Zulassungsempfehlung für Vericiguat bei Herzinsuffizienz |
Daniela Hüttemann |
25.05.2021 17:04 Uhr |
Herzinsuffizienz ist die häufigste Ursache für Krankenhausaufenthalte in Europa. Vericiguat soll das Risiko reduzieren. / Foto: Getty Images/katleho Seisa
Genau wie Riociguat (Adempas®) stimuliert Vericiguat (Verquvo®) die lösliche Guanylatcyclase, die eine wichtige Rolle im Stickstoffmonoxid- (NO)-Signalweg spielt. Wenn NO an die Guanylatcylse bindet, katalysiert dieses Enzym die Synthese des Second Messengers zyklisches Guanosinmonophosphat (cGMP). Dieser wiederum ist an der Regulation des vaskulären Tonus, der Kontraktibililtät des Herzens und am sogenannten kardialen Remodeling beteiligt, also am Umbau der Herzmuskelzellen.
Die einmal tägliche Gabe des oral verfügbaren Vericiguats soll zu einer Muskelrelaxation und Vasodilatation im Herz-Kreislauf-System führen und somit die Beschwerden einer Herzinsuffizienz, die mit einer gestörten NO-Synthese assoziiert ist, bessern. Der Wirkmechanismus unterscheidet sich von dem der anderen verfügbaren Herzinsuffizienz-Therapeutika.
Vericiguat soll in Tablettenform in den Dosierungen 2,5 mg, 5 mg und 10 mg auf den Markt kommen. Indiziert es zur Behandlung von Erwachsenen mit Herzinsuffizienz mit reduzierter Ejektionsfraktion, die nach einem kürzlich aufgetretenen Dekompensationsereignis, das eine intravenöse Therapie erforderte, stabilisiert wurden. Diese Patienten haben ein besonders hohes Risiko für einen Herz-Kreislauf-bedingten Tod oder Krankenhausaufenthalt.
In einer Phase-III-Studie mit dem prestigeträchtigen Namen VICTORIA und 5050 Teilnehmern unter bereits leitliniengerechter Therapie konnten die Hersteller Bayer und MSD zeigen, dass die zusätzliche einmal tägliche Einnahme von 10 mg Vericiguat im Vergleich zu Placebo die Rate kardiovaskulärer Todesfälle oder Hospitalisierung nach Herzversagen von 40,9 auf 37,9 Prozent leicht verringern konnte (Hazard Ratio 0,90; 95%-Konfidenzintervall 0,83 – 0,98; P=0.02). Die USA-Arzneimittelbehörde hatte die Zulassung im Januar 2021 erteilt.
»Selbst unter leitliniengerechter Therapie kommt es bei vielen Herzinsuffizienz-Patienten zu einer fortschreitenden Verschlechterung der Symptome, sodass eine Krankenhauseinweisung oder die Gabe intravenöser Diuretika erforderlich sind. Dies ist eine der größten Herausforderungen, die es bei der Behandlung der chronischen Herzinsuffizienz zu bewältigen gilt, denn leider verstirbt jeder fünfte an Herzinsuffizienz erkrankte Patient nach einer Dekompensation innerhalb von zwei Jahren«, sagte Dr. Burkert Pieske, Professor für Innere Medizin und Kardiologie an der Charité und Studienleiter der VICTORIA-Studie in einer Bayer-Pressemitteilung zur CHMP-Empfehlung.
Nach der Zulassung würde Vericiguat die erste Behandlungsoption sein, die speziell bei Patienten kurz nach ihrer Dekompensation untersucht wurde. »Die Behandlung soll dazu beitragen, die Abwärtsspirale von sich wiederholenden Dekompensations-Ereignissen aufzuhalten, das Risiko einer erneuten Hospitalisierung zu verringern und hoffentlich das Leben der Patienten sowie ihrer Familien zu verbessern«, so Pieske. Bayer und MSD erwarten die Entscheidung der EU-Kommission über die Zulassung in den kommenden Monaten.