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Prä- und Prokrastination

Zwei Extreme in puncto Arbeitsverhalten

»Nur unter Druck kann ich richtig gut sein«

Die Angst vor dem Versagen, vor einer schlechten Bewertung sowie zu hohe Ansprüche an die eigene Leistung sind Gründe, warum Betroffene Aufgaben als unangenehm (aversiv) empfinden. Prokrastinierer geben oft an, sie seien leistungsfähiger, wenn die Zeit wirklich knapp wird. Diese Aussage behalten die meisten chronischen Prokrastinierer auch dann noch bei, wenn sie in der Vergangenheit bereits schmerzlich erfahren mussten, dass das Ergebnis und die Qualität der geleisteten Arbeit für sie eher enttäuschend war. Nicht selten nutzen sie dann den Zeitmangel als eine Erklärung für die eigene schlechte Leistung und schützen dadurch ihren Selbstwert. Ganz nach dem Motto: »Wenn ich mich mehr angestrengt hätte, wäre die Note viel besser!« Dieses Verhaltensmuster wir auch als »Self-handicapping« bezeichnet.

Paradoxerweise haben Untersuchungen gezeigt, dass Prokrastinierer andere Menschen, die das gleiche Arbeitsverhalten zeigen, meist als weniger sympathisch und vertrauenswürdig empfinden. So werden Dozenten, die eine sehr lange Zeit brauchen, um eine Klausur zu korrigieren, für die sich der Prokrastinierer »auf den letzten Drücker« vorbereitet hat, vom selbigen als weniger zuverlässig betrachtet.

Präkrastination

Recht neu und eher ein Zufallsbefund ist das Phänomen der Präkrastination. Hierbei handelt es sich um die frühzeitige und eilige Erledigung der Aufgaben, auch wenn dies häufig einen wesentlich größeren Aufwand und eine größere Anstrengung erfordert. Die Studienlage auf diesem Gebiet ist zurzeit noch recht dünn. Dennoch haben Forscher erste Erklärungen für das Phänomen. Sie vermuten, dass Menschen, die zur Präkrastination neigen, damit zum einen ihr Gedächtnis entlasten, sich zum anderen aber als verantwortungsvoll und würdig zeigen wollen. »Präkrastinierer« erledigen ihre Arbeitjedoch häufig halbherzig, schnell, versäumen nicht selten Aufgaben in anderen Bereichen und vernachlässigen ihre sozialen Kontakte.  Sie gelten deshalb meist nicht automatisch als besser organisiert und sind auch nicht beliebter als diejenigen, die eine Aufgabe strukturiert, kontinuierlich und zur richtigen Zeit anfangen.

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