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Wirksam gegen RNA-Viren

Zwei neue Naturstoffklassen gefunden

Das Coronavirus SARS-CoV-2 ist bei Weitem nicht das einzige humanpathogene RNA-Virus. Weitere antivirale Substanzen werden benötigt. Eines Tages könnten vielleicht Persicamidine oder Thiamyxine als Medikamente zur Anwendung kommen.
Sven Siebenand
21.03.2023  15:00 Uhr

Forschende am Helmholtz-Institut für Pharmazeutische Forschung Saarland (HIPS) in Saarbrücken haben zwei neue Naturstofffamilien mit vielversprechender Aktivität gegen Viren identifiziert. Das meldet das HIPS und weist auf die entsprechenden Originalpublikationen in »Angewandte Chemie« hin.

Ein Team um Erstautorin Professor Dr. Lena Keller publiziert zu den sogenannten Persicamidinen, die aus Kibdelosporangium persicum sp. nov., einem neu entdeckten Stamm der Aktinobakterien, isoliert wurden. Das Team um Erstautor Patrick A. Haack beschreibt in einer anderen Publikation die sogenannten Thiamyxine aus einem Myxobakterienstamm.

Für beide neu entdeckten Naturstofffamilien ließ sich eine starke Hemmung von RNA-Viren in Corona-, Zika- und Dengue-Virusinfektionsmodellen nachweisen. Im Fall der Persicamidine seien die Aktivitäten gegen SARS-CoV-2 beispielsweise vergleichbar mit denen des antiviralen Covid-19-Wirkstoffs Remdesivir.

Aufgrund ihrer guten antiviralen Aktivitäten stellen die neuen Naturstoffklassen vielversprechende Startpunkte für die Entwicklung zukünftiger Wirkstoffe gegen SARS-CoV-2 und andere RNA-Viren dar, heißt es beim HIPS. Eine biotechnologische Optimierung der Produktion oder die Entwicklung einer chemischen Syntheseroute seien wegen der vergleichsweise geringen Produktionsraten der Thiamyxine von großem Interesse, um den Naturstoff in ausreichenden Mengen für weitere Analysen zur Verfügung zu stellen.

In Folgestudien wollen die Forschenden die Wirkmechanismen der beiden neuen Naturstofffamilien untersuchen, deren Aufklärung ein weiterer Schritt hin zur Entwicklung antiviraler Wirkstoffe sein wird. Eines dürfte sicher sein: Bis Persicamidine oder Thiamyxine bei Menschen zum Einsatz kommen können, wird vorab noch viel Forschungsarbeit zu leisten sein.

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