Zambo fordert 50 Euro für PoC-NAT-Tests |
Tatjana Zambo, Präsidentin des LAV Baden-Württemberg, bietet in ihrem Testzentrum auch PoC-NAT-Tests an. / Foto: LAV BaWü
PZ: Frau Zambo, Sie haben die derzeitige Vergütung von 30 Euro je PoC-NAT-Test als zu gering kritisiert. Jetzt soll die Vergütung aber bald auf etwas mehr als 40 Euro ansteigen. Wäre das ein Honorar, bei dem die Apotheken flächendeckend PoC-NAT-Tests anbieten könnten?
Zambo: Ich halte 40 Euro immer noch für zu wenig. 30 Euro sind ja praktisch unterfinanziert, da haben wir noch nicht mal unsere Kosten drin. Mit 40 Euro haben wir gerade so die Kosten drin, aber noch keine Personalkosten und den Aufwand miteinberechnet. Ich sehe das problematisch, weil wir damit keine Kollegen motivieren können, miteinzusteigen und extra ein Testgerät für etwa 2500 Euro anzuschaffen. Diejenigen, die das Gerät schon haben, können vielleicht einsteigen, aber um das System großflächig zu stützen, müsste die Vergütung bei rund 50 Euro plus Abstrichkosten von 8 Euro je Test liegen. Damit werden wir uns keine goldene Nase verdienen, sondern können die Kosten, den Aufwand und die Beratung decken. Gerade der Beratungsaufwand ist bei einem PCR-Test deutlich größer als bei einem Schnelltest.
PZ: Bieten Sie in Ihrer Apotheke derzeit selbst PoC-NAT-Tests an?
Zambo: Wir bieten PCR-Tests schon länger in unserem Testzentrum für 79 Euro auf Selbstzahlerbasis an. Dieser Preis ist rentabel, wenn man wenige Tests macht.
PZ: Was würden Sie von einer Anschubfinanzierung, also einer einmaligen Zahlung und dann einer niedrigeren Vergütung, halten? Würde das zu einer flächendeckenden PCR-Testung in Apotheken führen?
Zambo: Das ist ein interessanter Aspekt. Ich persönlich glaube aber, dass die Politik das nicht machen wird. Wir sind ja gerade in einer Situation, wo wir nicht genau wissen, was auf uns zukommt bezüglich der PCR-Testgeräte. Die Frage ist, brauchen wir künftig mehr oder weniger PCR-Tests oder gar keine mehr? Wird sogar irgendwann gegurgelt? Ich kann mir deshalb nicht vorstellen, dass uns der Gesetzgeber 2500 Euro für ein Gerät gibt. Zudem sind es auch nicht nur die Gerätekosten, auch der Aufwand, die Personalkosten oder Schulungen müssen abgebildet werden.
PZ: Gibt es noch andere Probleme bezüglich der Tests, sind diese derzeit etwa überhaupt auf dem Markt in ausreichender Zahl verfügbar?
Zambo: Ich weiß beispielsweise von einer Firma, die ausreichend Geräte zur Verfügung stellen kann. Es wäre einfach wünschenswert, wenn uns die Politik diese Woche schnell ein Zeichen setzt. Denn es braucht für die, die noch kein Gerät haben, ein paar Tage, um einsteigen zu können.
PZ: Halten Sie die geplante Priorisierung von bestimmten Gruppen bei den PCR-Tests für sinnvoll?
Zambo: Das finde ich ein ganz falsches Zeichen. Dieser Gedanke ist nicht zu Ende gedacht, denn er bedeutet im Umkehrschluss, dass jemand mit einem positiven Schnelltest-Ergebnis erst als erkrankt und später als genesen gilt. Das würde bedeuten, dass ich auch jemanden mit einem positiven Schnelltestergebnis einen Genesenenstatus geben muss. Der PCR-Test war immer noch eine absolute Bestätigung, dass dieser Mensch wirklich an Covid-19 erkrankt ist. Zudem gibt es Teststationen, die bei den derzeit niedrigen Temperaturen testen und reihenweise falsch-positive Testergebnisse erhalten. Diese Personen kommen dann zu Unrecht in Isolation und bekommen fälschlicherweise ein Genesenenzertifikat. Bei anderen unzureichend qualifizierten Teststationen gibt es dann Gefälligkeits-Positivergebnisse und damit die Gelegenheit für manche Impfgegner an einen Genesennachweis zu kommen.
Um gerade PCR-Testkapazitäten einzusparen, könnte man Personen, die eine rote Warnung auf der Corona-Warn-App haben, engmaschig mit Schnelltests testen. Bei einem positiven Fall muss man zudem nicht das ganze Umfeld mit einem PCR-Test testen, das geht auch mit Schnelltests. Und wer sich aus der Isolation freitesten will, braucht auch keinen PCR-Test, solange etwa das Schnelltestergebnis noch positiv ist. Hier verpulvern wir gerade große Kapazitäten.