Hüttemann
Datum 16.06.2022  15:45 Uhr

Dienstleistungen zum Markenkern machen

»Das Impfen in der Apotheke wird mit der Zeit mehr und mehr zu unserem Berufsbild gehören«, ist sich Christiansen sicher. Gleiches gelte für die pharmazeutischen Dienstleistungen. Er habe sogar die Hoffnung, dass diese Aufgaben helfen, zurück zum »wahren Markenkern von Apotheke« zurückzufinden.

Den Krankenkassen sei es in den Verhandlungen ausschließlich um Verzögerung und Verhinderung gegangen. Großes Ziel scheine es zu sein, dass die Apotheken es nicht schaffen, den Honorartopf von jährlich 150 Millionen Euro abzurufen, um schnell wieder kürzen zu können. Auch hinter dem Wunsch der Krankenkassen für die pharmazeutische Betreuung von Organtransplantierten sieht Christiansen mehr Verhinderungstaktik als die Sorge um das Wohl der Betroffenen. »Bei 3500 Organtransplantierten in Deutschland pro Jahr kommt ein Patient auf fünf Apotheken«, rechnete der Kammerpräsident vor. Damit dürfte diese Dienstleistung pro Apotheke nur äußerst selten abgerufen werden.

Selbst wenn hier jeder Anspruchsberechtigte die Dienstleistung auch erhalten würde, würde dies nur 0,25 Prozent des 150-Millionen-Budgets ausmachen, rechnete Christiansen weiter. »Würden wir nur diese Dienstleistung einmal im Jahr erbringen, bräuchten wir bei gleichbleibenden Zahlen 400 Jahre, um das vorgesehene Jahresbudget aufzubrauchen – ein Schelm, wer Böses dabei denkt…«, so Christiansen.

»Und deshalb möchte ich Sie – bei aller berechtigter Kritik, bei allen Widerständen und Widrigkeiten, die wir bei der Umsetzung und Erbringung von pharmazeutischen Dienstleistungen überwinden müssen – auffordern, sich für diese einzusetzen«, plädierte der Kammerpräsident. »Uns könnte nichts Besseres passieren, als wenn die 150 Millionen Euro am Endes Jahres nach weniger als sechs Monaten aufgebraucht sind.«

E-Rezept: Jetzt Testdurchläufe gemeinsam mit Ärzten starten

Ebenso gelte es, das E-Rezept zu einer Erfolgsgeschichte für die Apotheken vor Ort zu machen. Schleswig-Holstein nimmt hier gemeinsam mit Westfalen-Lippe eine Vorreiterrolle ein, da in diesen Regionen als ersten bundesweit das E-Rezept zum 1. September auch für die Ärzte zur Pflicht wird. »Wir alle gemeinsam sind hier Pioniere«, so Christiansen. Sehr vieles sei bislang schlecht gelaufen und laufe noch immer nicht optimal.

Der Kammerpräsident rät daher jeder einzelnen Apotheke, den Ablauf mit einem von der Gematik bereitgestellten elektronischen Testrezept für einen virtuellen Patienten gemeinsam mit den Arztpraxen vor Ort durchzuspielen. »Suchen Sie das Gespräch mit Ihren Ärztinnen und Ärzte, weisen Sie auf diese Möglichkeit hin und machen Sie auch Ihrem Softwarehaus buchstäblich Feuer unter dem Hintern, damit alle jetzt wirklich E-Rezept-ready werden.«

Gematik, Apothekerverband und Apothekerkammer Schleswig-Holstein würden nun wöchentlich konferieren; Kammer und Verband wollen die Apothekerschaft fortlaufend mit Informationen versorgen. »Alle diejenigen, die sich der Einführung des E-Rezepts verweigern, müssen sich bewusst sein, dass sie damit den europäischen Versandhändlern in die Karten spielen«, warnte Christiansen.

Jede Apotheke müsse dafür sorgen, dass »ihre Patienten« ihnen auch ihre Gesundheit anvertrauen und die Rezepte zu ihnen »wischen«. Der Kammerpräsident sieht hier gerade eine Chance für Apotheken auf dem Land oder in Stadtteilen, wo es bereits keine Arztpraxen mehr gibt.

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