Zahnbürste & Co – alles klar? |
Zahnpasten ergänzen die mechanische Reinigung mit der Zahnbürste und leisten mehr als die Zufuhr von Fluorid. Vielmehr beugen sie Zahnerkrankungen wie Gingivitis, Erosion und Hypersensitivität vor, entfernen Verfärbungen und erfrischen den Atem. Neben Fluoriden enthalten sie deshalb weitere Wirkstoffe sowie eine Vielzahl von Hilfsstoffen wie Tenside, abrasive Stoffe (»Putzkörper«), Süßstoffe oder Geschmacksstoffe (Tabelle 1).
Komponenten | Beispiele |
---|---|
Putzkörper | Siliciumdioxid, Aluminiumoxidtrihydrat, Calciumcarbonat, Natriumhydrogencarbonat, Kieselsäure |
Tenside | Poloxamer, Natriumlaurylsulfat |
Bindemittel | Xanthangummi, Carbomer, Carboxymethylcellulose, Carrageen, Alginsäure |
Puffer | Natriumhydroxid, Trinatriumphosphat |
Feuchthaltemittel | Sorbitol, Glycerin, Xylit, Propylenglykol |
Farb-, Süß- und Geschmacksstoffe | Titandioxid, Saccharin, Xylit, Pfefferminzöl, Menthol, Nelkenöl, Anisöl, Fenchelöl |
Für eine effektive Kariesprophylaxe wird mindestens zweimal tägliches Zähneputzen mit einer fluoridhaltigen Zahnpasta empfohlen. Fluoride machen den Zahnschmelz resistenter gegen die Säureattacken, unterstützen dessen Remineralisierung mit Calcium und Phosphat aus dem Speichel und hemmen zudem die säureproduzierenden Bakterien. Neben dem Fluoridzusatz in der Zahnpasta als wichtigste Quelle für die Kariesprophylaxe enthält auch die Nahrung Fluoride. Weiterhin empfehlen die zahnmedizinischen Gesellschaften zur Kariesprophylaxe eine möglichst zuckerarme Ernährung und das Kauen von zuckerfreien Kaugummis zur Anregung des Speichelflusses und damit der Remineralisierung.
Besteht ein erhöhtes Kariesrisiko, zum Beispiel bei Kindern und Jugendlichen, kann der Zahnarzt die Zähne mit einer dünnen Kunststoffschicht versiegeln oder Zahnpasten mit höheren Fluoridkonzentrationen, Flouridlacke, -gelee oder -spülungen verordnen (19).
Seit Herbst 2018 empfehlen die zahnmedizinischen Fachgesellschaften höhere Fluoridkonzentration für Kinder (Tabelle 2; 19). Die orale Fluoridprophylaxe wird von Zahnärzten in Gegensatz zu den Kinderärzten nicht empfohlen. Fluorid wirkt lokal besser; zudem besteht bei oraler Gabe das Risiko der Überdosierung, erkennbar an weißen Flecken im Zahnschmelz (Fluorose). Für die maximale Aufnahme von Fluorid pro Tag nennt die Europäische Lebensmittelsicherheitsbehörde (EFSA 2013; 20) altersbezogene Grenzen:
Zahnpasten enthalten verschiedene Fluorid-Verbindungen. Am häufigsten ist Natriumfluorid enthalten. Zinnfluorid wirkt zusätzlich antibakteriell. Aminfluorid hat aufgrund seines Tensidcharakters eine hohe Oberflächenaktivität und bildet rasch Calciumfluorid. Natriummonofluorphosphat muss zunächst enzymatisch gespalten werden und hat deshalb einen verzögerten Wirkeintritt. Während Fluoride wie Natriumfluorid wirksam Karies vorbeugen, sind sie bei starken Säuren nicht effektiv genug und können die Zähne nicht vor Erosion schützen. Wirksamer sind Zinnfluorid, Zinnchlorid plus Aminfluorid, die eine Schutzschicht über den Zahn legen, sowie eine Kombination von Calciumcarbonat und Arginin (21).
Alter | Konzentration | tägliche Anwendung | Menge Zahnpasta |
---|---|---|---|
ab Durchbruch des ersten Zahns bis 2. Geburtstag | 500 ppm | 2 x | erbsengroß |
oder 1000 ppm | 2 x | reiskorngroß | |
2. bis 6. Geburtstag | 1000 ppm | 2 x | erbsengroß |
ab 7. Geburtstag | 1450 ppm | 2 x | erbsengroß |
Jugendliche ab 12 Jahren und Erwachsene | 1450 ppm | 2 x | circa 1 cm Streifen |
»Sensitiv«-Zahnpasten enthalten verschiedene Wirkstoffe, die den Schmerz bei hypersensiblen Zähnen mindern sollen (22). Kaliumnitrat und -citrat depolarisieren die Neurone im Zahninneren und hemmen so die Schmerzweiterleitung an den Synapsen. Dagegen blockieren Zinnfluorid, Strontiumchlorid/-acetat, Calcium natriumphosphosilikat, Nanohydroxyapatit, Arginin plus Calciumcarbonat sowie Calciumphosphosilikat die Dentintubuli und stoppen dadurch die Flüssigkeitsbewegung im Inneren und somit die Nervenstimulation.