Zahnbürste & Co – alles klar? |
Die mechanische Reinigung mit einer Zahnbürste ist der wichtigste Teil der Mundhygiene. Mittels der auf die Plaque wirkenden Scherkräfte werden mehr als 90 Prozent des Zahnbelags entfernt (12). Bereits bei Durchbrechen der Milchzähne durch den Kiefer bildet sich Plaque; daher muss bereits bei den Kleinsten regelmäßig geputzt werden.
Werkzeuge zur Zahnpflege sind keine Erfindung der Neuzeit. Bereits 3000 v. Chr. wurden in Ägypten Kaustäbe zur Reinigung der Zähne verwendet. Die sogenannten Miswaks waren Äste oder Wurzeln des Zahnbürstenbaumes (Salvadora persica), der interessanterweise auch Fluorid, Calcium und Silikate enthält. Die erste Borstenzahnbürste mit Schweineborsten und Bambusgriff wurde in China um 1500 entwickelt. Fast 500 Jahre später, 1938, kam die erste Zahnbürste mit Nylonborsten auf den Markt. Die ersten elektrischen Zahnbürsten wurden in den 1960er-Jahren entwickelt.
Die Zahnbürste soll weiche oder mittelharte abgerundete Kunststoffborsten haben. Bürsten mit einem Kurzkopf erreichen enge Stellen des Kiefers besser. Ein systematischer Review legt nahe, dass Zahnbürsten mit angewinkelten Borsten Zahnbelag besser entfernen als flache oder solche, bei denen die Borsten verschieden hoch sind (13). Nach spätestens drei Monaten sollte die Bürste ausgetauscht werden, da bei gebogenen Borsten die Putzleistung abnimmt und die Verletzungsgefahr des Zahnfleischs steigt. Indikatorborsten mit mechanisch sensitivem Farbstoff signalisieren, wann ein Wechsel angezeigt ist.
Neben einer Vielzahl von Handzahnbürsten gibt es auch eine große Auswahl von elektrischen Zahnbürsten. Bringen diese einen Vorteil im Vergleich zu manuellen Bürsten? Der systematische Cochrane-Review von Yaacob und Mitarbeitern (2014) zeigte, dass elektrische Zahnbürsten, vor allem solche mit oszillierend-rotierender Bewegung, den manuellen bezüglich der Entfernung von Plaque und der Reduktion von Gingivitis überlegen sind (14).
Daneben bieten elektrische Zahnbürsten weitere Vorteile, die eine effektive Zahnreinigung unterstützen. Die Andruckkontrolle bei verschiedenen Modellen verhindert, dass die Zähne mit zu viel Druck geputzt werden, was langfristig zu deren Abrasion führen kann (15). Eingebaute Timer erhöhen nachweislich die Compliance, die empfohlenen zwei Minuten zu putzen (15, 17), denn Studien haben gezeigt, dass die Menschen durchschnittlich nur circa 45 Sekunden putzen (16). Runde Bürstenköpfe unterstützen besonders das Putzen auf der Zahninnenseite, wo sich gerade im Unterkiefer aufgrund der Lage der Speicheldrüsen verstärkt Zahnstein bildet. Die Putztechnik mit Führen der Bürste von Zahn zu Zahn und kurzem Halten sowie die verschiedenen Aufsteckbürsten machen es Kindern und älteren Personen sowie Pflegenden von Menschen mit Behinderung oder Demenz einfacher, die Zähne gründlich zu reinigen.
Wichtige Instrumente zur Mund- und Zahnpflege. Elektrische Zahnbürsten sind den manuellen in puncto Plaque-Entfernung überlegen. / Foto: AOK-Mediendienst
Was bringt längeres Putzen? Eine Studiengruppe fand bereits 1993 heraus, dass nach zwei Minuten Putzen mit einer elektrischen Zahnbürste mehr als 80 Prozent der Plaque entfernt sind, nach 30 Sekunden aber nur circa 50 Prozent. Eine Verlängerung der Putzzeit über drei Minuten hinaus brachte keine weitere Verbesserung (18).
Zu einer optimalen Mundhygiene gehören auch Zahnseide und Interdentalreiniger, da die Bürste nur circa drei Fünftel der Zahnoberfläche erreicht. Vor allem die Zahnzwischenräume müssen mit Zahnseide oder Interdentalbürstchen gereinigt werden. Interdentalreiniger sind auch gut geeignet, größere Zwischenräume bei Implantaten, Brücken oder Brackets zu säubern. Hier herrscht in Deutschland allerdings noch Nachholbedarf: Putzen drei von vier Bundesbürgern gemäß einer Forsa-Umfrage von 2018 zweimal täglich ihre Zähne, gehört die Benutzung von Zahnseide nur bei knapp 15 Prozent zur täglichen Routine.